Fußball

Wohin mit all den "Granätchen"? Die bizarre Wucht des FC Bayern

Glückwunsch, Niklas Süle! Der Verteidiger erzielt das erste Tor des Spiels.

Glückwunsch, Niklas Süle! Der Verteidiger erzielt das erste Tor des Spiels.

(Foto: imago/ActionPictures)

Der FC Bayern startet erfolgreich in die Saison und ist zumindest bis Samstagnachmittag da, wo er sich am liebsten sieht: An der Bundesliga-Spitze. Das ist drei Neuen zu verdanken, die so dominant gar nicht vorgesehen waren.

Vor ziemlich genau zehn Jahren tritt Franck Ribéry seinen Bundesliga-Dienst beim FC Bayern an. Am 11. August 2007 empfängt er mit seiner neuen Mannschaft Hansa Rostock. Die Münchener siegen mit 3:0. Der Franzose spielt auffällig gut, aber die Geschichte des Spiels schreiben zwei andere Männer: Luca Toni und Miroslav Klose. Beide sind ebenfalls neu beim Rekordmeister. Und beide treffen in ihrem ersten Spiel, der ehemalige deutsche Nationalspieler sogar doppelt. Nicht verwunderlich. Sie sind Stürmer. Sollen, müssen also Tore schießen. Nun, eben eine Dekade später, wiederholt sich die Geschichte. Erstmals seit jenem 11. August 2007 treffen zum Auftakt der 55. Bundesliga-Saison gegen Bayer Leverkusen (3:1) wieder zwei Bayern-Neuzugänge. Diesmal mit Niklas Süle ein Abwehr- und mit Corentin Tolisso ein Mittelfeldspieler. Verwunderlich.

Auch Sebastian Rudy und Corentin Tolisso sind offenbar schnell in der Bayern-Elite angekommen.

Auch Sebastian Rudy und Corentin Tolisso sind offenbar schnell in der Bayern-Elite angekommen.

(Foto: imago/Avanti)

Verwunderlich nicht, weil sie qua Position nicht federführend für das Veredeln verantwortlich sind. Verwunderlich eher, weil sie (noch) gar nicht so eine zentrale Rolle beim Deutschen Meister einnehmen sollen. Der ehemalige Hoffenheimer Süle und Rekordeinkauf Tolisso aus Lyon sollen den FC Bayern zwar besser machen, deswegen kosten sie auch 20 und 41,5 Millionen Euro. Aber sie dürfen erst noch wachsen. Süle eigentlich an der Seite der Nationalelf-Kolosse Mats Hummels, Jerome Boateng (verletzt) und am spanischen Stier Javi Martinez (verletzt). Tolisso dagegen soll etwas schneller funktionieren, aber auch er darf sich ebenfalls unter dem Mäntelchen von Thiago (verletzt), James (verletzt) oder Arturo Vidal ein wenig Zeit zur Anpassung gönnen.

Gegen Leverkusen am Freitagabend haben die Beiden ihre Lernzeit im Eiltempo abgeschlossen – auch weil sie wegen der Abwesenheit ihrer Mentoren müssen. Süle spielt bis auf zwei gefährliche Wackler sehr souverän, Tolisso glänzt nach unscheinbarer, gar schwacher Vorbereitung an der Seite des ebenfalls sehr guten, ruhigen und spielintelligenten Sebastian Rudy. Noch so ein vor der Saison wenig beachteter Neuling, wenn auch Nationalspieler. Tolisso ist gegen Bayer derweil extrem umtriebig auf dem Feld, hat 77 Ballkontakte, eine Passquote von 80 Prozent, eröffnet clever das Spiel, gewinnt knapp 70 Prozent seiner Mann-gegen-Mann-Duelle und sucht häufig den Abschluss. In der vergangenen Saison war der Franzose mit 14 Toren und sieben Vorlagen Europas gefährlichster Mittelfeldmann.

"Ein besonderer Tag"

Drei Bayern-Fußballer also, die das Spiel ihrer Mannschaft zum Ligastart überraschend, aber maßgeblich und beeindruckend gestalten. Nicht gegen eine unterdurchschnittliche Mittelfeldgurke, sondern gegen sehr mutige, aber abschlussschwache Rheinländer. Eine ziemlich bizarrre Situation für die Bayern. Denn nach dem Vorbereitungschaos mit Asien-Desaster und Audi-Cup-Debakel wurde dem Klub schon von vielen Seiten die Qualitätsfrage gestellt. Genügt der Kader wirklich den allerhöchsten Ansprüchen? Nun geben die Münchener die wuchtige Antwort. Zumindest drei von ihnen.

Drei, die nun sehr schnell extrem gefragt sind – und mehr wollen: "Ich habe von Anfang an versucht, meine Qualität zu zeigen und Gas zu geben. Wenn ich noch ein bisschen mehr Konstanz reinbringe, dann wird es noch besser", sagt zum Beispiel Rudy. Und Süle erzählt: "Das war natürlich ein besonderer Tag für mich. Für meinen neuen Verein zu spielen vor so einer tollen Kulisse. Wenn die Bayern-Fans hier deinen Namen sagen, ist das schon ein tolles Gefühl. Die Zweifler interessieren mich gar nicht."

Was aber bedeutet das für die Münchener? Für das Team des FC Bayern? Wer spielt. Wer sitzt? Mindestens zwei wird es erwischen. Ist es wieder Thomas Müller, eine andere verdiente Klub-Ikone oder gar Ancelotti-Liebling James? "Natürlich gibt es Konkurrenzkampf, aber das ist normal in einem Team. Das ist der Treibstoff, die Energie, die Motivation für eine Mannschaft", erklärte Ancelotti zum Vorbereitungsstart und lobte den Kader als deutlich stärker gegenüber der vergangenen Saison - trotz der Karriereenden von Metrum Xabi Alonso und der höchstbegabten Klublegende Philipp Lahm. Es sei doch "kein Problem", so fügte der italienische Altcoachmeister an, "wenn mal einer draußen bleibt." Die drei Neuen jedenfalls werden diese Rolle nicht freiwillig annehmen. Jetzt nicht mehr.

Quelle: ntv.de

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