Fußball

Sechs Lehren der WM-Qualifikation Bulgaren kurios, Bleus blamiert, Oranje trotzt

Tor für Oranje: Kapitän Wesley Sneijder.

Tor für Oranje: Kapitän Wesley Sneijder.

(Foto: imago/Bildbyran)

Den Luxemburgern gelingen in der WM-Qualifikation sagenhafte drei Tore, und doch verlieren sie. Den Franzosen gelingt keins, aber einen Punkt nehmen sie mit. Und dann ist da noch die Geschichte mit Christoph Daum.

In zwei Jahren wollen die deutschen Fußballer wieder die besten der Welt sein und bei der WM ihren vor zwei Jahren in Brasilien gewonnenen Titel erfolgreich verteidigen. Davor hat die Fifa allerdings ein Auswahlverfahren gesetzt. Für die europäischen Mannschaften heißt das: 54 Teams streiten sich in neun Sechser-Gruppen um 13 Starplätze. Aber wie sagte es Mittelfeldspieler Toni Kroos schon vor dem ersten Spiel: "Wir werden uns für Russland qualifizieren, das kann ich Ihnen garantieren." Und in der Tat: Während die Elf des Bundestrainers Joachim Löw ihre Aufgabe in Oslo gegen Norwegen problemlos löste, 3:0 gewann und sich über zwei Tore des zuletzt arg gehemmten Thomas Müller freute, mühte sich die Konkurrenz.

Geht doch: Thomas Müller.

Geht doch: Thomas Müller.

(Foto: imago/MIS)

Tschechien, der vermeintlich schwerste deutsche Gegner in der Gruppe C, musste sich in Prag mit einem 0:0 gegen die Nordiren begnügen, bei denen der ungekrönte EM-König Will Grigg nicht einmal im Kader stand. Und San Marino durfte sich vor 886 Zuschauern im Stadio Olimpico di Serravalle darüber freuen, im Duell der Außenseiter nur 0:1 gegen Aserbaidschan verloren zu haben. Und sonst? Die Franzosen, die im Halbfinale der EM die deutsche Mannschaft mit 2:0 besiegt hatten, quälten sich in Borisov zu einem 0:0 in Weißrussland. Europameister Portugal verlor im St.-Jakob-Park zu Basel mit 0:2 in der Schweiz. Und die Polen verspielen beim Gastspiel in Astana gegen Kasachstan ein 2:0 zur Pause und mussten sich am Ende mit einem Punkt zufrieden geben. Souverän traten allein die Waliser auf, die mit 4:0 gegen Moldawien gewannen, und die Spanier, die in Leon beim 8:0 gegen Liechtenstein keine Gnade kannten. Neun Gruppen, 27 Spiele - was bleibt? Sechs Lehren aus der WM-Qualifikation:

1. Die Niederlande trotzen dem Chaos

"Oranje im Griff des Chaos", hatte das Magazin "Voetbal International" vor der Partie in Schweden getitelt. Erst kündigte Assistent Dick Advocaat seinen Abschied zu Fenerbahce an, dann erklärte der andere Co-Trainer, Marco van Basten, dass er die Elftal in Richtung Fifa verlassen will. Und auch verbandsdirektor Bert van Oostveen wird seinen Posten aufgeben. Dafür lief es dann in Solna eigentlich ganz gut für das Team von Trainer Danny Blind. Beim 1:1 gegen Schweden im ersten Pflichtspiel ohne den zurückgetretenen Superstar Zlatan Ibrahimovic waren die Niederländer, die es ja nicht geschafft hatten, sich für die EM zu qualifizieren, die bessere Mannschaft. Kurz vor der Pause hatte der frühere HSV-Angreifer Marcus Berg die Gastgeber mit einem hübschen Lupfer von der Strafraungrenze in Führung gebracht, Kapitän Wesley Sneijder in der 67. Minute per Abstauber ausgeglichen. Und vielleicht reicht es im zweiten Spiel in dieser Gruppe A zu einem Sieg: Am 7. Oktober in Amsterdam heißt der Gegner dann Weißrussland.

