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Wer hat's gesagt? Uli Hoeneß! Das große Staunen über Salihamidžić' FC Bayern

Welche Transfers bekommt Hasan Salihamidžić noch umgesetzt?

Welche Transfers bekommt Hasan Salihamidžić noch umgesetzt?

(Foto: REUTERS)

Der FC Bayern hatte in der vergangenen Saison ein Problem: Die Abwehr war überraschend anfällig. Keine Formation konnte Trainer Julian Nagelsmann überzeugen. Vor allem fehlte ein echter Chef. Der soll nun kommen. Doch es gibt ein Problem bei Matthijs de Ligt.

Die Telefonleitung von der Säbener Straße zum Tegernsee ist stabil. Für die Fußball-Nation ist das eine sehr gute Nachricht. Denn die Grüße, die vom traumhaften Idyll bei München in die Öffentlichkeit verschickt werden, sind immer noch die mächtigsten, markigsten und aufregendsten, die es in (Fußball)-Deutschland gibt. Selbst wenn sie mittlerweile deutlich rationierter daherkommen, als noch vor drei Jahren. Aber Uli Hoeneß, das donnernde Verlautbarungsorgan des FC Bayern, hat noch immer das perfekte Gespür, wann sein mächtiges Wort gebraucht wird. Wenn es beim Rekordmeister brennt, ist er (immer) da. Er kann nicht anders.

Dabei wollte er doch anders. Vor ein paar Monaten hatte er angekündigt, sich nicht mehr in die Angelegenheiten des Rekordmeisters einmischen zu wollen. Er wolle sich ja schließlich nicht nachsagen lassen, dass der alte Mann nicht loslassen könne. Ein ehrenwertes Anliegen. Ein ehrenwerter Versuch, der krachend scheiterte. Weil der FC Bayern taumelte, weil die neuen Alphatiere noch nach der Trittfestigkeit auf dem rutschigen Terrain suchten, grüßte Hoeneß vom Tegernsee. Er verteidigte Sportvorstand Hasan Salihamidžić gegen die harte Kritik von allen Seiten. Er stützte ihn gegen all die Abgesänge. Er wiederholte das "Basta!" von Vorstandsboss Oliver Kahn im zermürbenden Transfer-Fall Robert Lewandowski und wurde damit ernst genommen. Er keilte auch noch gegen den FC Barcelona aus.

Und plötzlich hatten seine Nachfolger kurz Ruhe, sie stemmten mal eben den Wechsel von Weltstar Sadio Mané und riefen den Scheichs und Oligarchen dieser Welt zu: Schaut mal, es geht auch ohne Petro-Einnahmen. Und hinter diesen Transfer-Imperativ wollen die Münchner nun auch noch das Ausrufezeichen setzen. Matthijs de Ligt soll kommen. Der Niederländer galt vor drei Jahren, als er von Ajax Amsterdam zu Juventus Turin gegangen war, als einer der begehrtesten Innenverteidiger der Welt. Und viel von diesem guten Ruf hat er bei der "Alten Dame" nicht eingebüßt. Beim Rekordmeister haben sie die Fantasie, dass der immer noch erst 22-jährige Niederländer das letzte große Kaderproblem lösen kann. De Ligt soll der Abwehrchef werden. Und er möchte diese Rolle, nach allem, was man hört, gerne übernehmen. Das Problem (I): eine Ablöse von bis zu 80 Millionen Euro. Das Problem (II): die internationale Konkurrenz der Superreichen. Der FC Chelsea und Manchester United sind auch interessiert.

Ein Typ wie Virgil van Dijk

80 Millionen Euro Ablöse, das weckt Erinnerungen an Lucas Hernández. Den bisherigen Rekordmann. Auch der sollte als Abwehrchef kommen, kann diese Rolle aber (bislang) nicht ausfüllen. Ebenso wenig wie der Franzose Dayot Upamecano, der im vergangenen Sommer für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig kam. Nun also de Ligt. Und schon jetzt werden die höchsten Hymnen auf ihn gesungen. Lothar Matthäus, der zuletzt eher kritisch mit dem Rekordmeister umgegangen war, schwärmt von einer "Riesenverstärkung". Der 22-Jährige sei ein Typ wie dessen Landsmann Virgil van Dijk, "kann die Rolle des Abwehrchefs übernehmen, der dort fehlt. Er ist einer der besten Innenverteidiger in Europa." De Ligt sei auch noch so jung, dass der FC Bayern mit ihm "für die nächsten Jahre auf dieser Position ausgesorgt hätte. Ein Super-Transfer, wenn es klappt."

Weitere Hymnen werden von Legenden aus der Heimat des Abwehrspielers gesungen. De Ligt habe bei Juventus "total dazugelernt", lobt Schalkes "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens: "Er passt zur Art und Weise der Münchner, er muss nach vorne verteidigen. Das konnte er bei Ajax schon super. Er ist ein mitspielender Verteidiger." Und noch eine letzte Lobhudelei. Sie kommt von Rafael van der Vaart. "Er ist ein hervorragender Spieler, ist noch so jung und ein Top-Verteidiger, der gut am Ball ist. Er kann eins gegen eins gegen fast jeden Stürmer spielen."

Sollte auch dieser Transfer gelingen, dann hätte Uli Hoeneß wieder einmal recht gehabt. Vor ein paar Wochen, mitten im eskalierenden Theater um Wut-Stürmer Lewandowski, hatte er vollmundig und mutig verkündet, dass der FC Bayern in der kommenden Saison einen äußerst attraktiven Kader haben werde, "wenn alles kommt, was sie mir die Woche vorgestellt haben". Gekommen sind bislang eben Mané, das niederländische Top-Talent Ryan Gravenberch und Rechtsverteidiger-Hoffnung Noussair Mazraoui. Kommen sollen nun noch de Ligt (als Abwehrchef), Konrad Laimer (als Abräumer) und der erst 17-jährige Mathys Tel (als Sturm-Rohdiamant). Das wäre dann tatsächlich ein verdammt attraktiver Kader und die perfekte Antwort auf die Transferoffensive von Borussia Dortmund oder das Gebaren der internationalen Konkurrenz, die noch auf den Mega-Coup lauert.

Wie der FC Barcelona auf Lewandowski. Im nervtötenden Hickhack um den "täglichen Robert gib uns heute" liefert die "Bild"-Zeitung nun das nächste brisante Schmankerl. So soll Salihamidžić bislang jedes der per Mail eingegangenen Angebote der Spanier ignoriert haben! Drei Offerten sollen in den vergangenen Wochen im digitalen Briefkasten der Münchner angekommen sein. Ende Mai bot Barça eine Ablösesumme in Höhe von 32 Millionen Euro, am 23. Juni sollen es 35 Millionen Euro gewesen sein. Rund eine Woche später habe Barcelona auf 40 Millionen plus fünf Millionen Euro als Bonuszahlungen erhöht. Die Mails gingen allesamt direkt an "Brazzo", der demnach jedoch keine Reaktion zeigte. Diese Ignoranz gehört demnach zur Transfer-Taktik. Der Klub will von seinem Wechsel-Verbot wohl nur abrücken, sollte der FC Barcelona "50 Millionen Euro plus X" zahlen.

Woher kommt plötzlich das viele Geld?

Bei all dem Respekt für die Umtriebigkeit von Salihamidžić, der ganz nebenbei auch noch für Kader-Ergänzungen wie Marc Roca und Omar Richards stabile Transfergewinne einfahren konnte, fragt man sich indes schon, wo das Geld herkommt. Denn im Frühjahr hatten die Münchener tief blickend bekannt, dass es kreative Lösungen braucht, um den Kader zu pimpen. Vom legendären Festgeldkonto schien nicht mehr so viel übrig. Nun, vielleicht nur eine Nebelkerze? Vielleicht aber auch ein riskantes All-in, wie der Kollege Stephan Uersfeld gerade erst schrieb? Beide Szenarien scheinen denkbar. Im Kampf darum, nicht den Anschluss an das "tete de la course" des internationalen Fußballs zu verlieren, rüsten die Münchner auf, machen sich interessant für Stars. Die Aussicht auf den so schön strahlenden Henkelpott ist für die meisten Top-Spieler immer noch der zweitgrößte Transferanreiz, nach einem wuchtigen Vertrag. Denn, so hatte Hoeneß zuletzt ja bekannt, Wertschätzung ist zu 99 Prozent ein Euro-Thema.

Lothar Matthäus jedenfalls ist über die Transferbemühungen seines Ex-Klubs durchaus überrascht. "Ich wundere mich, woher plötzlich das viele Geld kommt", sagte er gerade erst der "Bild"-Zeitung. "Es hieß zuletzt immer, man habe weniger zur Verfügung, auch wegen der Corona-Einbußen. Man findet auch deswegen mit Lewandowski keine Einigung über eine Verlängerung. Serge Gnabrys Situation ist ungeklärt. Und dann kommt Mané für bis zu 41 Millionen Euro, soll Konrad Laimer kommen für 25 bis 30 Millionen Euro, soll de Ligt kommen für 60, 70 oder 80 Millionen Euro. Die anderen Spieler beobachten das."

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Nun, egal. Der FC Bayern rüstet auf. Und möchte am Ende einer Saison endlich wieder mehr als einen (großen) Titel in die Vitrine stellen. Die elfte Meisterschaft in Serie soll her, aber auch in Europas Königsklasse soll in der neuen Saison nicht wie zuletzt zweimal das Viertelfinale die Endstation sein. "Wir wollen einen Kader, mit dem wir im Optimalfall die Champions League gewinnen können", sagte Kahn. Gemeinsam mit Salihamidžić arbeitet er daran. Die Umsetzung von Potenzial in Pokale obliegt dann Trainer Nagelsmann. Und der bekommt von Kahn direkt mal mitgeteilt, was er zu leisten hat. "Wir sind beim FC Bayern zum Erfolg verdammt, das weiß er auch."

Beim letzten Mal, als der FC Bayern mit einer markigen, hoeneß'schen Transferansage in die Saison gestartet ist, stand am Ende tatsächlich der Triumph in der Champions League, es stand am Ende sogar das historische Triple, das erst zweite der Vereinsgeschichte. Im Sommer 2019 verpflichteten die Münchner Benjamin Pavard, Lucas Hernández und, nun ja, Jann-Fiete Arp (er geht nun steinreich zu Holstein Kiel) und, nun ja (II), Michaël Cuisance. Sie liehen Ivan Perišić und Philippe Coutinho. Allerdings trennten sie sich im Herbst auch von ihrem Trainer. Auf den ausgelaugten Niko Kovac folgte Hansi Flick. Geschichte muss sich ja nicht immer in allen Details wiederholen.

Quelle: ntv.de

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