Recht als Opfer-Organisation Fifa fordert Millionen von Ex-Funktionären
16.03.2016, 12:05 Uhr
Gianni Infantino greift als neuer Chef der Fifa direkt durch.
(Foto: REUTERS)
Die Fifa fordert im Korruptionsskandal von den Beschuldigten der US-Ermittlungen eine Entschädigung in Höhe von mehreren zehn Millionen US-Dollar. Der bei den Behörden eingereichte Antrag richtet sich gegen 41 frühere Fifa-Offizielle und Fußball-Funktionäre.
Die Fifa klagt die Korrupten an - die kriminellen Ex-Funktionäre sollen die Millionen-Zeche für den Skandal zahlen: Unter der Führung des neuen Präsidenten Gianni Infantino ist der Fußball-Weltverband in die Offensive gegangen und fordert von seinen einstigen Strippenziehern Schadenersatz in Höhe von mehreren zehn Millionen Euro. Die Fifa-Anwälte verschickten ein entsprechendes Gesuch kurz vor der letzten Sitzung des Exekutivkomitees am Donnerstag und Freitag an die New Yorker Staatsanwaltschaft.

Auch Jack Warner soll zu den Funktionären gehören, die die Fifa nun zur Kasse bitten möchte.
(Foto: imago/Richard Wareham)
In seinem Schreiben beruft sich der Verband auf sein Recht als Opfer-Organisation, die jahrzehntelang unter den Machenschaften der Täter gelitten habe. Der Weltverband richtet sich dabei nach geltendem US-Recht. Die Fifa geht aufgrund der Ermittlungen des Justizministeriums und eigener Untersuchungen davon aus, dass die Beschuldigten mindestens mehrere Dutzend Millionen US-Dollar illegal via Bestechung, Schmiergeld oder anderer Korruptionsmechanismen umgeleitet haben.
"Die Fifa will das Geld zurück"
"Die überführten Angeklagten haben ihre Positionen des Vertrauens, die sie bei der Fifa und anderen internationalen Fußball-Organisationen innehatten, missbraucht und haben der Fifa, ihren Mitgliedsverbänden und der Fußball-Gemeinschaft schweren und dauerhaften Schaden zugefügt", sagte Infantino zu dem juristischen Schritt. "Die Fifa will das Geld zurück, und wir sind entschlossen, es zu bekommen, egal, wie lange es dauern wird."
"Die Angeklagten beraubten nicht nur die Fifa, sondern auch Spieler, Trainer und Fans auf der ganzen Welt, die von den Fifa-Programmen profitieren", sagte Infantino, der dann auch noch deutlicher wurde: "Diese Gelder waren dafür bestimmt, um Plätze zu bauen - und nicht Villen oder Pools. Mit den Geldern sollte Fußball-Ausrüstung gekauft werden - und nicht Juwelen und Autos. Die Gelder waren für Jugendspieler und Trainerausbildung gedacht - und nicht um verschwenderische Lebensstile zu finanzieren. Wenn die Fifa dieses Geld zurückbekommt, wird es direkt für den ursprünglichen Zweck verwendet - für die Förderung und Entwicklung des Fußballs."
Blatter und Platini nicht auf der Liste
Angeklagt sind in den USA 41 Personen. Darunter sind die ehemaligen Vizepräsidenten Jack Warner und Jeffrey Webb sowie die früheren Exekutivkomitee-Mitglieder Charles Blazer und Ricardo Teixeira. Der Ex-Chef Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini, beide für sechs Jahre gesperrt, stehen dagegen nicht auf der Liste - sie sind nicht in den USA angeklagt.
Das Recht auf Schadenersatz hat der Weltverband bei denen, die sich bereits schuldig bekannt haben, dies noch tun oder rechtskräftig verurteilt sind. 171 Millionen Euro sind bislang als Strafzahlungen von den Ex-Funktionären an die US-Justiz geleistet wurden, 90 Millionen Euro liegen auf eingefrorenen Konten.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa