
Eine besondere Trainer-Spieler-Beziehung pflegen Joachim Löw und Lukas Podolski seit mehr als zehn Jahren. Nun werden sich ihre Wege trennen.
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Adieu - mach et joot. Lukas Podolski steht am Mittwoch zum letzten Mal im Nationaltrikot auf dem Platz. Die meisten sind sich einig: Er wird auch abseits des Rasens fehlen. Vom Bundestrainer bekommt er ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk.
Was sagt der Bundestrainer?
Zuerst einmal sagt Joachim Löw nichts. Im Mittelpunkt der Pressekonferenz einen Tag vor dem Länderspiel gegen England in Dortmund steht Lukas Podolski. Er wird am Mittwoch (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) sein letztes Spiel im DFB-Trikot bestreiten. Als Würdigung gibt es im Fußball-Museum in Dortmund vor der versammelten Presse zunächst Videogrüße von Wegbegleitern wie seinen ehemaligen DFB-Trainern Rudi Völler und Jürgen Klinsmann.
Der Bundestrainer kommt verspätet auf die Bühne. Anstatt sich jedoch still auf seinen Platz zu setzen, umarmt er Lukas Podolski. Ein erstes Zeichen seiner Wertschätzung und Freundschaft zu dem 31-Jährigen, vom dem Löw nur als "der Lukas" spricht. Ein zweites folgt: "Klares Ja!" - Podolski trägt am Mittwoch die Kapitänsbinde. Eine besondere Art, dem bislang 129-maligen Nationalspieler danke zu sagen. "Der Lukas ist einmalig. Den Lukas kann niemand ersetzen."
Von daher werde es sicherlich ein schöner Moment, wenn die beiden das letzte gemeinsame Spiel bestreiten. "Aber für mich wird es auch ein trauriger Moment, denn es bedeutet Abschied", fügt Löw hinzu. Gemeinsam hätten sie viele Turniere gespielt, viele Enttäuschungen erlebt, "aber auch die größte Freude erlebt, die man als Fußballer erleben kann", sagt Löw und erinnert an den Weltmeistertitel 2014 in Brasilien. Deutschland gegen England sei das richtige Umfeld, die richtige Stimmung für einen Abschied: "Er war einer der größten Spieler, die Deutschland hervorgebracht hat."
128 von den dann 130 Partien Podolskis haben die beiden gemeinsam bestritten. Das seien so viele wie mit keinem anderen Spieler. Deshalb darf "der Lukas" als einziger Spieler den Bundestrainer auch Jogi nennen. Dabei war neben dem Spielerischen auch der Mensch wichtig, betont Löw immer wieder: "Er wird uns fehlen." Und: "Ihm fliegen die Herzen zu und das zu Recht. Er hat eine unglaubliche Empathie und einen Respekt für die Menschen. Jedem hat er das Gefühl gegeben, dass er wichtig ist."
Wer ist Mitarbeiter des Tages?
Na, wer wohl? Natürlich Lukas Podolski. Es wird ordentlich Wirbel um seinen Abschied gemacht. Seine trockene Art, seine Warmherzigkeit, all das wird offenbar auch den Journalisten fehlen. Auf die Frage, mit wem er die letzte Nacht bei der Nationalelf verbringen wolle, weil es bei Quartieren in Sportschulen ja meist Doppelzimmer gebe, antwortet der eingefleischte Kölner: "Mit dem Bundestrainer." Seinen Schalk und seine Schlagfertigkeit wird Löw auch als Lebensversicherung in pikanten Situationen vermissen: "Mir persönlich hat er ja auch schon das eine oder andere Mal aus der Patsche geholfen", sagt er mit Blick auf seinen Tiefgriff in die Hose während der EM.
Ob der Mitarbeiter des Tages auch der Mitarbeiter der Zukunft ist, sei offen: "Ich bin ja noch relativ jung mit 31. Habe noch ein paar Jahre Vereinsfußball vor mir", sagt Podolski zur unvermeidbaren Trainerfrage. Er könne sich vorstellen, später etwas mit Kindern zu arbeiten, weil diese ihm sehr am Herzen lägen. "Ich weiß nicht, was in fünf, sechs Jahren passiert, ob der Jogi dann noch hier ist. Aber ein Praktikum wäre nicht schlecht", antwortet er - und blickt zum Trainer.
Wie ist der Krankenstand?
Das dürfte mittlerweile jeder mitbekommen haben: Manuel Neuer ist verletzt und erst gar nicht angereist. Mesut Özil dagegen befindet sich trotz Oberschenkelproblemen im Kreis der Nationalmannschaft - gegen England wird er allerdings nicht spielen. Genauso wenig wie Julian Draxler und Mario Gomez. Der hat Adduktorenprobleme, erläutert Löw, und müsse daher zwei, drei Tage pausieren. Am Sonntag steht ja noch das WM-Qualifikationsspiel in Baku gegen Aserbaidschan an.
War sonst noch was?
Der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft ist im Kreise des DFB noch immer ein Thema. Dass Bastian Schweinsteiger nach Chicago wechselt, habe er, ebenso wie die breite Öffentlichkeit, erst heute Morgen erfahren, sagt Löw. "Bei Manchester United hat er alles gegeben. Schade, dass es am Ende nicht gereicht hat." Allerdings: "Ich bin schon der Meinung, dass er der Mannschaft hätte helfen können, aber die Entscheidung des Trainers war anders." Dass er nun neue Erfahrungen in einem neuen Land machen wolle, sei nachvollziehbar.
Und während das Spiel für Lukas Podolski ein Ende bedeutet, könnte es für Timo Werner ein Anfang sein. "Wenn er so weitermacht, denke ich schon, dass er eine gute Karriere in der Nationalmannschaft vor sich hat", sagt Löw über den gebürtigen Stuttgarter. Der Stürmer in Diensten von RB Leipzig steht erstmals im Kader der DFB-Elf und hofft sicherlich auf sein Debüt. Das hat der Bundestrainer zumindest schon einmal nicht ausgeschlossen. "Ich habe ihn ja schon länger im Blick, er hat sich sehr gut entwickelt", lobt Löw. "Timo ist ein guter Spieler, der das hat, was manche andere nicht haben." Ähnlich begann vor zwölf Jahren auch die Nationalmannschafts-Karriere von Lukas Podolski. Auch er hat etwas, das andere nicht haben - und schaffte es, damit eine Ära der Nationalmannschaft zu prägen.
Quelle: ntv.de