Fußball

Wie Preisboxen auf der Kirmes FC Bayern treibt mit Arsenal seine Späße

Hatten gleich fünf Mal Grund, so richtig auszurasten: die Bayern

Hatten gleich fünf Mal Grund, so richtig auszurasten: die Bayern

(Foto: AP)

Eine halbe Stunde lang gibt es ernsthafte Hinweise, dass es wider alle Prognosen doch ein spannender Fußballabend werden könnte. Aber am Ende kantert der FC Bayern auch in London und steht im Viertelfinale der Königsklasse.

War das nun seriös oder doch eher etwas fahrlässig, wie der FC Bayern an diesem Dienstagabend in London sein Achtelfinale in der Champions League angegangen ist? Wahrscheinlich liegt die Wahrheit, wie so oft, irgendwo zwischen diesen beiden Polen in der Mitte. Und was am Ende für die Münchner zählt, ist die Tatsache, dass sie zum sechsten Mal hintereinander das Viertelfinale der europäischen Königsklasse erreicht haben, während Arsenal zum siebten Mal nacheinander in der ersten K.o.-Runde ausgeschieden. Das hatte bisher noch kein Team geschafft, auch ein Rekord.

Hatte in der ersten Hälfte gute Gründe, so sauertöpfisch aus der Wäsche zu schauen: Bayern-Trainer Ancelotti

Hatte in der ersten Hälfte gute Gründe, so sauertöpfisch aus der Wäsche zu schauen: Bayern-Trainer Ancelotti

(Foto: dpa)

Ach ja, das Ergebnis. Die Bayern haben am Ende vor 59.911 Zuschauern im Emirates Stadium tatsächlich noch mit 5:1 (0:1) gewonnen. Das macht, beide Spiele addiert, ein respektables 10:2 zugunsten des deutschen Meisters. Wobei, kleine Zahlenspielerei, sich der FC Arsenal jeweils vor der Pause ein wenig besser schlug als danach. Den nicht in der Wertung der Uefa festgeschriebenen Vergleich der ersten Halbzeiten gewannen die Gunners nämlich mit 2:1. Carlo Ancelotti, dem Trainer der Münchner, war das nicht entgangen. Jedenfalls räumte er das ein, was eh jeder gesehen hatte: Dass das Ergebnis alleine nicht zeigte, "was tatsächlich passiert ist". Und so war dieses Rückspiel zwischen der 20. und 55. Minute zumindest ein wenig spannend. Oder wie es Ancelotti sagte: "Bis zum Elfmeter war es wirklich schwierig. Die Leistung hätte in der ersten Halbzeit besser sein können. Das müssen wir analysieren."

"Der Schiedsrichter hat das Spiel gekillt"

Theo Walcott hatte die Gastgeber in der ersten Halbzeit mit einem fulminanten Schuss durch - so schien es - Manuel Neuers Fäuste hindurch in Führung gebracht. Aber als acht Minuten nach der Pause Laurent Koscielny den Münchner Robert Lewandowski im Strafraum foulte, Schiedsrichter Anastasios Sidiropoulos nach Rücksprache mit dem Torraumrichter Koscielny für seine Notbremse dann doch die Rote Karte zeigte und Lewandowski den Elfmeter verwandelte, war der Spuk auch schon wieder vorbei. Bereits im Hinspiel war Arsenal nahezu kollabiert, nachdem sein französischer Abwehrchef kurz nach der Pause verletzt raus musste. Dieses Mal kam hinzu, dass die Gunners nun einen Spieler weniger hatte und vier Tore hätten erzielen müssen, um wenigstens eine Verlängerung zu erreichen.

Danach jedenfalls war es kein Fußballspiel mehr, sondern eine fast schon alberne Veranstaltung, die eher einem Preisboxen auf der Kirmes glich, bei dem den Londonern die bemitleidenswerte Rolle des Möchtegerns zufiel, der orientierungslos durch den Ring taumelt, während die Profis mit ihm ihre Späßchen treiben. Mats Hummels, der neben David Alaba im Zentrum der Vierkette verteidigte, befand: "Das 5:1 muss man in Klammern sehen." Was er damit meinte: Er habe bisher noch nie ein Spiel so hoch gewonnen, "bei dem die unterlegene Mannschaft 50 Minuten lang den Ton angegeben hat." Er vertrat wie sein Trainer die keineswegs exklusive Meinung, dass das Ergebnis nicht zum Verlauf des Spiels passe. Seine Mannschaft sei wenig gut ins Spiel gekommen, bis zum Ausgleich "haben wir einen pomadigen Auftritt hingelegt". Allerdings: "Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass wir verdient weiter sind." Arjen Robben war da noch etwas kritischer in seiner Beurteilung: "Bei 5:1 und 5:1 müsste ich eigentlich meinen Mund halten und nicht kritisch sein. Aber die erste Halbzeit war nicht gut. Das war eine Lehrstunde fürs Viertelfinale, das muss uns bewusst sein." Er (68.), Douglas Costa (78.) und zweimal Arturo Vidal (80./85.) schraubten das Ergebnis dann aber doch noch in arg unverdiente Höhen, zumal die Schlüsselszene der Partie nicht ganz unumstritten war.

Zum einen war Lewandowski bei der Ballannahme vor dem Elfmeter des Abseits verdächtig. Der Schiedsrichter hätte also auch auf Freistoß für Arsenal entscheiden können. Arséne Wenger, Trainer der Gastgeber, sagte hinterher, er sei "frustriert und wütend". Das hätte er allerdings gar nicht einräumen müssen, jedem, der ihn sah und hörte, war das offensichtlich. Mit dem Spiel seiner Mannschaft war Wenger zufrieden. "Wir haben in der ersten Halbzeit gezeigt, dass wir mit dem FC Bayern mithalten können." Und in der Szene nach einer guten halben Stunde, als Xabi Alonso zwar den Ball spielte, aber im Zweikampf auch Walcott fällte, hätte Wenger gerne einen Elfmeter gehabt. Sein Urteil stand fest: "Der Schiedsrichter hat das Spiel gekillt. Was er gemacht hat, ist unverantwortlich." Das wiederum war in ihrer Absolutheit eine Aussage, die wenig seriös war.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen