Fußball

Was Vereine von Politik fordern Fällt der Sport jetzt wieder aus?

Vor allem der Breitensport fürchtet sich vor erneuten Einschränkungen.

Vor allem der Breitensport fürchtet sich vor erneuten Einschränkungen.

(Foto: imago images/SEPA.Media)

Die Corona-Lage verschlechtert sich dramatisch, und am Donnerstag tagen mal wieder die Ministerpräsidenten. Ihre Entscheidungen dürften Einfluss auch auf den Sport haben. Die Vereine fürchten bereits wieder Bewegungslosigkeit. Und was wird mit dem Stadionbesuch?

Es sind die Abkürzungen, die in Corona-Zeiten im Sport längst auch über Wohl und Wehe mitbestimmen: MPK, 2G, 3G, 2G plus. Tore, Punkte, Ergebnisse und Tabellenstände sind das eine, seit der Pandemie zählen noch andere Faktoren. Und an diesem Donnerstag werden von den Topfunktionären im Fußball über Eishockey, Handball und Basketball bis zu den Breitensportverantwortlichen alle wieder gebannt auf die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) schauen.

An Appellen von praktisch allen Seiten mangelt es nicht. "Der Fehler des Vorjahres, als die weitgehende Schließung von Spiel- und Sportstätten und die Kontaktbeschränkungen die rund 27 Millionen Mitglieder von Sportvereinen und alle anderen Menschen in Deutschland zur Bewegungslosigkeit verurteilten, darf sich nicht wiederholen", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, in einer Mitteilung.

"Trotz der schwierigen Infektionslage darf es für Geimpfte und Genesene keinerlei Einschränkungen bei der Sportausübung geben", forderte der DOSB als Dachverband von 90.000 Vereinen mit insgesamt rund 27 Millionen Mitgliedern zudem. Er reklamierte auch eine "Outdoor-Sport-Garantie für alle". Heißt nach Vorstellung des DOSB: Für Sport im Außenbereich darf höchstens 3G gelten - sprich: genesen, geimpft oder getestet. Für Sport im Innenbereich hält der Verband 2G - geimpft oder genesen - für sinnvoll.

"Nachher vielleicht zusammen in die Kneipe"

"Außenbereiche sind immer unkritischer als Innenbereiche", sagte unlängst Professor Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein den "Kieler Nachrichten". "Wenn man das gut kontrolliert, ist das Stadion kein Problem, weil man draußen ist und Abstand halten kann." Die Probleme können aber vor und nach einem Spiel kommen. "Manche treffen sich auch davor und stehen am Stadion eng beieinander, nachher gehen sie vielleicht zusammen in die Kneipe", sagte Rupp.

Das ist ziemlich voll ...

Das ist ziemlich voll ...

(Foto: imago images/ULMER Pressebildagentur)

Anfang September hatte die DFL eine erste Bilanz der teilweisen Rückkehr von Zuschauern in die Stadien gezogen. Bei den 73 Partien unter der Organisation der Deutschen Fußball Liga hatte es demnach sechs positive Corona-Tests gegeben. "Wenn jetzt immer noch kommuniziert wird, dass Fußball-Spiele potenzielle Superspreader-Events sind und es gefährlich ist hinzugehen, das ist in der Zwischenzeit vorsätzlich falsch", sagte DFL-Boss Christian Seifert damals.

Zwei Monate später aber haben sich die Corona-Zahlen in Deutschland dramatisch verändert. Zu Wochenbeginn stieg die Inzidenz erstmals auf über 300. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hatte am Freitag schon betont, es sei "fünf nach zwölf". Die vierte Welle treffe Deutschland jetzt mit voller Wucht. Fraglich also, ob die DFL-Bilanz aktuell standhalten würde. Zumal auch seitdem immer mehr Zuschauer in den Stadien zugelassen sind.

Wenn Großveranstaltungen durchgeführt würden, dann nur mit maximaler Sicherheit, die zurzeit zur Verfügung stehe. "Am besten wäre es, wenn wir Großveranstaltungen absagen würden, ganz klar", sagte Wieler insbesondere mit Blick auf Großveranstaltungen in Innenräumen.

Erneuter Stopp der Spielbetriebe?

Es ist eine komplexe Gemengelage, bei der auch für den Sport wieder einiges auf dem Spiel steht. "Man kann die Testszenarien wieder hochfahren. Und wenn es wieder einen Lockdown gäbe, wäre das für den Spielbetrieb wahrscheinlich sogar das Einfachste", sagte der Chef der Deutschen Eishockey Liga, Gernot Tripke, jüngst der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Nur kommt es dann wirtschaftlich zur Katastrophe."

In dem entsprechenden Hilfstopf seien von den vorgesehenen 400 Millionen Euro noch 165 Millionen vorhanden. Die müsse man aber nur anzapfen, wenn es wirklich zu einem erneuten Stopp des Spielbetriebs käme, sagte der Boss der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, dem Deutschlandfunk.

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Auch im Sport schien für viele eine gewisse Rückkehr zur Normalität stattgefunden zu haben. Wenn auch unter Einschränkungen - sprich 2G -, soll zum Beispiel am kommenden Samstag das brisante Hauptstadtderby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC in Berlin-Köpenick erstmals seit Pandemie-Ausbruch vor vollen Rängen im Stadion An der Alten Försterei stattfinden.

Nach dem 9:0 der deutschen Nationalmannschaft in Wolfsburg gegen Liechtenstein titelte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" mit Blick auf die befreit-gute Stimmung: "Party in der Pandemie". Wie gut die Stimmung nach der MPK an diesem Donnerstag sein wird, bleibt hingegen abzuwarten.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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