WM-Countdown (87) Das Gold in der russischen Provinz
19.03.2018, 13:10 Uhr
Sie haben sich entschieden: FC Arsenal Zato aus Aleksandrowsk.
(Foto: Sergey Novikov )
Baikalsee, Vulkane, Felsformationen: Für den WM-Reisenden in Russland gibt es außer Fußballstadien viel zu sehen. Nun müssen zwei weitere Ideen auf die Liste. Es geht es um Gold, Diamanten und um die Frage: "Sport oder Alkohol"?
Gestern ging es hier ja schon kurz darum, was man als WM-Reisender in Russland diesen Sommer noch so ansehen könnte außer Fußballstadien. Nun müssen noch zwei weitere Ideen auf die Liste, in beiden Fälle geht es um Gold und um Diamanten. Zum einen bietet sich WM-Reisenden ein Schlenker nach Jakutsk an, und "Schlenker" bedeutet in diesem Fall: Einen siebenstündigen Flug ostwärts von Moskau, weit hinter den Ural. Eh jetzt Protest aufkommt: Die Reise lohnt sich, eventuell sogar im finanziellen Sinne.
Katrin Scheib ist Journalistin, Schalke-Fan und kommt aus dem Rheinland. Als die deutsche Mannschaft 2014 in Brasilien Fußball-Weltmeister wurde, war sie gerade nach Moskau gezogen. Seitdem bloggt sie unter kscheib.de über ihren Alltag und informiert mit ihrem "Russball"-Newsletter jede Woche über den Fußball und die WM-Vorbereitungen in Russland. Und nun schreibt sie für n-tv.de den Countdown, bis das Turnier am 14. Juni beginnt.
Denn ein anderes Flugzeug, das vor ein paar Tagen in Jakutsk gestartet ist, hatte ein kleines Problem: Der Boden der Maschine gab unter dem Gewicht der Ladung nach, die Ladung fiel runter und verteilte sich auf dem Boden. Geladen hatte der Flieger Gold, Platin und Diamanten, schreibt die "Siberian Times", und weiter: "Bis zu 26 Kilometer vom Flughafen entfernt" seien Goldbarren aus dem Rumpf der Maschine gefallen. Die Region rund um Jakutsk ist das Zentrum der russischen Diamantenindustrie - und in Zukunft wohl eine gute Gegend für eine potentiell durchaus lukrative Schnitzeljagd.
Ganz andere Rohdiamanten kann entdecken, wer sich bei seiner Reiseroute von Sergey Novikov inspirieren lässt. Der russische Fotograf hat für sein "Grassroots"-Projekt Russlands Amateurfußballer besucht, ihre Mannschaften und vor allem auch ihre Fußballplätze fotografiert.
Eines machen seine Fotos schnell klar: Die Männer, die sich hier zum Kicken treffen, sind aus einem anderen Stoff als ihre Profikollegen in den hohen Ligen. Nicht nur, weil sie unter Bedingungen trainieren, die alles andere als ideal sind. Sondern auch, weil das Leben hier, in der Provinz, härter ist, mit weniger Möglichkeiten, wenn der Alltag mal wieder nur aus Problemen besteht.
In einem Interview mit dem "Guardian" hat Novikov das mal so zusammengefasst: "Wenn bei der Arbeit alles schiefgeht, wenn du umgeben bist von Chaos und Korruption in deiner Stadt, wenn deine Frau dich für einen anderen Mann verlässt, dann hast du zwei Optionen: Sport oder Alkohol." Die Menschen zu sehen, die sich da fürs Fußballspielen entschieden haben, ist mehr als nur interessant. Das ist Gold.
Quelle: ntv.de