Fußball

Das Dilemma mit Lewandowski Der zermürbende Zukunftskampf des FC Bayern

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Beim FC Bayern neigt sich eine Ära dem Ende entgegen. Robert Lewandowski soll die Münchner spätestens im Sommer 2023 verlassen wollen. Für den Klub stellen sich gleich zwei Fragen, eine entscheidet über den Status des deutschen Fußball-Rekordmeisters in den kommenden Jahren.

Der FC Bayern bekommt ein Problem. Ein dringendes. Und das schon sehr bald. Robert Lewandowski wird den Rekordmeister übereinstimmenden Medienberichten zufolge spätestens im Sommer 2023 verlassen. Für den Klub bedeutet das, das Ende einer gewaltigen Ära. Der polnische Torjäger war in den vergangenen Jahren die Lebensversicherung schlechthin. Um zu belegen, wie unverzichtbar er war (und noch ist), drei Fakten: Der 33-Jährige ist nicht nur der erfolgreichste ausländische Torjäger der Geschichte der Fußball-Bundesliga, sondern auch der zweiterfolgreichste in der ewigen Liste (311), hinter dem legendären Gerd Müller (365). Dessen historische 40-Tore-Marke hat Lewandowski auch geknackt. Das galt eigentlich als unmöglich.

Unmöglich scheint auch, den Stürmer zu ersetzen. Wichtiger als die Frage nach dem "wer macht's" ist für den FC Bayern aber vorerst eine andere. Nämlich: Wann trennt man sich von Lewandowski? In diesem Sommer? Salihamidžić schloss einen vorzeitigen Abschied bisher aus. Allerdings gäbe es nur noch jetzt Geld für den 33-Jährigen. Bis zu 40 Millionen Euro scheinen noch möglich. Der FC Barcelona ist extrem interessiert. Eine gigantische Summe für einen, pardon, so alten Mann. Oder geht man noch ein Jahr den Weg gemeinsam? Dann gibt es Tore, vielleicht Titel - aber kein Geld mehr (er ist dann ablösefrei) und womöglich miese Laune.

Schon wieder dieser Pini Zahavi

Ein Szenario, auf das man in München gerne verzichten würde. Zu schwer lastet noch immer der Abgang von Abwehrchef und Klubikone David Alaba auf dem Verein. Weil man sich finanziell nicht einig wurde (Piranha-Berater ist das Stichwort), was die Zukunft anging, wechselte der Österreicher im besten Fußballer-Alter zu Real Madrid. Und spielt dort gegen Jürgen Klopps FC Liverpool um die Champions League. Durchaus brisant: Sowohl Alaba als auch Lewandowski werden von Pini Zahavi bei den Verhandlungen vertreten. An der Säbener Straße dürfte der Mann nicht sonderlich beliebt sein.

Warum der Stürmer den Klub verlassen möchte, darüber gibt es zahlreiche Gerüchte. Sie ranken sich um Gehalt, um Vertragslaufzeit, um Wertschätzung und um Erling Haaland. Eine erste Runde zwischen den Bayern-Bossen und Lewandowskis Berater soll es erst Ende April gegeben haben. Über diese Zurückhaltung hatte sich der Pole bereits öffentlich gewundert. Wie Sport1 nun berichtet, soll der Verein dem Stürmer indes auch bis heute kein unterschriftsreifes Vertragsangebot vorgelegt haben. Ein neuer Einjahresvertrag wie zuletzt für Thomas Müller wäre für den Polen nicht akzeptabel. Zudem strebe er nach neun Jahren beim Rekordmeister noch mal eine neue Herausforderung an und soll zudem seit geraumer Zeit unzufrieden mit der Situation beim FC Bayern sein.

Das angebliche Interesse an Haaland soll Lewandowski zusätzlich genervt haben. Nun werden sie im Klub bestens wissen, warum sie den Stürmer verlieren werden. Für künftige Gespräche, etwa mit Serge Gnabry, werden die Bayern ihre Lehre ziehen. Für das sich jetzt darstellende Szenario sind die Gründe erstmal egal.

Wer könnte es denn machen?

Tatsächlich aber ist nämlich die Frage der Optionen drängend. Wer könnte die Position im Sturm denn besetzen? Mit Dortmunds Phänomen Erling Haaland ist die spannendste Alternative vom Markt. Er geht bekanntermaßen zu Manchester City. Was bleibt noch? Romelu Lukaku vom FC Chelsea? Ein bulliger Typ, abschlussstark, und in London in der Zusammenarbeit mit Trainer Thomas Tuchel nicht glücklich, aber im Paket sicher sehr teuer. Sadio Mané vom FC Liverpool? Ein Coup, aber bei eingeschränkten Budgetgrenzen in München wirklich realistisch?

Patrik Schick von Bayer Leverkusen? Der einst in Leipzig keine gute (weil nicht erfolgreiche) Zeit mit Nagelsmann verlebt hatte? Eher riskant. Sébastien Haller von Ajax Amsterdam? Nicht die Kategorie, in der der FC Bayern denkt und der bei Borussia Dortmund im Gespräch ist. Cristiano Ronaldo? Nunja. Aber: Es braucht Ersatz. Einen Top-Ersatz! Einen Mann, der Titel sichern kann.

Klar ist: Der ohnehin schon immense Druck auf die Alphatiere an der Säbener Straße steigt weiter. Sportvorstand Hasan Salihamidžić und Klubboss Oliver Kahn müssen liefern. Auch weil sowohl die nationale (BVB verpflichtet drei deutsche Nationalspieler!) als auch internationale Konkurrenz aufrüstet. Mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten. In den vergangenen Tagen hatte es vermehrt Berichte gegeben, die kritische Töne gegen Salihamidžić anschlugen. Von einem Kader-Dissens mit Trainer Julian Nagelsmann war die Rede und von interner Kritik an der Arbeit des Sportvorstands. Sogar eine vorzeitige Trennung sei laut "Abendzeitung" aus München möglich. Mit den Entscheidungen um Lewandowski entscheidet sich die Zukunft des FC Bayern.

Quelle: ntv.de

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