Mehr Sicherheitsmaßnahmen Hertha-Bus bekommt Polizeischutz
10.08.2015, 13:39 Uhr
Der Bus wird auf dem Weg vom Hotel zum Stadion von der Polizei eskortiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Erst überholt er den Mannschaftsbus der Hertha. Dann wendet er, zeigt den Stinkefinger und schießt. Der Motorradfahrer, der den Berliner Teambus attackiert hat, ist weiter auf der Flucht. Mit weitreichenden Folgen für das Pokalspiel gegen Bielefeld.
Noch kein gefasster Täter, ein unklares Motiv und keine echte Spur: Die Polizei tappt auch einen Tag nach dem ungeheuerlichen Anschlag mit einem Pistolenschuss auf den Mannschaftsbus von Hertha BSC im Dunkeln. Spieler und Führung des Fußball-Bundesligisten zeigen sich geschockt und gehen mit einem mulmigen Gefühl in das Pokalspiel am Abend bei Arminia Bielefeld. Auf dem Weg zum Stadion wird der Bus sogar unter Polizeischutz gestellt. Zu weiteren Vorkehrungen wollten sich die Ermittler nicht äußern.
"Man darf sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn die Kugel die Scheibe durchschlagen hätte", sagte Herthas Manager Michael Preetz. Zum Glück prallte das Projektil aus der Pistole des unbekannten Motorradfahrers an der Windschutzscheibe ab. Herthas Busfahrer blieb unverletzt und zeigte die Nerven eines echten Helden. Der 55-Jährige, seit vier Jahren in Diensten des Hauptstadt-Klubs, parkte den Bus nach dem Vorfall in Ruhe am Straßenrand, alarmierte die Polizei und fuhr dann noch die Mannschaft vom Bahnhof zum Hotel. Der Fahrer wollte noch erkannt haben, dass das Motorrad ein Bielefelder Kennzeichen hatte.
"Anschlag auf Leib und Leben"
"Zum Glück ist unser Busfahrer mit einem Schrecken davongekommen", äußerte Preetz. Allerdings sagte der Sportvorstand des Erstligisten auch: "Wir befürchten alle, dass da noch was nachkommt. Unser Fahrer hat noch nie in den Lauf einer Pistole geguckt." Wie die Polizei bestätigte, habe der Motorradfahrer am Sonntagabend im Stadtgebiet von Bielefeld das Hertha-Fahrzeug überholt, mit der Faust gedroht und den Stinkefinger gezeigt. Anschließend wendete er und schoss aus dem Gegenverkehr auf die Frontscheibe des Busses. "Das war ein Anschlag auf Leib und Leben", sagte Preetz.
Die Polizei leitete am Bielefelder Kreisverkehr eine umfangreiche Tatortaufnahme ein, hatte am Mittag aber nur eine ernüchternde Mitteilung. "Sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen blieben zunächst erfolglos", hieß es. Die Behörde richtete die Einsatzkommission "EK Hertha" ein. Dazu gehören sechs Beamte aus den Sektionen Verkehr und Kriminalität, die "in allen Richtungen" ermitteln sollen. Die Suche nach Zeugen wurde fortgesetzt. Der Tatverdächtige soll auf einem schwarzen Motorrad mit einer schwarzen Motorradkombi und einem silbernen Helm geflüchtet sein (Hinweise: 0521-545-0).
Mannschaft ist geschockt
Die Vorbereitung auf das Pokalspiel war erheblich gestört. Die Mannschaft brauchte am Sonntag nach dem Vorfall lange Zeit, um im Mannschaftshotel zur Ruhe zu kommen. Am Montag gingen das Team und Manager Preetz für die Öffentlichkeit auf Tauchstation, um sich zumindest noch ein bisschen auf die Begegnung konzentrieren zu können. Die Polizei erhöhte in Bielefeld die Sicherheitsmaßnahmen und kündigte an, den Mannschaftsbus am Abend auf dem Weg zum Bielefelder Stadion eskortieren zu wollen.
Auch Arminia Bielefeld kündigte zusätzliche Sicherheits-Maßnahmen im Stadion rund um das Spiel an. Nach Angaben eines Arminia-Sprechers werden zum Schutz des Teambusses und des Spielerbereiches zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt. Der Bielefelder Zweitligist hatte sich nach dem Schuss auf den Bus des Bundesligisten "schockiert über den Angriff" gezeigt. "Es ist ein großes Glück, dass der Berliner Kollege unverletzt blieb", hieß es in einer Stellungnahme.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid