Fußball

"Ausputzer" beneidet die Bundesliga Ganz viel Fußball-Spaß für wenig Geld

Die Stimmung stimmt in Dortmund, der Preis für stimmungsvolle Fußballerlebnisse auch. Allerdings wird es auch beim BVB immer teurer.

Die Stimmung stimmt in Dortmund, der Preis für stimmungsvolle Fußballerlebnisse auch. Allerdings wird es auch beim BVB immer teurer.

(Foto: picture alliance / dpa)

Den Engländern ist der Fußball lieb und vor allem sehr, sehr teuer. Die Dauerkartenpreise erreichen im Vergleich zur Bundesliga astronomische Höhen, der Spaßfaktor nicht. In den Stadien gibt es weder Stehplätze noch Bier - aber dennoch einen ganz großen Vorteil.

Die armen Fans von Borussia Dortmund haben es momentan nicht leicht. Aber es sollte ihnen ein Trost sein, dass sie keine Arsenal-Fans sind. Die haben momentan auch nicht so viel Spaß, müssen dafür aber viel mehr bezahlen. Sechs Mal mehr blättern manche für ihr Saisonticket hin, als es Menschen in schwarzgelber Fanbekleidung tun. Die BBC hat jetzt nachgeschaut und verglich neidisch die 204 Euro für das billigste Saisonticket bei Borussia Dortmund gegen die 1267 Euro, die ein Gunners-Fan dafür berappen muss.

Natürlich muss man einwerfen, dass hier Stehplätze mit Sitzplätzen verglichen werden. Aber mit 705,50 Euro ist die teuerste Dauerkarte bei Borussia immer noch 500 Euro billiger als das billigste Saisonticket bei Arsenal, die teuerste Eintrittskarte kostet dort übrigens gut 2500 Euro. Selbst solvente Bayernfans würden da maulen, denn sie bezahlen für die teuerste Jahreskarte "nur" 750 Euro.

Arsenal-Fans sind nicht glücklich mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Arsenal-Fans sind nicht glücklich mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein normalverdienender Londoner kann sich also eigentlich kein Saisonticket leisten, aber ein normalverdienender Londoner kann sich auch keine Miete von 1500 Euro für eine Zwei-Zimmer-Bude leisten. Dank mehrerer Kreditkarten funktioniert es aber irgendwie. Im Emirates-Stadion von Arsenal sieht man also immer noch normale Leute und nicht nur Gutbetuchte, denen die Champagner-Häppchen in der Halbzeitpause wichtiger sind als der Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Nebenbei bemerkt: Solche Zeitgenossen kann man auch in Bundesligastadien betrachten.

Nach der Hillsborough-Katastrophe, bei der 1989 beim Pokalspiel Liverpool gegen Nottingham Forest 96 Fans starben und 766 verletzt wurden, darf es keine Stehplätze in Premier-League-Stadien mehr geben. Viele Anhänger wünschen sich die alten Stehplätze zurück, verweisen dabei auf die Bundesliga und die bessere Stimmung. Mittlerweile ist auch die Politik darauf gekommen: Nächstes Jahr wird in Großbritannien gewählt und die Liberalen versprechen bei einem Sieg die Rückkehr der Stehplätze.

Sitzen und Tee trinken

Man sitzt also als Zuschauer in der Premier League und trinkt seinen Tee, denn Fußball schauen und Bier trinken ist ebenfalls verboten - das hat man aus den früheren Hooligan-Zeiten gelernt. Aber das bedeutet nicht, dass es kein Bier in den Stadien zu kaufen gibt. Man muss es halt vorher oder in der Halbzeitpause in den erlaubten Zonen trinken - und das kann so eine britische Kehle ziemlich flott. Das hat sie aus der Geschichte gelernt, wo die Pubs um elf Uhr schließen mussten und man sich vorher durch diverse Runden trinken musste.

Zum Bier isst man Pie, denn was dem deutschen Fan seine Wurst, ist dem Engländer sein Pie: eine Art Pastete, gefüllt mit Fleisch und Gemüse. Sehr gehaltvoll und eine gute Grundlage, wenn es nach Spielschluss in den nächsten Pub geht. Der Weg dahin ist - zumindest bei Londoner Clubs wie Arsenal, Chelsea, Fulham oder Tottenham - nicht so weit, denn die Stadien liegen mitten in den Stadtvierteln. Fußball ist hier kein Nebenspielplatz, sondern passiert mittendrin. Klar gibt es Staus, aber die gibt es eh in London. Die meisten Fans kommen sowieso mit Bus und Bahn. Und sind gut instruiert, was sie mitbringen dürfen.

Pöbeleien per SMS melden

Wie in Bundesliga-Stadien auch darf es keine dicken Fahnenstangen geben, mit denen man andere verletzen kann. Nein, eine Fahnenstange darf nur so groß wie ein Bleistift sein - wie praktisch, dass man sich die passenden Fähnchen im zugehörigen Fanshop kaufen kann. Wie alle Fifa-Vereine sprechen sich auch die Premier-League-Klubs gegen rassistische, homophobe und antisemitische Sprüche aus. Arsenal hat zudem aus der amerikanischen Football-Liga NFL übernommen, dass man derartige Pöbeleien per SMS melden kann.

Es geht also mittlerweile gesitteter in englischen Stadien zu. Massenschlägereien sind seltener geworden. In den Fangesängen blitzt weiterhin der berühmt-berüchtigte schwarze Humor durch, der auch mal die eigenen Jungs aufs Korn nimmt. Rechtfertigt das alles den enormen Preis, den man für ein Saisonticket hinblättern muss? Sicherlich nicht. Aber was soll denn eine arme englische Fußballseele machen? Boykottieren?

Das haben einige gemacht und sich neue Vereine in den Amateurligen gesucht, aber so einfach ist es ja nicht mit Fußball. Das ist eine Herzensangelegenheit, da kann man seinen Verein nicht einfach so ablegen. Einen Trost haben die gebeutelten Premier-League-Fans jedenfalls - wenigstens werden sie auf ihren Rängen nicht mit Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht" zugedröhnt. In englischen Stadien wird gerockt!

Quelle: ntv.de

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