Fußball

Bayern-Fans unter Polizeischutz Gewaltwelle erschüttert griechischen Fußball

In der Partie zwischen Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus gab's heftige Ausschreitungen - leider keine Seltenheit in griechischen Stadien.

In der Partie zwischen Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus gab's heftige Ausschreitungen - leider keine Seltenheit in griechischen Stadien.

(Foto: imago sportfotodienst)

Der griechische Fußball leidet unter einem gravierenden Gewaltproblem. Die Fans des FC Bayern München bekommen das vor dem Champions-League-Spiel des deutschen Rekordmeisters in Piräus sehr deutlich zu spüren.

Es ist ein Hochrisikospiel, für die Fans von Bayern München gibt es sogar eine Reisewarnung. Die Anhänger des deutschen Fußball-Rekordmeisters werden mit Polizeischutz ins Karaiskakis-Stadion von Olympiakos Piräus gebracht. Von einer direkten Anreise werde "ausdrücklich abgeraten", hieß es. Grund für die ungewöhnlichen Maßnahmen vor dem Auftakt der Bayern in die Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr im n-tv.de-Live-Ticker) sind befürchtete Ausschreitungen. Bei Spielen des griechischen Rekordmeisters kommt es immer wieder zu Krawallen. Gewalt gehört in Griechenland zum Fußball-Alltag.

José Holebas kennt die Ausschreitungen im griechischen Fußball. Von 2010 bis 2014 kickte er in Piräus.

José Holebas kennt die Ausschreitungen im griechischen Fußball. Von 2010 bis 2014 kickte er in Piräus.

(Foto: imago/ANE Edition)

"Grundsätzlich lässt sich nicht verneinen, dass die Situation sehr kompliziert ist. Es wurde ja auch teilweise schon komplett das Fußballspielen eingestellt aufgrund zu heftiger Ausschreitungen", sagt beispielsweise José Holebas. Der 31-Jährige muss es wissen: Holebas, früher auch bei 1860 München unter Vertrag, spielte von 2010 bis 2014 in Piräus. Vor allem bei den Derbys sei es "am schlimmsten", betonte Holebas. Der griechische Ligaspielbetrieb war im Februar 2015 wegen wiederholter Krawalle zunächst ausgesetzt worden.

Stimmung, wie man sie in Deutschland nicht kennt

Anschließend wurde die Wiederaufnahme der Spiele erlaubt, jedoch ohne Fans. Kaum war der Bann aufgehoben, kam es im März bei der Pokalpartie zwischen Olympiakos und AEK Athen sogar zu einem Platzsturm und einem Spielabbruch. "Der griechische Fußball hat den Tiefpunkt erreicht", sagte AEK-Präsident Dimitris Melissanidis damals. Dass es am Mittwoch für die Bayern-Fans gefährlich wird, glaubt Holebas, der inzwischen beim FC Watford in England spielt, zwar nicht. Sicher ist er aber, dass die Münchner im mit 33.000 Zuschauern ausverkauften Stadion "ein Hexenkessel erwartet. Dort gibt es immer noch eine Stimmung, die man heutzutage in Deutschland aus den modernen WM-Arenen vielleicht gar nicht mehr kennt".

Es ist vieles anders als in Deutschland. Während die Bundesliga seit Jahren boomt, ist die Situation im griechischen Fußball wegen der anhaltenden Finanzkrise "ungeheuer schwierig", betont auch Griechenland-Experte Ewald Lienen. Der 61-Jährige, momentan Coach bei Zweitligist FC St. Pauli, hatte Olympiakos (2010), aber auch AEK (2012/13) und Panionios Athen (2006 bis 2008) trainiert. "Vielerorts hängt es von der Finanzkraft eines einzelnen Mäzens ab, sonst werden kaum noch Einnahmen generiert. Schon als ich bei AEK war, gingen die TV-Einnahmen zurück. Heute ist es sehr schwierig, sich über Tickets, Merchandising und Fernsehgelder zu finanzieren", sagte Lienen.

Kein Geld, keine Topspieler

Durch die Lage in Griechenland sei es auch "nicht mehr so leicht, internationale Topspieler nach Piräus zu holen". Aber grundsätzlich sei Olympiakos im griechischen Fußball "eine absolute Ausnahme. Sie spielen seit Jahren in der Champions League, da sprudelt das Geld. Deshalb sind sie auch in der Lage, sich auf dem Transfermarkt zu bewegen und in Griechenland alles einzusammeln, was einen vernünftigen Eindruck macht". International würde es aber trotzdem nicht ganz reichen, meint Holebas: "Sie bleiben natürlich Außenseiter in dieser Champions-League-Gruppe. Sie sollten sich gegen Dinamo Zagreb durchsetzen, gegen Arsenal haben sie daheim sicherlich eine Chance zu gewinnen, gegen Bayern wird es natürlich zweimal verdammt schwierig!"

Quelle: ntv.de, Thomas Niklaus & Peer Lasse Korff, sid

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