Fußball

Nach Wut über 50.000 in Köln Der Bundesliga droht ein Geisterklassiker

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Noch sind 67.000 Zuschauer für das Topspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem BVB und Bayern München zugelassen. Doch dass die Partie am Samstag tatsächlich vor Zuschauern stattfindet, ist kaum noch denkbar. Zu hoch ist der Druck der Politik angesichts der beängstigenden Corona-Lage.

Der Zuschauer-Plan steht zwar noch - doch an die Umsetzung glaubt fast niemand mehr. Dass am Samstag tatsächlich 67.000 Fans das Topspiel der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und Bayern München live im Stadion erleben werden, erscheint angesichts der beängstigenden Corona-Lage äußerst unrealistisch.

Vielmehr rückt das flächendeckende Comeback der Geisterspiele immer näher - exakt ein halbes Jahr, nachdem von der Politik deren Ende proklamiert worden war. Für das Champions-League-Spiel gegen Besiktas Istanbul hat Borussia Dortmund den Mitgliedervorverkauf bereits "aufgrund kurzfristiger Entwicklungen" abgesagt.

"Auch wenn ich Fußball-Fan bin: In den Größen, in denen die Stadien jetzt besetzt sind, geht das nicht", sagte FDP-Parteichef Christian Lindner in der ARD-Talkshow Anne Will. Der designierte Finanzminister dürfte mehr wissen als die Öffentlichkeit - und so könnte das zurückliegende Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach (4:1) vorerst die letzte Partie mit vollen Tribünen gewesen sein.

Die Begegnung am Samstag vor 50.000 Zuschauern hat die Debatte um die Geisterspiele entscheidend befeuert. Zahlreiche Spitzenpolitiker und Experten äußerten ihr Unverständnis. Neben Lindner fordern unter anderem Markus Söder und Karl Lauterbach stark reduzierte Zuschauerzahlen oder den erneuten Komplett-Ausschluss der Fans.

Als Folge wird erwartet, dass nach Sachsen auch Baden-Württemberg unter der Woche die Rückkehr zu Spielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschließen wird. Bayern hat bereits die Zahl der erlaubten Besucher in den Stadien stark reduziert, andere Bundesländer wollen nachziehen. Von Geisterspielen in Baden-Württemberg wären am Wochenende die TSG Hoffenheim (gegen Eintracht Frankfurt) und der VfB Stuttgart (gegen Hertha BSC) betroffen. Die Schwaben sind bereits alarmiert.

Finanzielle Lage "immer mehr prekär"

Vorstandsboss Thomas Hitzlsperger warnte eindringlich vor Begegnungen ohne Zuschauer oder gar einem "Fußball-Lockdown". "Geisterspiele sind für uns wirklich dramatisch", sagte der frühere Nationalspieler im SWR und nannte die finanzielle Lage "immer mehr prekär". Der VfB habe seit Pandemie-Beginn rund 80 Millionen Euro Einnahmeverluste zu verbuchen: "Wir haben eine große Stadionkapazität und sind auch abhängig von den Ticketing-Erlösen", sagte Hitzlsperger: "Wenn die wegbrechen, dann spüren wir das sehr deutlich."

Hitzlsperger kann die Gründe für Geisterspiele zwar nachvollziehen, würde sich aber eine andere Lösung wünschen. "Wir haben alle Verordnungen sauber umgesetzt. Alles war sehr offen und kooperativ, und ich habe keine Kritik gehört", sagte er. Deshalb finde er es "sehr, sehr schade", dass nicht über Alternativen zu Geisterspielen gesprochen werde.

Die ersten Erfahrungen mit der Rückkehr der Partien vor leeren Rängen hat RB Leipzig bereits am Sonntag gemacht. Dabei hat nicht nur das Ergebnis gegen Bayer Leverkusen (1:3) die Bosse desillusioniert. "Fakt ist, dass man müde wird, nicht nur wir im Fußball, sondern auch jeder andere Bürger im Land, mit immer wieder neuen Einschränkungen und Hoffnungen, die einem gemacht werden. Dann droht doch wieder der nächste Lockdown", sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff bei DAZN: "Natürlich ist es sportlich und wirtschaftlich ein großer Nachteil, den wir im Vergleich zu den Bundesligisten haben, die in vollen oder halbvollen Stadien spielen."

Immerhin diesen Nachteil könnte es schon bald nicht mehr geben. Für Söder sind deutschlandweite Kontaktbeschränkungen unumgänglich. "Was die Leopoldina fordert, braucht das ganze Land. Wir müssen jetzt entschlossen handeln", sagte der bayerische Ministerpräsident am Montag im ZDF-Morgenmagazin.

Quelle: ntv.de, sue/sid

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