Fußball

Königsklasse gegen Man United Für Thomas Tuchel zählt nur der Titel

"Wir müssen ohne Angst, aber auch ohne übertriebenes Selbstvertrauen spielen": Thomas Tuchel.

"Wir müssen ohne Angst, aber auch ohne übertriebenes Selbstvertrauen spielen": Thomas Tuchel.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Fußballtrainer Thomas Tuchel hat den Auftrag, den Pokal in der Champions League nach Paris und damit auch nach Katar zu holen. Zumindest für das Viertelfinale sieht es vor dem Rückspiel gegen Manchester United ganz gut aus. Und Tuchel ist in Frankreich sehr beliebt. Aber ob das reicht?

Fans von Borussia Dortmund könnten am Montag ein wenig irritiert in den "Kicker" geschaut haben. Thomas Tuchel sei so ein "warmherziger, angenehmer Mensch", der "Ruhe und Gelassenheit in den Alltag bei Paris St. Germain gebracht" habe, schrieb Frankreichs Weltmeister-Trainer Didier Deschamps darin über seinen "sehr beliebten deutschen Freund". Das hatte sich beim BVB einst einigermaßen gegenteilig dargestellt.

Aber Tuchel und PSG - das scheint hervorragend zu passen. Der deutsche Trainer wirkt entkrampft, weniger streng und nahbarer. "Er hat das Eis ganz schnell gebrochen", schrieb die Tageszeitung "Le Figaro" in einer langen Eloge auf Tuchel, "diesen Meditationsliebhaber, der auf alles neugierig ist, der Bücher über Management und Psychologie liebt". Nach weniger als zehn Monaten habe er bei PSG im "Minenfeld" schon alle auf seiner Seite.

"Er weiß aber auch, wann es nötig ist, uns die Ohren lang zu ziehen." Sagt Neymar über Tuchel.

"Er weiß aber auch, wann es nötig ist, uns die Ohren lang zu ziehen." Sagt Neymar über Tuchel.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Das schließt, besonders wichtig, die katarischen Klub-Besitzer ein. Für die ist der Champions-League-Pokal zu einer Obsession geworden. Tuchel könnte derjenige sein, der ihn holt - er steht vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Manchester United an diesem Mittwoch (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) "mit einem Fuß und vier Zehen im Viertelfinale", wie "Le Figaro" schrieb. Tuchel forderte: "Wir müssen ohne Angst, aber auch ohne übertriebenes Selbstvertrauen spielen." Das Hinspiel gewann PSG in Old Trafford 2:0. Neymar fehlte.

Auch der teuerste Fußballer der Welt schwärmt von seinem Trainer. Liebevoll sei Tuchel, "er weiß aber auch, wann es nötig ist, uns die Ohren lang zu ziehen". Ein 222 Millionen Euro teurer, bisweilen kapriziöser Superstar wie Neymar darf dann auch mal seine Fußverletzung in seiner brasilianischen Heimat auskurieren. Dort unterzog Neymar seinen Fuß einem Belastungstest: Er tanzte beim Karneval von Rio de Janeiro im Sambodrom. Nicht nur Peitsche, auch mal Zuckerbrot. Das scheint Tuchel in Paris gelernt zu haben. Dort kapselt er sich nicht mehr ein wie in Dortmund, er nimmt Umfeld und Fans mit. Das zeigte sich bei seiner Hymne auf die Stadt während seiner Vorstellung oder bei seiner Pharrell-Williams-Gesangseinlage nach dem Sieg im Ligapokal. Die Liga dominiert Saint Germain: Der erste Verfolger liegt 17 Punkte zurück, PSG hat zudem noch ein Spiel ausstehen.

"Haben auch einen Plan D"

So könnten sie spielen

Paris Saint-Germain Football Club: Buffon - Kehrer, Kimpembe, Silva, Bernat - Marquinhos, Verratti - Dani Alves, Draxler, Di Maria - Mbappe. - Trainer: Tuchel
Manchester United Football Club: De Gea - Dalot, Bailly, Lindelöf, Shaw - McTominay, Fred, Pereira - Young, Rashford - Lukaku. - Trainer: Ole Gunnar Solskjaer
Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)

In der Champions League gewann Paris die nicht ganz so leichte Gruppe mit dem FC Liverpool, dem SSC Neapel und Roter Stern Belgrad. Nur die Königsklasse zählt, das wusste Tuchel schon vor seinem Amtsantritt. Nationale Titel haben wenig Wert, da sich Katar mit ihnen kaum über Frankreich hinaus schmücken kann. Die Champions League hingegen besitzt Strahlkraft und Weltgeltung.

Über Misserfolge darin sind in Paris schon andere gestürzt: unter anderem Tuchels Vorgänger Unai Emery. Für ihre exorbitanten Investitionen will die staatliche Qatar Sports Investments Erfolge sehen. Das Transferminus seit der Saison 2016/2017 beträgt laut transfermarkt.de 330 Millionen Euro. Ein Trainer hat diese zu erbringen - unabhängig davon, ob andere Vereine ähnlich viel in ihre Mannschaft pumpen wie Manchester City mit der Abu Dhabi United Group. Tuchel also ist mit seiner sportlichen Devise gut beraten: "Es gibt nicht nur einen Plan B, ich habe viele. Wir haben auch einen Plan D." Sein Vorteil: PSG kam seit 1995 nie weiter als bis ins Viertelfinale. Und das ist fast schon erreicht.

Quelle: ntv.de, Thomas Nowag, sid

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