Fußball

Bayern-Flop, CL und nun 2. Liga Die seltsame Karriere des Exzentrikers Cuisance

Michaël Cuisance will über Osnabrück zurück auf die große Bühne.

Michaël Cuisance will über Osnabrück zurück auf die große Bühne.

(Foto: dpa)

Michaël Cuisance stand vor einer großen Zukunft. Da waren sich die Experten einig. Doch dann landete die Karriere des Franzosen, der einst sogar beim FC Bayern spielte, in einer Sackgasse. Nun soll es über einen Umweg in der 2. Bundesliga wieder nach oben gehen.

Es ist gerade einmal drei Jahre her, da spielte Michaël Cuisance noch in der Champions League. Im Trikot des französischen Traditionsklubs Olympique Marseille kam der spielstarke Franzose in allen sechs Gruppenspielen zum Einsatz. Die große internationale Bühne des Fußballs: Das war schon immer die Welt, der sich der ehemalige Bayern-Profi und Osnabrücker Überraschungs-Transfer Cuisance zugehörig fühlte.

An Selbstvertrauen hat es dem Franzosen noch nie gemangelt. Eine Eigenschaft, die ihm half, sich in jungen Jahren bei Borussia Mönchengladbach auf Anhieb einen Stammplatz zu erkämpfen - 24 Erstligaspiele bestritt der damals 18-Jährige in seiner Premierensaison am Niederrhein. Ein Persönlichkeitsmerkmal, das ihm auf dem Weg zur großen Karriere aber bislang auch im Weg stand. Denn weil er in seinem zweiten Jahr in Gladbach nicht mehr ganz so oft zum Einsatz kam (immerhin noch 11 Spiele), reagierte Cuisance frustriert und beleidigt - und wechselte schließlich im Sommer 2019 für acht Millionen Euro zu Bayern München.

Demut und Geduld als Problem

Ein Transfer, der viele Fragen aufwarf. Auch bei Gladbachs damaligem Sportdirektor Max Eberl. Eberl und Trainer Marco Rose wollten Cuisance damals eigentlich gerne halten. Weil der eigenwillige Franzose seinen Frust aber zu sehr zur Schau stellte, ließen sie ihn ziehen. "Mika hat das Potenzial, beim FC Bayern zu spielen. Die Frage ist, ob er auch die Demut mitbringt, die man braucht, wenn man auf seine Chance wartet", sagte Eberl damals.

Cuisance brachte diese Geduld nicht auf und spielte im Starensemble der Bayern keine große Rolle. Zwar kann er sich Champions-League-Sieger, deutscher Meister und Pokalsieger nennen - großen Anteil hatte er an den Erfolgen unter Trainer Hansi Flick aber nicht. Nach nur einem Jahr liehen die Bayern den Franzosen in dessen Heimat nach Marseille aus, wo es besser lief. Doch kaufen wollte Olympique den technisch versierten Spieler nicht. Es folgten durchwachsene Stationen in Italien bei Sampdoria Genua und in der zweiten italienischen Liga in Venedig. Die Karriere des einst so hoch gehandelten Franzosen steckte endgültig in der Sackgasse.

Spektakulärer Coup für den VfL

Völlig überraschend griff am letzten Tag der Transferperiode dann der VfL Osnabrück zu. "Michaël verfügt über enorme fußballerische Qualitäten und wird unser Spiel mit seinen kreativen Impulsen bereichern", sagte VfL-Sportdirektor Amir Shapourzadeh nach dem für die Niedersachsen spektakulären Coup. "Er wollte unbedingt zurück nach Deutschland, um seine fußballerischen Fähigkeiten in einem ruhigen und professionellen Umfeld wieder entfalten zu können."

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Die Reaktionen auf die Verpflichtung fielen gemischt aus und schwankten zwischen Euphorie und Misstrauen. Passt der exzentrische Mittelfeldspieler an die Bremer Brücke? Überwiegen die unbestritten hohen fußballerischen Qualitäten oder die nicht einfache Art des Franzosen? Nach den ersten Wochen sieht es danach aus, dass sich das Risiko, das der Aufsteiger mit der Verpflichtung eingegangen ist, auszahlt. In den vergangenen drei Partien stand Cuisance jeweils in der Startformation von Trainer Tobias Schweinsteiger, übernahm Verantwortung und setzte Impulse.

So soll es nach der Länderspielpause weitergehen. Cuisance, der sich im Sommer mit einem persönlichen Fitnesscoach in Form brachte, schaut nur nach vorn. "Was war, ist vorbei - das ist das Leben, das ist der Fußball, so schnelllebig", sagt Cuisance der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Mein Fokus ist Osnabrück, diese Mannschaft, dieser Verein. Was vorher war und später kommt, interessiert mich jetzt nicht."

Quelle: ntv.de, Lars Reinefeld, dpa

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