Fußball

Man City wird zum CL-Partycrasher Gladbach kassiert bitteren Last-Minute-K.o.

Nicolas Otamendi traf für Manchester City zum 1:1 in Gladbach.

Nicolas Otamendi traf für Manchester City zum 1:1 in Gladbach.

(Foto: AP)

Einen mutigen Champions-League-Auftritt zeigt Mönchengladbach gegen das Millionenensemble von Manchester City, belohnt wird er nicht. Ein später Strafstoß sorgt für einen bitteren Schlussakkord. Das Publikum feiert dennoch.

Trainer André Schubert hatte es vor der Partie gegen Manchester City mit einem Scherz versucht: "Wir haben die Teilnahme an der Champions League ja nicht auf dem Jahrmarkt gewonnen." Als hätte irgendjemand vergessen, wie sich die Mönchengladbacher in der vergangen Saison auf Platz drei in der Fußball-Bundesliga gespielt hatten. Und so waren sie an diesem Abend im ausverkauften Borussia-Park angetreten, um den 46.217 Zuschauern und der Welt zu zeigen, dass sie mehr drauf haben, als sie am ersten Spieltag der Königsklasse beim 0:3 in Sevilla gezeigt hatten.

Bor. M'gladbach - Man. City 1:2 (0:0)

Tore: 1:0 Stindl (54.), 1:1 Otamendi (65.), 1:2 Agüero (90./FE)

Bes. Vork.: Hart hält FE von Raffael (19.)

Mönchengladbach: Sommer - Korb (78. Traore), Christensen, Dominguez, Wendt - Dahoud (84. Nordtveit), Xhaka - Herrmann (72. Hahn), Johnson - Raffael, Stindl
Manchester: Hart - Sagna, Demichelis, Otamendi, Kolarov - Toure (46. Fernando), Fernandinho - De Bruyne, Silva (65. Navas), Sterling (90.+4 Zabaleta) - Agüero

Referee: Turpin  Zus.: 46.217

Das taten sie auch - doch letztlich hat es nicht gereicht. Das Spiel gegen der Tabellenzweiten der englischen Premier League endete nach Toren von Lars Stindl in der 54. Minute, Nicolás Otamendi (65.) und Sergio Agüero (90.) in allerletzter Minute mit 1:2 (0:0).

Dabei hatten sie am linken Niederrhein doch vorher richtig gute Laune gehabt - und sich auf das erste Heimspiel in Europas wichtigstem Pokalwettbewerb nach siebenunddreißigeinhalb Jahren gefreut. Sie hatten den Schock verdaut, dass Trainer Lucien Favre nach sechs Niederlagen in Folge aufgegeben hatte. Unter Interimstrainer Schubert folgten gegen den FC Augsburg und in Stuttgart zwei Siege in der Liga. Plötzlich war die Kür in der Königsklasse wieder mehr Lust als Last.

Eine Schwalbe macht noch keine Führung

Die Stimmung im Stadion war grandios, ebenso die schwarz-weiß-grüne Choreographie auf den Rängen. Es war der erwartete Festtag. So viele fröhliche Menschen an einem Ort - auch das ist Champions League. Mittelfeldspieler Granit Xhaka hatte zuvor tapfer versichert: "Wir haben Respekt vor Manchester City, aber keine Angst. Wir sind bereit." Aber am Ende stand die Erkenntnis: Es hat ganz knapp nicht für zumindest den ersten Punkt in der Champions League gereicht, weil Gladbachs Fabian Johnson kurz vor dem Abpfiff Manchesters argentinischen Angreifer Agüero im Strafraum von den Beinen holte. Den berechtigten Elfmeter verwandelte der Superstar sicher.

Bei der ersten aufregenden Szene des Spiels ging es ebenfalls um einen Strafstoß. Die Frage nach 18 Minuten war nur: Hatte Manchesters Innenverteidiger Otamendi den Gladbacher Raffael überhaupt berührt? Die Antwort lautete: Ja - nachdem Raffael sich im Strafraum hatte fallen lassen. Der französische Schiedsrichter Clément Turpin jedenfalls fiel darauf herein, Raffael trat an - und schoss den Ball geradewegs auf Torhüter Joe Hart. Frei nach dem Motto: Eine Schwalbe macht noch keine Führung. Die fürwahr spektakuläre Meldung, ein englischer Torhüter habe einen Strafstoß gehalten, können wir nicht bestätigen. Wohl aber, dass es sieben Minuten vor der Pause tatsächlich einen Elfmeter für die Gastgeber hätte geben müssen, nachdem Fernandinho am Fünfmeterraum Stindl umgegrätscht hatte.

Allein Monsieur Turpin sah das anders - und zeigte Stindl die Gelbe Karte. Wer jetzt noch bedenkt, dass Patrick Herrmann zuvor die zweitgrößte Gladbacher Gelegenheit der ersten Halbzeit vergeben hatte, als er nach 37 Minuten und einem Pass von Raffael frei vor dem Tor vergab, konnte mit Fug und Recht behaupten, dass eine Führung nach der Hälfte des Spiel nicht unverdient gewesen wäre. Allerdings: In einer munteren Partie hatte auch ManCity seine Chancen. Die größten vergab der argentinische Angreifer Sergio Agüero. Kurz nach dem Anpfiff kam er aus drei Metern frei zum Schuss, doch Yann Sommer parierte stark. Und nach 21 Minuten schoss er aus 13 Metern knapp am Tor vorbei. Kurzum: Dem geneigten Publikum wurde viel geboten.

Nach der Pause fallen Tore

Diesen Ball sah der Torrichter nicht hinter der Linie - trotz optimaler Sicht.

Diesen Ball sah der Torrichter nicht hinter der Linie - trotz optimaler Sicht.

(Foto: REUTERS)

Und neun Minuten nach der Pause schlug die Borussia dann zu. Nach einer schönen Kombination über Xhaka, Herrmann und Julian Korb kam der Ball zu Stindl - und der schoss ihn aus elf Metern ebenso humorlos wie flach ins Tor. 1:0 für Mönchengladbach. Die Stimmung im Borussia-Park? Famos. Vergessen, dass kurz zuvor Fernandinho einen Schuss Xhakas im Strafraum mit der Hand abgewehrt hatte. Doch die überbordende Freude währte nur kurz. Otamendi war es, der nach einem Eckball von Kevin De Bruyne per Nachschuss für den Ausgleich (65.) und für einen Moment für so etwas wie Stille im Stadion sorgte und dem Schiedsrichtergespann eine peinliche Diskussion ersparte. Denn der Ball war schon zuvor von Ex-Bayern Martin Demichelis ins Gladbacher Tor bugsiert worden, was der Torrichter mysteriöserweise aber übersah.

In der Schlussphase zeigte die Gäste aus Manchester dann gegen nach dem vorherigen Aufwand sichtlich müde Gladbacher endlich, warum sie als Favorit in diese Partie gegangen waren. Sie dominierten, erspielten sich Chance um Chance - und kamen so zu letztlich zum Sieg, der ihnen nach der Auftaktpleite gegen Juventus Turin die ersten drei Punkte bescherte. Und die Gladbacher? Zeigten mit einer couragierten Leistung, dass sie sich ihren Platz in dieser Königsklasse des europäischen Fußballs verdient haben - auch, wenn es an diesem Abend letztlich wieder nicht zum ersten Punkt gereicht hat.

Quelle: ntv.de

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