Premier League im Transferrausch Di María als Symbol der Maßlosigkeit
27.08.2014, 17:11 Uhr
"Es muss ein Elite-Spieler sein": Angel Di María.
(Foto: dpa)
Erst Mario Balotelli, nun Angel Di María: Der Transferrekord in der englischen Premier League zeigt die finanzielle Maßlosigkeit im Fußball auf der Insel. Und das nicht nur beim FC Liverpool und Manchester United. Motto: Unsummen für Durchschnitts-Legionäre.
Genau 35 Lederbälle kostete den argentinischen Klub Rosario Central einst die Verpflichtung des blutjungen Angel Di María. Manchester United kommt nicht ganz so billig davon: 59,7 Millionen Pfund, das sind 75 Millionen Euro, überweist Englands Fußball-Rekordmeister für den Offensivspieler nach Madrid - und verstärkt damit einen besorgniserregenden Trend in der Premier League. Real-Ausschussware Di Maria wird Rekordtransfer, der FC Liverpool tut sich Mario Balotelli an, dazu kommt jede Menge Mittelmaß für jede Menge Geld: Bei Englands Erstligisten sitzt das Pfund locker wie nie.
Die Rekord-Ablösesumme von über 870 Millionen Euro inklusive Di María haben die 20 Klubs der ersten Liga bisher investiert - trotz der Daumenschrauben des Financial Fair Plays. Bis zum Transferschluss am 1. September könnte die Milliarden-Marke fallen. "Wir scheuen uns nicht, beträchtliche Summen zu investieren", hatte ManUniteds Vizepräsident Ed Woodward verkündet: "Dabei interessiert nicht, ob es ein Rekordtransfer ist. Es muss ein Elite-Spieler sein, der bei uns zum Star wird." Im Falle Di Marías, der Dienstag zunächst den Medizincheck absolvierte und anschließend einen Fündjahresvertrag unterschrieb, pulverisieren die Red Devils die Rekordmarke von 58,5 Millionen Euro, die Chelsea 2011 für Fernando Torres bezahlte. Und dies für Di María, der bei Real nach den Verpflichtungen von James Rodriguez und Toni Kroos ohne große Perspektive war.
"Wir wollen auch Vidal und Messi"
"Es ist nicht nur Di María. Wir wollen auch Vidal und Messi", scherzte Uniteds Teammanager Louis van Gaal, brachte es damit aber auf den Punkt: Beim Versuch, nach dem Katastrophen-Vorjahr wieder zur Großmacht zu werden, bedient sich Manchester der finanziellen Brechstange. Was nichts daran änderte, das United sich im Liga-Pokal extrem blamierte und beim Drittligisten Milton Keynes Dons mit sage und schreibe 0:4 verlor.
Für die international wenig bekannten Ander Herrera (Bilbao/36 Millionen) und Luke Shaw (Southampton/37,5) zahlte United Mondpreise - schließlich spülen die Mega-Deals mit Trikotsponsor Chevrolet (65 Millionen Euro pro Jahr ab 2014/15) und Ausrüster adidas (95 Millionen Euro pro Jahr ab 2015/16) reichlich Geld in die Kassen. Auch Liverpool hat kaum finanzielle Zwänge. 81 Millionen Euro hatten die Reds für Luis Suárez aus Barcelona kassiert, 130 Millionen wieder investiert - bevor nun Skandalnudel Balotelli für 21 Millionen kam. Der Charakter spielt dabei keine Rolle. Auf die Frage, was ihm an England missfalle, antwortete Balotelli in seiner Zeit bei Manchester City: "Presse, Wetter, Essen, Fahrweise." Später wollte er dies nur auf Manchester bezogen wissen - Liverpool ist da natürlich ganz anders.
ManCity selbst hat Uefa-Auflagen wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay zu erfüllen, leistete sich dennoch für 40 Millionen Euro Frankreichs Newcomer Eliaquim Mangala. Chelsea gönnte sich Diego Costa (38 Millionen) und Cesc Fabregas (33), Arsenal Alexis Sanchez (38), Everton Romelu Lukaku (35). Der teuerste Bundesliga-Transfer des Jahres, Mehdi Benatia, schlägt indes mit kolportierten 26 Millionen Euro zu Buche. Dortmunds zahlte für Ciro Immobile 19 Millionen.
Auch die zweite Reihe prasste fröhlich mit: West Ham holte den Ecuadorianer Enner Valencia (15 Millionen), Swansea den Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson (Island/11), Queens Park den Niederländer Leroy Fer (10), Southampton den Iren Shane Long (14,9) und den Serben Dusan Tadic (14) - Unsummen für Durchschnitts-Legionäre. Dass Englands Nationalmannschaft unter diesen Transfer-Exzessen leidet, ist längst bekannt. Allein, es wird geflissentlich ignoriert.
Quelle: ntv.de, sgi/sid