Fußball

Kovac gesteht Probleme, aber ... "Die Mannschaft arbeitet nicht gegen mich"

Die Ergebnisse stimmen aktuell, die Leistungen eher nicht: Niko Kovac erlebt mal wieder eine turblente Phase beim FC Bayern.

Die Ergebnisse stimmen aktuell, die Leistungen eher nicht: Niko Kovac erlebt mal wieder eine turblente Phase beim FC Bayern.

(Foto: imago images/MIS)

Der Druck auf Bayern Münchens Trainer Niko Kovac wird nach zuletzt zwar erfolgreichen, aber dennoch enttäuschenden Spielen immer größer. Der 48-Jährige bietet auch durch unglückliche Sätze Angriffsflächen. Er will sich nun in jeder Hinsicht auf das Wesentliche konzentrieren.

Für einen kurzen Moment dachte Niko Kovac darüber nach, nicht mehr wie ein Dichter zu reden. Das biete offenbar zu viel Raum für irrige Interpretationen. Aber kaum darüber nachgedacht, war der Gedanke auch schon wieder verworfen. Zumindest erlebte der Trainer des FC Bayern einen überraschenden Rückfall in philosophische Zeiten. "Die Einfachheit", erklärte er am Donnerstagmittag während der Pressekonferenz vor dem Ligaspiel gegen seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt (Samstag 15.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de), "ist die Schwierigkeit. Aber auch die Schönheit." Und bevor daraus nun wieder etwas abgeleitet wird, was anders gemeint war, lieferte Kovac die Interpretation gleich mit: "Wenn man es einfach hält, dann wird man erfolgreich sein. Das ist immer so gewesen. Und das wird auch in Zukunft so sein."

Ergebniserfolgreich ist der bayrische Fußball aktuell. Nach den Liga-Dellen gegen 1899 Hoffenheim (1:2) und den FC Augsburg (2:2) gab's Siege in der Champions League gegen Olympiakos Piräus (3:2), im Alltagsbetrieb gegen Union Berlin (2:1) und am Dienstagabend beim VfL Bochum (2:1) im DFB-Pokal. Allerdings waren die Leistungen jeweils maximal dürftig. Gegen den Zweitligisten war sie gar echt erschreckend. Nichts erinnerte mehr an den phänomenalen Ausnahmerausch mit dem Tottenham in der Champions League am 1. Oktober überrannt worden war (7:2).

So schlugen Kapitän Manuel Neuer und Heimkehrer Leon Goretzka in Bochum harte Töne an. Während der Mittelfeldspieler davon sprach, dass es so keinen Spaß mache, appellierte der Torwart an all seine Mitspieler, sich selbst zu hinterfragen. Man müsse ernsthaft darüber nachdenken, wie man sich in solchen Spielen präsentiere. In Bochum war's lange Zeit peinlich. "Sie beschäftigen sich mit ihrer eigenen Leistung, ihrer Performance, und das ist gut so", erfreute sich Kovac derweil über die kritischen Aussagen. "Wenn du das machst, hast du auch die Möglichkeit zu reflektieren und besser zu werden."

Fehler über Fehler, kaum Bereitschaft zum Zweikampf, lautstarkes Diskutieren zwischen den Spielern, teilweise sogar Schimpfen: Im Ruhrstadion waren die Münchner mit vielem beschäftigt, nur nicht mit konzentrierter Arbeit. Sie fremdelten gar heftig mit der Einfachheit. Was den Trainer an der Seitenlinie gänzlich verzweifeln ließ. Wieder und wieder versuchte er Einfluss auf seine lethargische Mannschaft zu nehmen. Doch erst als er sein Rotationsexperiment beendete und den Angriff mit Robert Lewandowski, Philippe Coutinho und Thomas Müller belebte, kam zunehmend Druck auf.

"Die Mannschaft arbeitet nicht gegen mich"

Das augenscheinliche Verhallen der Anweisungen befeuerte die Debatte, dass es zwischen Trainer und Team nicht stimme. Der "Kicker" schrieb am Donnerstag gar von einer "Kluft" zwischen manchen Spielern und Kovac. Andere Medien stürzten sich derweil auf den am Dienstag gesagten Satz des Kroaten, dass man beim VfL sehen könne, was passiert, "wenn alle das machen, was der Trainer sagt." Kovac war daher nun heftigst bemüht, das Wiederaufflammen der Konfliktgerüchte in aller Klarheit zu entschärfen. "Die Mannschaft", so erklärte er, "arbeitet nicht gegen mich." Und sein Satz über den VfL sei bloß als Lob für deren Trainer Thomas Reis und dessen Arbeit gemeint gewesen. Das dürfe man ihm schon glauben. Und er werde seine Meinung auch weiter offen vertreten. "Wenn die Ehrlichkeit in der heutigen Zeit nicht mehr erwünscht ist, dann können wir alle einpacken und dann haben die anderen, die anders sind, bessere Chancen, besser wegzukommen. Da bin ich der Falsche."

Aber es sei eben auch so, dass viele Dinge angesprochen, aber aktuell von den "Jungs" nicht umgesetzt würden. "Es stimmt im Moment nicht, das ist nicht wegzudiskutieren", sagte Kovac. Aber man müsse "Geduld mitbringen, beharrlich bleiben." Als Hauptgrund hatte der Kroate ja bereits die bisweilen zu sorglose Einstellung der Spieler ausgemacht. Es sei ja schon so, dass seine Spieler zu Beginn eines Spiels "nicht da sind", heißt: nicht konzentriert und entschlossen genug handeln. Gegen Augsburg gab's in der ersten Minute ein Gegentor, gegen den VfL fehlte nicht viel zum frühen Rückstand. Eine Diskussion über taktische Details, über Strukturen, über Spielzüge und Lösungen bei Ballbesitz will Kovac nicht führen. Die aktuellen Probleme hätten "damit zu tun, dass man den Ball von A nach B spielt." Wenn das funktioniere, wenn "sauber und einfach gespielt" werde, wenn man die Zweikämpfe annimmt und gewinnt, dann kämen Vertrauen und Dominanz zurück.

Und darum geht es. Auch bei Eintracht Frankfurt. Mit mehr Leidenschaft, mit sicherem Spiel und über deutlich weniger Ballverluste. Grundsätzlich ist es aber so: "Mir ist lieber wir gewinnen die Spiele mit weniger schönem Spiel, als dass wir Spiele verlieren, in denen wir brillieren." Sein Anspruch, so ergänzt Kovac, sei das aber nicht. Denn natürlich wolle man den Fans auch schönen Fußball zeigen. Den eigenen natürlich. Die seien nämlich "klasse". Nicht, dass da Missverständnisse auftreten.

Quelle: ntv.de

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