2. Frankreich blamiert sich, Portugal auch

Apropos Weißrussen: So schlecht sind die nun auch wieder nicht. Gegen Frankreich, den Favoriten in besagter Gruppe A, erkämpften sie sich ein torloses Remis. Der Gast war vor 13.000 Zuschauern in Borisov zwar besser, doch Weißrusslands Torwart Andrej Gorbunow zeigt das, was durchaus das Spiel seines Lebens bezeichnet werden kann: Viermal rettete er allein gegen Antoine Griezmann, den Torschützenkönig der EM. Ein Kopfball von Olivier Giroud prallte an die Latte (58.), Paul Pogba, Layvin Kurzawa und Dimitri Payet vergaben weitere gute Gelegenheiten.

Ratlos in Borisov: Antoine Griezmann und Kollege Djibril Sidibe.

Ratlos in Borisov: Antoine Griezmann und Kollege Djibril Sidibe.

(Foto: REUTERS)

Für das Team von Didier Deschamps geht es auch am 7. Oktober in die zweite Runde. Im Stade de France zu St. Denis heißt der Gegner dann Bulgarien. Noch schlechter erging es den Europameistern aus Portugal in der Gruppe B. Sie verloren in mit 0:2 gegen die Schweiz, weil der Schalker Breel Embolo (23.) und der Leverkusener Admir Mehmedi (30.) trafen. Ihr Trainer Vladimir Petkovic warnte aber prompt vor allzu viel Euphorie bei den Eidgenossen: "Wichtig ist vor allem, dass wir den neuen Zyklus besser begonnen haben als vor zwei Jahren. Aber wir haben erst eines von zehn schwierigen Spielen gewonnen." Die Portugiesen hingegen mussten im St.-Jakob-Park ohne den verletzten Cristiano Ronaldo und dem Münchner Renato Sanches auskommen und kassierten ihre erste Pflichtspielniederlage unter Trainer Fernando Santos.

3. Die Bulgaren lieben es durchaus kurios

Apropos Bulgaren: Die führen tatsächlich die Gruppe A an - nach einem durchaus kuriosen 4:3-Efolg im Vasil-Levski-Stadion zu Sofia gegen die Fußball-Großmacht aus Luxemburg. Nationaltrainer Luc Holtz konnte es nicht fassen: "Wir haben alles versucht, um den Gegner nicht bis vor unser Tor zu lassen und Chancen zu vermeiden. Ich stehe immer noch unter Schock, so etwas habe ich noch nie gesehen. Aus zwei Torchancen haben die Bulgaren vier Treffer gemacht", sagte er dem "Luxemburger Wort". Das Spiel zu analysieren, gelang ihm in der ersten Aufregung kaum: " "Es fällt mir sehr schwer, weil ich ansonsten viel Positives gesehen habe. Drei Auswärtstreffer zu erzielen, ist für Luxemburg etwas Besonderes."

Neulich in Sofia: Luxemburgs: Aurelien Joachim trifft doppelt.

Neulich in Sofia: Luxemburgs: Aurelien Joachim trifft doppelt.

(Foto: REUTERS)

Allein die Torfolge spricht Bände: Dimitar Rangelov brachte die Gastgeber nach einer guten Viertelstunde in Führung - keine große Überraschung. Danach tat sich wenig bis nichts, bevor nach einer Stunde die zwei Minuten des Aurelien Joachim schlugen: Erst glich der Angreifer, der bei Lierse SK in Belgien unter Vertrag steht, aus, dann brachte der 26-Jährige Luxemburg gar in Führung. Doch nur drei Minuten später glich Marcelinho für Bulgarien aus, ehe Ivelin Popov in der 79. Minute das 3:2 gelang. Doch Luxemburg gab nicht auf, und in der ersten Minute der Nachspielzeit besorgte der 19 Jahre alte Florian Bohnert, der für die zweite Mannschaft des FC Schalke 04 in der viertklassigen Regionalliga West kickt, in seinem dritten Länderspiel das 3:3. Doch das war's noch immer nicht. Und das lag an Aleksandar Tonev, der nur 60 Sekunden später zum 4:3 einnetzte.

