Fußball

Kalkuliertes Risiko gegen Sevilla Gladbach schwört dem "Folterfußball" ab

Die Hoffnungen auf Gladbacher Tore ruhen auf Branimir Hrgota. Der Schwede dürfte gegen Sevilla auch gern mehr als einmal treffen.

Die Hoffnungen auf Gladbacher Tore ruhen auf Branimir Hrgota. Der Schwede dürfte gegen Sevilla auch gern mehr als einmal treffen.

(Foto: imago/Claus Bergmann)

Ein Tor reicht Gladbach gegen den FC Sevilla nicht sicher, um ins Europaliga-Achtelfinale zu kommen. Naiv ins Verderben stürmen will die Borussia auch nicht. Aber Coach Favre hat einen Plan für eine unvergessliche Nacht.

Mehr als eins ist nicht drin. Und oft reicht das ja auch. In der Rückrunde der Bundesliga gewannen die Fußballer von Borussia Mönchengladbach beim VfB Stuttgart, gegen den SC Freiburg und gegen den 1. FC Köln - jeweils mit 1:0. In Gelsenkirchen verloren sie mit 0:1. Und die Partie am Wochenende in Hamburg endete 1:1. Macht vier Tore in fünf Spielen, zehn Punkte und Tabellenplatz drei hinter dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg. Das klingt gar nicht so schlecht, war aber oft unschön anzusehen.

Mönchengladbach - Sevilla, 19 Uhr

Mönchengladbach: Sommer - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Wendt - Kramer, Xhaka - Herrmann, Hazard - Raffael, Hrgota. - Trainer: Favre
FC Sevilla: Rico - Vidal, Pareja, Daniel Carrico, Navarro - Iborra, Krychowiak - Vitolo, Banega, Reyes - Bacca. Trainer: Emery

Schiedsrichter: Strahonja (Kroatien)

Was auch daran lag, dass die Gegner primär darauf aus waren, Tore zu verhindern. Damit taten sich die Gladbacher schwer, zumal ihnen selbst ein Tor reichte. Der Boulevard schrieb von Gladbacher "Folterfußball", Trainer Lucien Favre räumte nun ein: "Wir haben oft zu langsam gespielt, die Tiefe nicht gefunden, zu wenig verlagert. Wir müssen im richtigen Moment mehr Mut haben und Risiko gehen." Ein guter Plan.

Denn heute (ab 19 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) geht es im Borussia-Park gegen den FC Sevilla. Und, Obacht: Ein Tor reicht den Gladbachern nicht sicher, wollen sie erstmals das Achtelfinale der Europaliga erreichen. Haben sie doch, wenn auch unglücklich, das Hinspiel in dieser Zwischenrunde beim Tabellenfünften der spanischen Primera Division mit 0:1 verloren. Also sollte heute zum ersten Mal in diesem Jahr mehr als eins drin sein.

"Großartiges Spiel und großartige Möglichkeit"

Gladbachs Manager Max Eberl hofft, dass das Highlight gegen Sevilla nicht der letzte große Europa-Abend in dieser Saison wird.

Gladbachs Manager Max Eberl hofft, dass das Highlight gegen Sevilla nicht der letzte große Europa-Abend in dieser Saison wird.

(Foto: dpa)

Sportdirektor Max Eberl mühte sich dementsprechend redlich, die Lage positiv zu sehen. "Es wird für uns ein großartiges Spiel und eine großartige Möglichkeit, sich mit einer großen Mannschaft aus Europa zu messen. Mit unseren Zuschauern im Rücken, die für uns ein wichtiger Faktor sein werden, soll es eine Nacht werden, die wir nie mehr vergessen." Was die Fans betrifft, müssen sich die Gladbacher tatsächlich keine Sorgen machen. Das Stadion mit seinen 45.000 Plätzen wird ausverkauft sein, in Sevilla vor einer Woche hatten mehr als 2000 Anhänger ihre Mannschaft Estadio Ramón Sánchez Pizjuán unterstützt und trotz der unglücklichen Fortsetzung des Sevilla-Fluchs enthusiastisch gefeiert.

Unvergessen sind auch die Bilder aus der Gruppenphase, als 10.000 Fans der Borussen ihre Kurve im Letzigrund in den Farben schwarz, weiß und grün erstrahlen ließen und die Partie beim FC Zürich zum Heimspiel machten. Verteidiger Tony Jantschke schwärmte: "Was da abgeht, ist wirklich absoluter Wahnsinn. Es gibt kaum Worte dafür, wie unsere Fans die Europa League annehmen und bei allen Auswärtsspielen mitreisen, oft zu Tausenden. Man spürt förmlich, dass sie wegen der großen Europapokal-Tradition der Borussia förmlich nach solchen Spielen lechzen. Bei den meisten Gegnern wären die Heimspiele wohl kaum ausverkauft. Und dann reisen die Borussen-Fans an und die Hütte ist trotzdem fast voll."

Die Hoffnung heißt Hrgota

Das ist also geklärt. Bleibt für die Gladbacher das Problem mit den zwei Toren. Die Gladbacher fragen sich nämlich schon, wer die wohl schießen könnte. Max Kruse könnte das übernehmen. Schließlich hat der deutsche Nationalspieler in diesem Jahr noch nicht getroffen. Allerdings steht er wohl nicht in der Startelf. Dann doch eher Branimir Hrgota, der am Sonntag beim HSV seinem Team in der Nachspielzeit zumindest den einen Punkt rettete. Der schwedische Nationalspieler hat bisher acht Mal in der Europaliga getroffen und ist mit insgesamt zwölf Toren der erfolgreichste Gladbacher Schütze in dieser Saison. Weitere Kandidaten sind Patrick Herrmann, André Hahn und Spielmacher Raffael.

Aber wie dem auch sei - eines wollen die Borussen heute Abend auf keinen Fall: ohne Sinn und Verstand ins Verderben rennen. Sportdirektor Eberl warnt: "Wir müssen erst einmal nur ein Tor aufholen. Da würde es nichts bringen, naiv in Konter zu laufen und ein Gegentor zu riskieren. Dann müssten wir schon drei Tore schießen." Trainer Favre sagt: "Natürlich haben wir ein Spiel vor uns, bei dem wir intelligent spielen müssen. Mit Tempo, aber mit Geduld." Dann, sagt Favre, "ist alles möglich". Womöglich auch zwei Borussen-Tore in einem Spiel.

Quelle: ntv.de

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