Nur wenige schnuppern Profiluft Der steile Aufstieg bleibt den U17-Helden noch verwehrt
04.01.2024, 15:27 Uhr
Paris Brunner ist im Trainingslager der BVB-Profis dabei.
(Foto: IMAGO/Steinbrenner)
Harry Kane abgrätschen, mit Niclas Füllkrug vor dem Tor zaubern: Dem großen Ziel Profitum kommen nur wenige Fußballer nahe. Die U17-Weltmeister haben ihr Können bereits bewiesen, doch mit den "Großen" trainieren bislang nur wenige. Die meisten Talente müssen sich gedulden.
Rohdiamant Paris Brunner kombiniert unter der Sonne Marbellas mit Marco Reus, Maximilian Hennig verteidigt im frostigen München gegen Harry Kane - und Elfmeterheld Konstantin Heide winkt ein Stammplatz in der 3. Liga: Die deutschen U17-Weltmeister stoßen ganz sachte die Tür zum Erwachsenenfußball auf. Gut vier Wochen nach dem Triumph von Surakarta werden die Talente zunehmend in den Trainingsbetrieb der Profiteams integriert.
Einige, aber eben längst noch nicht alle: Einem Dutzend der 21 WM-Helden bleibt der nächste Schritt noch verwehrt. Für sie ist trotz des Triumphs derzeit noch nicht einmal Platz in den Trainingskadern der ersten Mannschaften. Bei Borussia Dortmund hat beispielsweise lediglich der zum besten WM-Spieler gewählte Brunner ein Ticket ins Trainingslager gelöst, während Almugera Kabar und Charles Herrmann daheim bleiben mussten.
Brunner hatte bereits im Dezember gegen Leipzig im Kader gestanden, derzeit laufen Gespräche über einen Profivertrag. "Wir haben die Jungs im Blick, wir unterstützen sie, wir haben Entwicklungspläne mit ihnen. Und natürlich auch klare Ideen", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. Die drei U17-Weltmeister seien "wichtige Bausteine" für die Zukunft des BVB.
Von den vier Bayern-Talenten aus dem WM-Kader schnupperte zum Jahresstart Linksverteidiger Hennig Profiluft, Winners Osawe bekommt in Leipzig noch keine Chance. "Da fehlt noch etwas, so ehrlich muss ich als Cheftrainer auch sein", sagte Rasenballsport-Coach Marco Rose bei Sky. Fayssal Harchaoui und Justin von der Hitz seien "noch nicht so weit, dass sie jetzt bei der Lizenzmannschaft mittrainieren können", sagte auch Sport-Geschäftsführer Christian Keller vom Tabellenvorletzten 1. FC Köln.
Nationaltrainer Wück dringt auf Integration
Wolfsburgs David Odogu soll gar über einen Wechsel nach England nachdenken, weil er nicht mit ins Trainingslager der VfL-Profis durfte. Weltmeistercoach Christian Wück dürfte die begrenzte Durchlässigkeit für seine Schützlinge wenig begeistern. "Man muss den Jungs Vertrauen geben", hatte der 50-Jährige nach dem Triumph energisch gefordert: "Wir haben den Spielern vertraut und die Spieler haben uns vertraut. Das kann keine Einbahnstraße sein."
Wenn man in Deutschland die A-Nationalmannschaft langfristig in die Spur kriegen wolle, "dann sollten wir uns Gedanken machen, wie wir unsere Talente zum Spielen bekommen", so Wück. Elfmeterkiller Heide wird beispielsweise in der 3. Liga bei Unterhaching seine Chance bekommen. Er solle im Sommer "die neue Nummer eins werden - nur das Abitur muss er im Mai noch bestehen", erzählte Vereinsboss Manfred Schwabl.
Der aktuell verletzte Assan Ouedraogo gehört bei Schalke 04 normalerweise bereits zum Stammpersonal, Kapitän Noah Darvich kommt in Barcelona auf sieben Kurzeinsätze in der B-Mannschaft in Liga drei. Zudem schnuppern Eric da Silva Moreira (St. Pauli), Bilal Yalcinkaya (Hamburger SV), Maximilian Herwerth (Stuttgart), Finn Jeltsch (Nürnberg) und Max Moerstedt (Hoffenheim) gerade Trainingsluft bei den Profis. Ob sie kurzfristig auch zu Einsätzen in Pflichtspielen kommen, bleibt allerdings abzuwarten.
Quelle: ntv.de, ara/sid