Fußball

Kein Verlust für den FC Bayern Dann soll Guardiola halt gehen

Sternstunde: Mit 5:1 besiegt der FC Bayern am 4. November den FC Arsenal in der Vorrunde der Champions League - mit Guardiola-Fußball.

Sternstunde: Mit 5:1 besiegt der FC Bayern am 4. November den FC Arsenal in der Vorrunde der Champions League - mit Guardiola-Fußball.

(Foto: imago/MIS)

Sie hätten ihren Trainer so gerne behalten. Doch Josep Guardiola verlässt im Sommer den FC Bayern - das Ende einer kleinen, aber stilprägenden Ära, die auf ihre Krönung wartet. Für die Münchner ist das kein Nachteil.

Das ist eine Niederlage für den FC Bayern. Obwohl sie ihn mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge an der Spitze seit Monaten fast unterwürfig umworben hatten, doch bitte einen neuen Vertrag zu unterschreiben, wird Trainer Josep Guardiola den deutschen Fußballmeister im Sommer nach drei Jahren verlassen. Seine Entscheidung ist allerdings keine Überraschung, zu sehr hatten sich in den vergangenen Tagen die Anzeichen verdichtet, dass der Katalane geht. Eine Entscheidung, an der es nichts zu kritisieren gibt. Für ihn ist das Engagement bei einem Klub ein Projekt, das nach drei Jahren beendet ist. Dass er beim FC Barcelona ein viertes Jahr geblieben war, hatte er hinterher als Fehler bezeichnet.

Ein wenig albern war allein, dass Verein und Trainer so lange damit gewartet haben, zu sagen, was Sache ist, während die Spekulationen sich überschlugen. Andererseits war es so dumm dann auch wieder nicht, dass der FC Bayern diese für ihn unangenehme Nachricht tatsächlich unter Verschluss gehalten hat, bis mit dem 1:0-Sieg in Hannover die Vorrunde in der Bundesliga beendet war. Nun sind die Dinge geklärt: Carlo Ancelotti soll es richten, ein Mann, der als Trainer mit dem AC Mailand und Real Madrid insgesamt drei Mal die Champions League gewonnen hat. Da kommt also einer im Sommer, der zu den Großen gehört und mithin den Anforderungen der Bayern genügt, die sich ebenfalls im Kreis der Besten sehen und für die schon immer die Wahl des Übungsleiters auch ein Statussymbol war - und es mittlerweile mehr denn je ist.

Der Trainer als Statussymbol

Wie sehr aber trifft den FC Bayern Guardiolas Abgang sportlich? Die Antwort lautet: mutmaßlich gar nicht. Um Guardiola-Fußball zu spielen, braucht es Guardiola gar nicht mehr zwingend. Es sind die Spieler, die das System der totalen Flexibilität umsetzen. Und diese Spieler bleiben in München. Thomas Müller, Jérôme Boateng, Javier Martínez haben ihre Verträge just bis 2021 vorzeitig verlängert, Xabi Alonso bleibt bis 2017. Douglas Costa ist ebenfalls die kommenden sechs Jahre an den Verein gebunden, Joshua Kimmich und Manuel Neuer bis 2020, Medhi Benatia, Juan Bernat, Arturo Vidal, Thiago Alcántara und Robert Lewandowski bis 2019. Allein Philipp Lahm, Arjen Robben und Franck Ribéry werden die Münchner in näherer Zukunft wohl verlassen oder ihre Karriere beenden. Das Gerüst der Mannschaft also steht. Und sie wird auch in den kommenden Jahren die Liga dominieren.

Und was bleibt von Guardiola? Er hat mit seinem erfolgreichen Ballbesitzfußball Maßstäbe gesetzt, er hat die Mannschaft nach seinen Vorstellungen geprägt, er hat stilbildend gewirkt, Spektakel inszeniert und damit die Zuschauer und die Liga verzaubert. Doch seine Mission ist noch nicht beendet. Dass er in seinem dritten Jahr den FC Bayern zum dritten Mal zur nationalen Meisterschaft führen wird, darf getrost als gesetzt gelten. Im DFB-Pokal treten die Münchner im Viertelfinale beim Zweitligisten VfL Bochum an. Das große Ziel aber bleibt es, auch die Champions League zu gewinnen, am 23. Februar und am 16. März stehen die Achtelfinalpartien gegen Juventus Turin an.

In der Saison 2013/2014 waren die Bayern im Halbfinale nahezu chancenlos mit 0:1 und 0:4 an Real Madrid gescheitert. Und an einem Trainer namens Ancelotti, der seine Madrilenen die Münchner gnadenlos auskontern ließ. Im Halbfinale der vergangenen Saison war dann der FC Barcelona beim 0:3 und 3:2 schlichtweg besser. Nun scheinen die Bayern noch besser aufgestellt zu sein als in den beiden Jahren zuvor. Dass Guardiola ein Trainer auf Abruf ist, schmälert die Chancen der Münchner in seinem dritten Anlauf nicht. Sein Vorgänger, Jupp Heynckes, hatte 2013 mit dem FC Bayern das Triple gefeiert - obwohl seit Beginn des Jahres bekannt war, dass er im Sommer aufhört und Guardiola kommt.

Am Ende des Tages also, um Rummenigges Lieblingsfloskel zu zitieren, ist es so, wie es der Münchner Klubchef bereits vor Wochen gesagt hat: "Es geht immer weiter. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der irgendwann nicht zu ersetzen sein muss. Spieler kommen, Spieler gehen. Dasselbe gilt auch für Trainer. Trainer kommen, Trainer gehen irgendwann auch." Dabei hätten sie in München ihren verehrten Josep Guardiola wirklich gerne behalten.

Quelle: ntv.de

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