Chaos beim Afrika-Cup Hubschrauber trennt Fußball-Fans
06.02.2015, 00:22 Uhr
Plastikflaschen fliegen von den Rängen: Ghanas Nationalmannschaft flieht in die Kabine.
(Foto: picture alliance / dpa)
Aufruhr im Halbfinale des Afrika-Cup: Kurz vor Ende der Partie zwischen Gastgeber Äquatorialguinea gegen Ghana muss der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen. Auf der Tribüne rasten die Fans des Gastgebers aus. Die Polizei greift zu ungewöhnlichen Mitteln.
Schwerer Rückschlag für den afrikanischen Fußball: Mitten im Halbfinale des laufenden Afrika-Cups haben die Fans des Turniergastgebers Äquatorialguinea im Stadion von Malabo für tumultartige Szenen gesorgt. Als die Heimmannschaft im Spiel gegen Ghana zurückfällt, geriet die Lage außer Kontrolle. Die Partie musste unterbrochen werden. Der Sport rückte in den Hintergrund.

Energische Methode: Per Polizeihubschrauber versuchen Sicherheitskräfte, der Lage im Stadion Herr zu werden.
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Überschattet von den schweren Ausschreitungen erreichte Ghana schließlich das Finale. Das Team von Trainer Avram Grant setzte sich nach einer rund halbstündigen Unterbrechung und teils chaotischen Zuständen im Fußball-Stadion von Malabo gegen das Heimteam mit 3:0 (2:0) durch. Die Tore für Ghana erzielten Jordan Ayew per Foulelfmeter (42. Minute), Mubaraka Wakaso (45.+1.) und Andre Ayew (75.). Am kommenden Sonntag stehen die Black Stars damit im Spiel gegen die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste.
Hubschrauber im Stadion
Gegen Ende der zweiten Halbzeit stand das Spiel zeitweise vor einem endgültigen Abbruch. Neun Minuten vor Ende der Spielzeit kochten die Emotionen auf den Rängen über: Zahlreiche Fans aus Ghana mussten sich in den Innenraum des Stadions flüchten, um sich vor Wurfgeschossen der Heimfans in Sicherheit zu bringen. Der Schiedsrichter unterbrach das Spiel. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, brachten die Verantwortlichen sogar einen Hubschrauber ins Spiel. Der Helikopter flog ins Stadion ein, wo er wenige Meter über dem Spielfeld schwebend die einheimischen Fans in Schach hielt.
Polizeibeamte an Bord des Hubschraubers hielten sich bereit, die rivalisierenden Fans in den Rängen mittels Tränengas voneinander zu trennen. Auf dem Rasen warteten unterdessen einzelne Spieler und die Trainer beider Teams inmitten der chaotischen Szenen auf eine Entscheidung der Offiziellen. Angeblich setzte die Polizei zumindest außerhalb der Arena Tränengas ein. Dort sollen die Tumulte laut Medienberichten anhalten. Berichte über die Anzahl der Verletzten lagen zunächst nicht vor.

In den offenen Türen halten sich Einsatzkräfte bereit, Tränengasgranaten in die aufgebrachte Menge zu feuern.
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Erst als die Ghana-Fans von Sicherheitskräften aus dem Innenraum geführt worden waren, konnte das Spiel in einem mittlerweile fast leeren Stadion beendet werden. Allerdings ließ der Schiedsrichter nur noch drei Minuten spielen - anstatt der eigentlich noch zu absolvierenden neun Minuten.
Spielerisch klar überlegen
Schon vor der Halbzeitpause hatten Zuschauer immer wieder Gegenstände - hauptsächlich Plastikflaschen - Richtung Spielfeld geworfen. Die Spieler aus Ghana flüchteten unter Polizeischutz in die Kabine. Spielerisch war Ghana gegen Äquatorialguinea überlegen, musste aber bis kurz vor der Pause auf einen Treffer warten. Als Torwart Felipe Ovono Appiah von den Beinen holte, ließ sich Ayew die Strafstoß-Chance nicht nehmen. Kurz darauf spielte Ghana einen sehenswerten Konter. Wakaso schloss mit links ein. Andre Ayew setzte mit seinem Tor in der 75. Minute den sportlichen Schlusspunkt.
Gewaltsame Übergriffe im Stadion sind für die Sicherheitskräfte in Äquatorialguinea nicht neu: Bereits im Viertelfinale der Gastgeber gegen Tunesien hatte die Polizei die Spieler des Gästeteams schützen müssen. Hier war es Beobachtern zufolge nach einem skandalösen Elfmeterpfiff zum 2:1 nach Verlängerung zu Ausschreitungen gekommen.
Im Endspiel am Sonntag kommt es zu einer Neuauflage der Partie von 1992, als die Elfenbeinküste in einer dramatischen Begegnung mit 11:10 im Elfmeterschießen gewann. Seitdem konnte keines der beiden Fußball-Schwergewichte des Kontinents mehr den Afrika-Cup gewinnen. Ghana stand zuletzt 2010 im Finale, unterlag aber Ägypten (0:1). Der letzte Titel der Black Stars liegt bereits 33 Jahre zurück.
Quelle: ntv.de, mmo/tno/dpa