Fußball

"Um Leben und Tod" Guardiola fordert perfektes Bayern-Spiel

"Man muss immer davon ausgehen, dass es am Ende gut ausgeht": Josep Guardiola, hier mit Arjen Robben.

"Man muss immer davon ausgehen, dass es am Ende gut ausgeht": Josep Guardiola, hier mit Arjen Robben.

(Foto: dpa)

"Zusammen können wir es packen", sagt Josep Guardiola vor dem Halbfinale in der Champions League gegen Real Madrid. Der Trainer des FC Bayern erkennt aber, das nicht alles super-super ist. Aber er hat einen Plan.

Die ganze Welt schaut auf München. Wenn der FC Bayern im Champions-League-Halbfinale Spaniens Rekordmeister Real Madrid zum Rückspiel bittet, werden 108 Länder ab 20.45 Uhr (im ZDF und im Liveticker bei n-tv.de) live dabei sein. In allen anderen laufen zumindest Zusammenfassungen des Gigantenduells, Teil 2. Nur in Nordkorea wird die Frage, ob Josep Guardiolas Ballbesitz-Bayern oder Carlo Ancelottis Konter-Künstler um Weltfußballer Cristiano Ronaldo am 24. Mai um den Titel spielen dürfen, im TV unbeantwortet bleiben - und damit auch die, ob Raimund Aumann ein begnadeter Animateur ist.

München - Madrid, 20.45 Uhr

FC Bayern München: Neuer - Lahm, J. Boateng, Dante, Alaba - Javi Martinez, Schweinsteiger - Robben, T. Müller, Ribery – Mandzukic. - Trainer: Guardiola
Real Madrid: Casillas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Fabio Coentrao - Modric, Xabi Alonso, di Maria - Bale, Benzema, Cristiano Ronaldo. - Trainer: Ancelotti
Schiedsrichter: Proenca (Portugal)

Die sportliche Ausgangslage ist nach dem Hinspiel im Ber nabeu ähnlich übersichtlich wie die TV-Rechtefrage. Weil der FC Bayern in der Rubrik Ballbesitz dominiert, Real in der Rubrik Tore aber mit 1:0 gewonnen hatte, steht fest: Bleiben Josep Guardiolas Münchner gegen die Star-Truppe um Superstar Cristiano Ronaldo erneut ohne Treffer, findet das Endspiel in Lissabon ohne den Titelverteidiger statt. Der große Bayern-Traum, als erste Mannschaft den Champions-League-Titel zu verteidigen, er wäre geplatzt - und Guardiola bei seiner Meisterprüfung gescheitert. Entsprechend emotional haben sich die Münchner auf das Rückspiel eingestimmt. "Wir können es in das Finale schaffen. Die Mannschaft will es, ich will es, die Fans wollen es. Und zusammen können wir es packen", sagte Guardiola.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hofft, Real Madrid werde in München die "Hölle erleben". Ex-Bayern-Torwart Raimund Aumann forderte die Fans schriftlich auf, das Münchner Stadion zu einem "Hexenkessel" zu machen. Seine Ansprache geriet allerdings ähnlich umständlich wie das Offensivspiel der Münchner im Bernabeu. Flügelstürmer Arjen Robben betonte dennoch: "Wir sind noch immer hungrig, noch immer motiviert. Wir wissen, dass wir Geschichte schreiben können."

"Also kann nicht alles gut gewesen sein"

Mit welcher taktischen Aufstellung die Münchner das 0:1 drehen wollen, hat Guardiola offen gelassen. Sein genereller Matchplan ist hingegen bekannt, er lautet: Ballbesitz wie im Hinspiel, aber ergänzt durch Leidenschaft, Balance und Tore. Jene Eigenschaften also, die dem Spiel des FC Bayern seit der März-Meisterschaft zuletzt immer wieder fehlten - auch im Hinspiel in Madrid. Nach dem Schlusspfiff im Bernabeu hatte Guardiola sein Team zwar mit Lob überschüttet und trotzig erklärt: "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Wir haben viel Charakter bewiesen. Wir haben ein gutes Spiel gemacht gegen eine der besten Mannschaften der Welt." Vor dem Rückspiel räumte Guardiola nun aber ein: "Wir haben verloren, also kann nicht alles gut gewesen sein."

Ein Abrücken vom Ballbesitzfußball wird es gegen Real nicht geben, das hatte Kulturkämpfer Guardiola schon vor dem krampfigen 5:2 gegen Werder Bremen ausgeschlossen. Auch wenn sein Erzfeind Jose Mourinho erst am Wochenende wieder bewiesen hat, dass man Fußballspiele auch ohne Fußball gewinnen kann, schwört der Bayern-Coach auf seine Ballbesitz-Philosophie als Königsweg: "Man muss immer davon ausgehen, dass es am Ende gut ausgeht. Das ist eine Frage der Überzeugung, nicht der Statistik." Gegen Real verlangt Guardiola von seinem Team nicht weniger als das perfekte Spiel: Vorne mehr "Aggressivität im Strafraum" und mehr Effektivität, weil die Münchner in Madrid nur eine echte Torchance hatten, nun aber mindestens einen Treffer brauchen. Hinten kein Verlust an Abwehrstabilität gegen die konterstarken Real-Stars Cristiano Ronaldo und Gareth Bale, die im Hinspiel nicht gemeinsam auf dem Platz standen.

Guardiolas Bayern stehen vor einem Vabanquespiel, sie müssen in voller Fahrt "die Balance" finden. Helfen könnten personelle Umstellungen. Kapitän Philipp Lahm wird wohl wieder als Rechtsverteidiger auflaufen, um Ronaldo auszubremsen. Im offensiven Mittelfeld dürfte Thomas Müller von Beginn an für mehr Angriffsdruck sorgen. Zudem hofft der Bayern-Coach, dass Sorgenkind Franck Ribery ("Wir brauchen seine beste Leistung") nach seinem Tor gegen Bremen seine Formkrise überwunden hat. Der entscheidende Faktor in diesem Spiel "um Leben und Tod" werden aber nicht Taktik und Aufstellung sein, glaubt Guardiola, sondern: die "Passion", die Leidenschaft. Der Bayern-Coach, bekannt als Fußball-Schöngeist, ist überzeugt: Wir brauchen Wille, Charakter- und Kampfstärke. Dann kommen wir nach Lissabon." Und vielleicht darf dann auch Nordkorea zuschauen.

Quelle: ntv.de

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