Die Spieler? Die sind doch doof Frustrierter Mourinho holt die Axt raus
17.12.2015, 13:32 Uhr
José Mourinho schiebt eine Menge Frust vor sich her.
(Foto: REUTERS)
José Mourinho steht mit dem FC Chelsea auf Platz 16. Vermutlich jeder würde behaupten, dass sein Team gegen den Abstieg kämpft - nur Mourinho nicht. Der erkennt zwar, dass es blöd läuft, weiß aber, woran es liegt: an allen, nur nicht an ihm.
Wer behauptet, José Mourinho sei des Arbeitens müde, der irrt. Der Coach des immer mehr kriselnden FC Chelsea wehrt sich mit allem was er hat, gegen das, was ein Trainer am meisten fürchtet: Das Wort "Krise"! Und natürlich wehrt er sich dagegen. "The Special One", wie er sich selbst gerne nennt, ist schließlich unfehlbar. Und wer unfehlbar ist, gerät nicht in die Krise. Wo Mourinho ist, ist Erfolg. Soweit die Logik des 52-Jährigen. Kleine Einschränkung. Wo Mourinho ist, ist Erfolg - wenn alle das machen, was Mourinho sich so denkt.
Doch genau daran hapert's beim amtierenden Meister der Premier League. Die Spieler verweigern den Gehorsam. So empfindet der Alleingelassene es zumindest. Noch am Montag, nach dem 1:2 beim Überraschungsteam Leicester City fluchte der Portugiese: "Ich fühle mich, als wäre meine Arbeit von meinen Spielern verraten worden." Aber als ob das als Anschuldigung nicht schon genug sei, legt er jetzt nochmal nach: "Ich bin frustriert wegen einiger Spieler", erklärte er dem klubeigenen Fernsehsender Chelsea TV. "Einige Spieler sollten überdenken, wie sie Chelsea leben, wie sie Fußball und ihre Arbeit leben. Ich fühle, dass einige andere alles geben und es nicht verdient haben, zu verlieren." Welche Spieler sich erdreisten, dem Startrainer nicht mehr die ungeteilte Aufmerksamkeit zu geben, sagte er nicht.
Top vier? Ähmmm, nein
Dietmar Hamann, der die englische Liga aus seiner Zeit bei Newcastle United, dem FC Liverpool und Manchester City ganz gut kennt, konstatiert: "Mourinho hat sich aus irgendeinem Grund dazu entschieden, in den letzten acht, zehn Wochen mit der Axt um sich zu schlagen. Dabei hat er in der Mannschaft und öffentlich gewaltigen Schaden genommen", sagte der ehemalige deutsche Nationalspieler in einem Interview mit dem Bezahlsender Sky: "Wenn du denkst, du bist allmächtig und der einzige auf der Welt, dann endet das meistens schlecht. Von der sportlichen Seite hat mittlerweile auch der letzte gesehen, dass es mit Mourinho unheimlich schwer wird."
Mourinho, der durchaus um seinen Job bangen muss, sieht das ganz anders. Er verweigert trotz der erneut bedenklichen Leistung in Leicester den Blick nach unten. "Ich akzeptiere nicht, dass wir im Abstiegskampf sind." Immerhin räumte er ein, dass es in dieser Spielzeit wohl nichts mit der erneuten Qualifikation für die Champions League wird. "In die Top Vier können wir nicht mehr kommen", befand Mourinho und erklärte später beinahe selbstkritisch: "Möglicherweise habe ich in der vergangenen Saison einen unglaublichen Job gemacht und die Spieler auf ein Level gebracht, das sie gar nicht haben - und jetzt können sie es nicht halten." Möglicherweise belassen wir es dabei.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid