Showdown beim FC Bayern Die sechs Szenarien des Robert Lewandowski
11.07.2022, 13:21 Uhr
Verhindert Uli Hoeneß den Transfer von Robert Lewandowski?
(Foto: picture alliance / augenklick/SVEN SIMON/ Frank Hoe)
So ernst wie in diesem Sommer war es Robert Lewandowski mit seinem Wechselwunsch noch nie. Immer wieder hatte der Pole in seiner Zeit beim FC Bayern damit kokettiert, sein Fußball-Glück im Ausland finden zu wollen, doch immer wieder fing der Rekordmeister seine Lebensversicherung ein. Ein erfolgreiches Déjà-vu aus Sicht des Vereins scheint in diesem Sommer aber eher ausgeschlossen, auch wenn sich die Bosse um Oliver Kahn, Hasan Salihamidžić sowie Schattenkönig Uli Hoeneß auf ihr vehementes "Basta" berufen. Doch Fakt ist: Lewandowski hat einen gültigen Vertrag bis zum 30. Juni 2023, ist also noch eine Spielzeit an den Serienmeister gebunden.
Lewandowski erscheint pünktlich und professionell zum Training an der Säbener Straße: Weil der Angreifer trotz all der Piksereien in der Vergangenheit immer ein professioneller Fußballer war, wird er auch an diesem Dienstag zum Training beim FC Bayern erscheinen. Der Pole wird das vorgegebene Programm von Trainer Julian Nagelsmann abspulen, mit seinen Teamkollegen quatschen, vielleicht flachsen und wieder verschwinden. Ein Mann fürs Volk, so schrieb der Kollege Stephan Uersfeld gerade erst, war er nie und wird er wohl auch nicht werden. Muss auch nicht. Fußball ist Lewandowskis Job. Der FC Bayern sein Arbeitgeber. Die eiskalte Wahrheit.
Lewandowski erscheint pünktlich zum Training, gibt aber die Diva: Das Theater der vergangenen Wochen hat Spuren beim 33-Jährigen hinterlassen. Lewandowski, der mit Blick auf den FC Bayern bekannt hatte, dass etwas in ihm "gestorben" sei, tritt zwar seinen Dienst an, lässt sich aber bei jeder Aktion anmerken, wie sehr es ihn nervt, wieder an der Säbener Straße sein zu müssen. Er hatte seinen Frust unter anderem damit begründen lassen, dass er die Wertschätzung der Bosse vermisst. Die drücke sich zwar zu 99 Prozent nur noch in Euro aus, befand Schattenkönig Hoeneß vor einigen Wochen, die Seite des Spielers sieht das aber anders. Aus ihrer Sicht hätte man sich lieber nicht (erfolglos) um Erling Haaland bemüht, sondern mit Lewandowski über eine Zukunft über 2023 hinaus verhandelt. Natürlich mit ein paar entsprechenden Wertschätzungs-Euros.
Lewandowski geht in den Streik: Einfach mal nicht auftauchen. Er wäre ja nicht der erste Fußballer, der sich für diese, nun ja, unverschämte Art des Protests entscheidet. Prominente Vorbilder finden sich in der Bundesliga, unter anderem bei seinem Ex-Klub Borussia Dortmund. Ousmane Dembélé etwa war so dreist, dass ihn der BVB letztlich zum FC Barcelona (was für eine Pointe!) ziehen ließ. Die Schwarzgelben nutzten die Not der Katalanen aus, die dringend einen Coup landen mussten und ließen sich in Summe 150 Millionen Euro überweisen. Das Umfeld von Lewandowski zog diese Option in den vergangenen Wochen medial immer mal wieder in Betracht. Spanische Medien berichten indes, dass sich der Spieler gegen den Streik entschieden habe - aber noch immer auf den Wechsel hoffe und dränge.
Lewandowski wird ganz spontan verkauft: Nein, realistisch ist das nicht. Auch wenn der monetär reanimierte FC Barcelona sein Angebot Medienberichten zufolge nochmal nachbessern will. Aber dass diese zehrende Saga plötzlich zu einem Blitz-Ende kommt, das glaubt wohl niemand. Zwar soll sich das Basta von Salihamidžić und Kahn langsam aufweichen, aber da ist laut "Bild"-Zeitung immer noch Hoeneß. Dessen Basta noch immer unverändert und unveränderbar sei. Als Mitglied im Aufsichtsrat hat der Mann aus dem Außenstudio Tegernsee weiterhin ein Mitspracherecht beim Absegnen von Transfers. Und weil er auch in schwierigsten Zeiten stets an Salihamidžić geglaubt und ihn verteidigt hat, soll der Sportvorstand das Wort des Alpha-Bayern immer noch erhören.
Lewandowski zieht den Teufelsjoker: Vertrag ist Vertrag. Sollte man meinen. Bedeutet: Wenn der Klub seinen bis 2023 gebundenen Stürmer nicht ziehen lassen will, muss der eben bleiben. Oder doch nicht? Es gibt da den Paragrafen 17 der FIFA-Statuten. Und vor diesem muss der Rekordmeister durchaus zittern. Dieser Paragraf ermöglicht Profifußballern nämlich ein Sonderkündigungsrecht, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind. Verträge dürfen demnach maximal über fünf Jahre geschlossen werden und können von Fußballern nach dem 28. Lebensjahr nach drei und von älteren Spielern nach zwei Jahren einseitig aufgekündigt werden. Der Pole erfüllt die Voraussetzungen mittlerweile - anders als zu seiner Zeit beim BVB, als er und sein Umfeld schon mal an diese Option dachten - und könnte den Paragrafen für sich nutzen, wohl ohne eine Sperre zu erwarten. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht, wie Sportrechtsanwalt Christoph Schickhardt der "Bild"-Zeitung erklärt hatte: "Grundsätzlich kann er den angesprochenen Rechtsbruch begehen. Aber wer sich darauf einlässt, begeht Harakiri!" Die FIFA habe die Konsequenzen bewusst unkalkulierbar gehalten. Sie habe einen Strauß an Sanktionen und Maßnahmen in der Hand. "Und da weiß man nicht, wie viele Rosen mit wie vielen Dornen da drin sind."
Lewandowski beendet seine Karriere und wird Kalenderspruch-Influencer bei Instagram: kleiner Scherz.
Quelle: ntv.de, tno