Egaler Tiefpunkt in Königsklasse FC Bayern erstaunt, nur Schalke desaströs
27.11.2014, 17:03 Uhr
Dann halt das nächste Mal: Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger in Manchester.
(Foto: imago/Ulmer)
Alles vier deutschen Fußballmannschaften in der Champions League verlieren. Eine Katastrophe! Oder? Nein, ist es nicht. Der FC Bayern macht das schon, Dortmund und Leverkusen dürfen hoffen. Nur die Schalker haben ein Problem.
Der FC Bayern verpatzt es in Manchester, die Dortmunder Borussia ist in London ohne Chance, Bayer Leverkusen bekommt den Ball nicht ins Tor und verliert wieder gegen Monaco - und die Schalker, ach die Schalker, gehen gegen den FC Chelsea unter. Die vier deutschen Fußballmannschaften in der der Champions League haben an diesem vorletztem Gruppenspieltag allesamt verloren. Das ist eine keine gute Bilanz, ein historisches Novum sogar. Aber wie so oft ist alles relativ. In diesem Fall sogar relativ egal.
2014/2015: FC Bayern,
Dortmund,
Schalke,
Leverkusen
2013/2014: FC Bayern,
Dortmund,
Leverkusen,
Schalke
2012/2013: Dortmund,
FC Bayern,
Schalke, (
Mönchengladbach*)
2001/2002: FC Bayern,
Schalke 04,
Dortmund,
Leverkusen
2000/2001: FC Bayern,
Leverkusen,
Hamburger SV, (
1860 München*)
1999/2000: FC Bayern,
Leverkusen, Hertha,
Dortmund
* in der Qualifikation gescheitert
Ein Desaster für die Weltmeisterliga sind diese vier Pleiten jedenfalls nicht, eher eine Koinzidenz, ein zeitliches Zusammenfallen von Ereignissen. Das kommt im Sport wie im richtigen Leben vor. Wenn es eine - zugegeben nicht ganz neue - Erkenntnis gibt, dann die, dass der FC Bayern in dieser Saison die einzige deutsche Mannschaft stellt, die ernsthaft darauf hoffen darf, das Endspiel am 6. Juni kommenden Jahres im Berliner Olympiastadion zu erreichen. Der Rest spielt halt mit. Fest steht aber, dass drei Teams garantiert in der Champions League überwintern und das Achtelfinale erreichen, das die Uefa auf acht Spieltermine zwischen Mitte Februar und Mitte März gestreckt hat.
Nur in Gelsenkirchen bangen sie, müssen am 10. Dezember in Maribor siegen und hoffen, dass der FC Chelsea gegen Sporting Lissabon gewinnt, auch wenn die Londoner keinen einzigen Punkt mehr benötigen, um ihre Gruppe als Tabellenerster abzuschließen. Die Schalker sind auch der einzige der vier Klubs, der sich ernsthaft fragen lassen muss, was er unter den 32 besten Teams des Kontinents zu suchen hat. Nach der 0:5-Blamage gegen Chelsea verfestigt sich der Eindruck, dass die Mannschaft von Trainer Roberto Di Matteo in der Europa League besser aufgehoben ist.
„When you play shit, you play shit“
Am anderen Ende der Konkurrenzfähigkeitsskala steht, wie erwähnt, der FC Bayern. Die 2:3-Niederlage bei Manchester City war ärgerlich, weil vermeidbar. Im Grunde haben sich die Münchner selbst geschlagen, drei individuelle Fehler waren am Dienstagabend halt drei zu viel. Schlecht gespielt haben sie, zumal 70 Minuten in Unterzahl, aber keineswegs. Oder wie es Trainer Josep Guardiola formulierte: „When you play shit, you play shit. But today we were amazing.“ Erstaunlich ist auch, dass die Bayern offenbar nur verlieren, wenn sie es sich leisten können. Den Gruppensieg hatten sie ja schon vor der Partie sicher.
Bleiben die Dortmunder und die Leverkusener, die aufpassen müssen, dass sie am letzten Spieltag nicht noch den Gruppensieg verspielen und dann als Tabellenzweiter gleich im Achtelfinale auf eine Mannschaft treffen, der sie nicht gewachsen sind. Aber auch hier sind die Ausgangspositionen völlig unterschiedlich. Leverkusen ist halt Leverkusen, kein Mensch erwartet ernsthaft, dass das Team von Trainer Roger Schmidt durch die Königsklasse stürmt. Um Platz eins sicher zu verteidigen, muss nach der 0:1-Niederlage gegen den AS Monaco am Mittwoch nun zum Abschluss ein Sieg bei Benfica Lissabon her. Sonst droht ein Déjà-vu. Im vergangenen Jahr ging es im Achtelfinale als Gruppenzweiter gegen Paris St. Germain. Dem 0:4 im Hinspiel folgte auswärts ein 1:2 - und tschüss.
Die Dortmunder hingegen müssen sich erst einmal aus ihrer mittlerweile veritablen Krise in der Liga befreien; und wissen anscheinend immer weniger, wie sie das anstellen sollen. Trainer Jürgen Klopp jedenfalls klang am Mittwochabend nach dem 0:2 beim FC Arsenal wenig zuversichtlich: „Was wir jetzt brauchen, sind Ergebnisse und nicht den perfekten Fußball. Glück muss man sich erarbeiten.“ Und Manager Michael Zorc versuchte es mit einer etwas kruden Logik: „Bislang haben wir nach Champions-League-Siegen in der Bundesliga nie gewonnen. Vielleicht ist das diesmal anders.“ Immerhin ist die Lage in der Königsklasse immer noch so komfortabel, dass am 9. Dezember im Westfalenstadion gegen den RSC Anderlecht ein Unentschieden reicht, um auf Platz eins zu bleiben. Klingt machbar. Relativ machbar.
Quelle: ntv.de