4. Christoph Daum weiß, dass Scheiße passiert

"Shit happens" konstatierte Rumäniens neuer Trainer Christoph Daum nach dem erste WM-Qualifikationsspiel.

"Shit happens" konstatierte Rumäniens neuer Trainer Christoph Daum nach dem erste WM-Qualifikationsspiel.

(Foto: imago/Aleksandar Djorovic)

Rumänien fährt nach Russland. Das verkündete zumindest Christoph Daum vor dem Spiel der rumänischen Nationalmannschaft gegen Montenegro: "Ich bin davon überzeugt, dass Rumänien nach 20 Jahren wieder an einer WM teilnehmen wird." Das Pflichtspiel-Debüt bei seinem neuen Arbeitgeber begann allerdings ernüchternd. Gegen den Fußballzwerg von der Adria reichte es am Ende nur zu einem mageren 1:1. Die Rumänen finden sich nun gemeinsam mit Montenegro in der Tabelle der Gruppe E nur auf dem vorletzten Platz wieder - hinter Dänemark, Polen und Kasachstan. Daum zeigte sich dennoch zufrieden mit der Leistung seiner Elf: "Das Team hat häufig den Ball laufen lassen und in die Tiefe gespielt." Blöd nur, dass Nicolae Stanciu in der siebten Minute der Nachspielzeit einen Foulelfmeter versemmelte. "Shit happens", konstatierte Daum - und hofft auf Besserung beim Spiel in Armenien am 8. Oktober.

5. Die Three Lions knabbern am Island-Trauma

Die englische Nationalmannschaft liebt weiterhin den Nervenkitzel. Gegen die Slowakei boten die Three Lions ihrem neuen Trainer Sam Allardyce eine Zitterpartie par excellence. "Es war am Ende ein ziemliches Nervenspiel, denn in Überzahl mussten wir einfach gewinnen", sagte der Nachfolger des nach dem blamablen EM-Aus geschassten Roy Hodgson. In Überzahl? Genau, 94 lange Minuten blieb die Partie torlos, ehe Adam Lallana erst in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 1:0 einnetzte - nachdem die Engländer bereits eine halbe Stunde einen Mann mehr als die Slowaken auf dem Platz zu stehen hatten. Das Island-Trauma scheint auf der Insel noch nicht vollends überwunden. In der zweiten Runde der Qualifikation wartet nun am 8. Oktober Malta in Wembley - ein denkbar dankbarer Gegner, um im Mutterland des Fußballs dem scheinbar ewig währenden Traum eines zweiten WM-Titels neues Leben einzuhauchen.

6. Hurra, hurra, die Kosovaren sind da

Das Kosovo ist nach dem 1:1 gegen Finnland auf der Fußball-Weltkarte angekommen. Nachdem der kosovarische Verband FFK erst im Mai von der Fifa als 210. Mitglied offiziell anerkannt wurde, errang die Elf aus der kleinen Balkanrepublik nun in ihrem ersten Pflichtspiel den ersten Punkt. "Generationen von Spielern fühlen sich so stolz nach Jahrzehnten der Isolierung", twitterte Staatspräsident Hashim Thaçi. Einige europäische Verbände indes, insbesondere aus der Schweiz und Albanien, fühlen sich ob der kosovarischen Kaderzusammenstellung betrogen. Viele Spieler aus dem Kader von Trainer Albert Bunjaki kickten bis vor kurzem noch für andere Nationen. Erst wenige Stunden vor der Partie gegen Finnland gab die Fifa per Ausnahmeregelung 16 Anträgen auf Nationenwechsel statt. Unter den Begünstigten befand sich auch der nunmehr ehemalige norwegische Auswahlspieler Valon Berisha, der schließlich das historische erste Pflichtspieltor für das Kosovo erzielte. Der FFK wird sich weiter darum bemühen, kosovarisch-stämmige Spieler von anderen Nationalteams abzuwerben. Ob dies gelingt, wird sich möglicherweise am 6. Oktober zeigen, wenn das Kosovo zu seinem zweiten Pflichtspiel gegen Kroatien antritt.

Quelle: ntv.de

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