Große Show, machtloser VfL FC Bayern klaut Wolfsburg die Gladiolen
27.10.2015, 22:25 Uhr
Xabi Alonso und Thomas Müller jubeln über den dritten Treffer.
(Foto: imago/Contrast)
Pokalsieger gegen Meister, klingt gut. Doch der FC Bayern macht im DFB-Pokal kurzen Prozess mit dem VfL Wolfsburg. Das Ende vom Lied: Der Titelverteidiger ist raus, die Münchner zelebrieren ihren Fußball.
In München hatten sie vorher ja versucht, die Angelegenheit spannend zu reden. Von wegen großes Spiel, schwere Aufgabe und so. Arjen Robben, der sich zu Spielbeginn ein wenig überraschend auf der Bank wiederfand, hatte von einem Tod-oder-Gladiolen-Spiel gesprochen. Am Ende aber kam es, wie es fast immer kommt: Der FC Bayern gewann an diesem Dienstagabend sein Zweitrundenspiel im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg vor 30.000 Zuschauern mit 3:1 (3:0) und steht im Achtelfinale. Und für die Gastgeber bleibt zwar nicht der Tod, aber die sind raus. Und das als Titelverteidiger.
Tore: 0:1 D. Costa (15.), 0:2 Müller (20.), 0:3 Müller (35.), 1:3 Schürrle (90.)
VfL Wolfsburg: Benaglio – Träsch (26. Arnold), Naldo, Dante, R. Rodriguez – Guilavogui, L. Gustavo – Vierinha (71. Jung), Draxler (63. Schürrle), D. Caligiuri – Dost. - Trainer: Hecking
FC Bayern München: Neuer – Lahm, Boateng, Martinez, Alaba – Thiago, Xabi Alonso (71. Vidal) – Coman (67. Robben), Müller (79. Rafinha), D. Costa – Lewandowski. - Trainer: Guardiola
Zuschauer: 30.000 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Im Grunde war die Sache nach einer Viertelstunde, spätestens dann aber nach 20 Minuten erledigt. Denn da lagen die Bayern, die sich konsequent weigerten, den Gastgebern auch einmal den Ball zu überlassen, bereits mit 2:0 in Führung. Nachdem Thomas Müller zunächst aus fünf Metern am Wolfsburger Torhüter Diego Benaglio gescheitert war, der den Schuss ins kurze Eck allerdings auch exzellent abwehrte (5.), dachte sich Douglas Costa, dass es nun an der Zeit sei. In zentraler Position servierte ihm eben jener Müller den Ball, Costa tanzte Luiz Gustavo aus und traf dann durchaus schön anzusehen aus 18 Metern in die rechte obere Ecke des Tores (15.). Und nur fünf Minuten später war dann auch Müller zum ersten Mal selbst erfolgreich. Erst blockte die bemitleidenswerte Wolfsburger Abwehr noch einen Schuss Costas ab, doch der Ball kam über David Alaba zu Müller - 2:0 (20.). Doch damit nicht genug. Eine Viertelstunde später ließ ein nahezu perfekt aufspielender FC Bayern den dritten Streich folgen. Na, wer war’s? Genau, der Müller Thomas. Dieses Mal lief der Angriff über die linke Seite, Costa übergab an Kingsley Coman, der überließ David Alaba den Ball, der in den Strafraum flankte. Und Müller hatte dort Zeit und Muße genug, den Ball mit der Innenseite seines rechten Fußes volley aus acht Metern zum 3:0 ins Tor zu schießen (34.).
Noch Fragen? Ja, eine. Was war mit dem VfL Wolfsburg los? Die Antwort lautet: nichts. Zumindest nicht in der ersten Halbzeit - abgesehen davon, dass Daniel Caligiuri unmittelbar vor dem Pausenpfiff ein Tor erzielte, das Schiedsrichter Knut Kircher aber nicht gelten ließ, weil Wolfsburgs Angreifer Bas Dost meterweit im Abseits stand. Dass so wenig kam, durfte die Zuschauer dann allerdings doch ein wenig überrascht haben. Denn sowohl Trainer Dieter Hecking, als auch Manager Klaus Allofs hatten vor dem Spiel angekündigt: Die Mannschaft sei bereit für den FC Bayern. Doch die Wölfe von dieser Bürde augenscheinlich merklich gehemmt, trauten sich wirklich gar nichts zu. Und so passierte in den ersten 45 Minuten genau das, was Hecking unbedingt vermeiden wollte: Das Gefühl wie ein Kaninchen vor der Schlange zu erstarren.
Robben wuselt und wirbelt
Und weil Hecking dieses Gefühl so gar nicht mag - und noch viel weniger seit der 1:5-Packung gegen die Bayern in die Liga am 6. Spieltag - empfahl er seinen Kaninchen doch wenigstens ein bisschen die Zähne zu zeigen. Und sie schienen die Nachdrücklichkeit der Empfehlung verstanden zu haben. Denn kaum hatte Knut Kircher die zweite Halbzeit angepfiffen, zeigte der VfL seinen besten Spielzug. Julian Draxler, der bis dahin solide 22 Ballkontakte hatte, setzte sich mal über links durch, fand Caligiuri, der ließ Alaba ins Leere grätschen, doch sein Abschluss aus gut neun Metern verfehlte knapp das Tor vom beschäftigungslosen Manuel Neuer. Knapp 25 Minuten später machte Caligiui noch einmal auf sich aufmerksam. Doch besser als sein kläglicher Abschluss freistehend vor Neuer war der Pass zuvor von Maximilian Arnold. Dass Arnold auch kurz vor Schluss noch einmal in den Mittelpunkt rückte und das 1:3 (90.) durch Weltmeister Andre Schürrle vorbereitete, machte es weder für die Wolfsburger erträglicher, noch für die Bayern in irgendeiner Form ärgerlicher.
Denn die hatten in Halbzeit zwei ganz soliden Dienst nach Vorschrift gemacht. Und das sah dann meist so aus: Ballbesitz, Ballbesitz, Ballbesitz - und mal ein Abschluss. Aber so einen Böller hatten sie nicht mehr am Gürtel. Das große Feuerwerk hatte sich ja auch ohnehin schon mit Beginn der Prime Time gezündet. Was zumindest auf den Tribünen noch einmal für feuerwerksähnliche Zustände sorgte, war die Einwechselung von Arjen Robben in der 67. Minute. Und der aufgedrehte Niederländer hatte auch immerhin einen gladiolenverdächtigen Moment, als er in der 82. Minute einen Pass von Thiago akrobatisch knapp über das Tor hebelte. Doch als Stimmungskiller wollte das dem Niederländer nicht taugen. Robben wuselte und wirbelte weiter, als ging's immer noch um alles oder nichts. Dabei war doch an diesem Abend spätestens nach 20 Minuten alles klar.
Quelle: ntv.de