Fußball

WM ohne Werner, was nun? Das sind Flicks Optionen im DFB-Sturm

Youssoufa Moukoko (r.) spielt eine starke Saison beim BVB.

Youssoufa Moukoko (r.) spielt eine starke Saison beim BVB.

(Foto: Tom Weller/dpa)

Schwere Zeiten für Hansi Flick: Knapp drei Wochen vor dem ersten WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Japan plagen den Bundestrainer gravierende Personalsorgen. Manuel Neuer trainiert zwar wieder, ob der Torwart und Kapitän aber rechtzeitig fit und in bester Form nach Katar reisen kann ist ebenso unklar wie die Lage beim Klubkollegen Thomas Müller (beide FC Bayern). Auch wie es mit BVB-Kapitän Marco Reus weitergeht, weiß derzeit niemand. Bittere Planungssicherheit hat der 56-Jährige dagegen bei Timo Werner.

Unter Flick war der 26-Jährige klar gesetzt. In 13 (von 15 möglichen) Spielen traf er acht Mal und legte dreimal vor. Der Bundestrainer hielt auch in Phasen zu seinem schnellen Angreifer, in denen es bei Ex-Klub Chelsea alles andere als gut lief und er auch im Deutschland-Trikot mit Selbstvertrauen, Form und Abschluss fremdelte. Der aber nun wieder formstarke Stürmer von RB Leipzig, dank Neu-Trainer Marco Rose, fällt wegen eines Risses des Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk aus. Kreativität im deutschen Trainerteam ist nun gefragt - oder ein Deja-vu mit dem Nominierungsmut. Allerdings: Der Name des Ersatzmanns muss bereits auf der vorläufigen Liste stehen, die bei der Fifa eingereicht werden muss. 55 Namen waren erlaubt.

Die Bayern-Lösung: Nun, eigentlich gibt es diese Lösung ja gar nicht mehr. Denn der FC Bayern hat seine Sturm-Probleme damit in den Griff bekommen, dass ein Trainer Julian Nagelsmann mit Eric Maxim Choupo-Moting einen echten "Neuner" vom Minijobber zum Schlüsselspieler gemacht hat. Blöd für Flick: Choupo-Moting war einst deutscher Auswahlspieler, entschied sich nach dem U-Bereich aber für das Heimatland seines Vaters, für Kamerum. Der rasante Aufstieg zum Robert-Lewandwoski-Erbe geschieht gegen die Grundüberzeugung seines Trainers. Denn eigentlich mag er ein flexibles Spiel mit rotierenden und schnellen Offensivkräften. Mit Serge Gnabry, Leroy Sané (auch gerade verletzt), Müller (siehe oben) und Jamal Musiala stehen vier Topkräfte im Kader des Rekordmeisters. Flick kennt sie alle, hat sie alle trainiert. Bis auf den herausragenden Youngster Musiala haben alle die Position in vorderster Linie schon gespielt. Solide, aber in anderen Rollen sind stärker, wichtiger.

Kai Havertz: Der offensive Allrounder des FC Chelsea hat in den vergangenen Jahren immer wieder betont, dass er absolut bereit ist, die Rolle des Stürmers in der Nationalmannschaft einzunehmen. Havertz hat einen starken Abschluss, erzielte in der Champions League zuletzt ein zauberhaftes Schlenzertor gegen RB Salzburg. Er hat auch einen guten Kopfball, einen guten Riecher für den Raum und ist auf Top-Level, obwohl erst 23 Jahre jung, schon extrem erfahren. Bei den Londonern pendelt er aber zwischen Sturmmitte und offensivem Mittelfeld. Wäre für Flick in Katar dennoch die naheliegendste, weil auch im DFB-Team am meisten erprobte Lösung.

Youssoufa Moukoko: In den Jugendmannschaften von Borussia Dortmund hat der 17-Jährige alles in Grund und Boden gespielt und sich den Ruf erworben, der nächste große Superstar zu werden. Doch der Übergang zu den Profis bremste den megasteilen Aufstieg des Stürmers ein wenig aus. In dieser Saison aber startet das 1,79 Meter schnelle Kraftpaket richtig durch. Er hat Anthony Modeste quasi aus der Stammformation verdrängt, trifft (viermal) und bereitet sehenswert vor (viermal). Was gegen ihn spricht: Ihm fehlt die Erfahrung, vor allem auf internationalem Top-Niveau. Als Joker sicher ein spannender Kandidat, nicht aber auch als erste Wahl.

Niclas Füllkrug: Der Torjäger von Werder Bremen hat wohl die größte Lobbygruppe hinter sich. Seit Wochen versuchen Experten, den 29-Jährigen in die Nationalmannschaft zu quatschen. Und sie (die Experten) und er (Füllkrug) haben die besten Argumente. Füllkrug ist mit neun Toren der erfolgreichste Mann in der Bundesliga. Flick lobte zuletzt im RTL/ntv-Interview, dass der Bremer etwas verkörpere, was es so in der Nationalmannschaft noch nicht gibt. Er ist ein großer, athletischer Strafraumstürmer und derzeit in der besten Verfassung seiner Karriere. Was ihm fehlt: internationale Erfahrung. Viele Verletzungen haben ihn immer wieder ausgebremst.

Hany Mukhtar: Was gegen den 27-Jährigen spricht: Er ist kein klassischer Mittelstürmer. Was für den 27-Jährigen spricht: Er trifft und trifft. Und er beherrscht den erfolgreichen Pass zum Torerfolg. Seine Daten aus der Major League Soccer (MLS), wo er für Nashville SC spielt, sind beeindruckend. In 88 Spielen seit seinem Wechsel in die MLS Anfang 2020 erzielte er beeindruckende 50 Tore und legte 21 Treffer auf. Mukhtar als Spieler in Katar, das wäre eine Riesenüberraschung, ein neuer Odonkor. Hat bislang keine internationale Erfahrung und tat sich in der Vergangenheit bei vielen Stationen äußerst schwer.

Lukas Nmecha: Er hat sieben Länderspiele für die A-Nationalmannschaft absolviert. Sieben Mal hieß der Trainer Hansi Flick. Bedeutet: Der Bundestrainer hat durchaus einen Faible für die Fähigkeiten des Wolfsburgers. Der ist dynamisch, bullig und abschlussstark. Bietet also ein Paket, dass es im DFB-Team so nicht gibt. Der 23-Jährige, der in der Jugend von Manchester City ausgebildet worden war, sucht in dieser Saison aber wie sein VfL nach der Konstanz. Ihm fehlt wie Kollege Füllkrug aber die Erfahrung auf höchstem Niveau.

Quelle: ntv.de, tno

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