Fußball

Zoff um unerlaubten Saudi-Trip Influencer Messi beendet sein PSG-Kapitel

Ratlos.

Ratlos.

(Foto: picture alliance / abaca)

Eine Reise mit Folgen: Für Lionel Messi besiegelt der kurzfristige Besuch in Saudi-Arabien sein Ende in Paris. Der argentinische Fußball-Weltmeister wird beim französischen Topklub nie wirklich glücklich und denkt über eine Rückkehr nach Barcelona nach.

Das Leben als Influencer ist hart. Besonders, wenn man mehrere Jobs gleichzeitig jonglieren muss. Lionel Messi ist nicht nur gut bezahlter Profi-Fußballer bei Paris St. Germain, er wirbt zeitgleich auch noch als hoch dotierter Tourismus-Botschafter für Saudi-Arabien. Mal abgesehen von den politischen Folgen: Der Wüstenstaat Katar alimentiert das Starensemble von PSG, unterhält jedoch nicht die besten Beziehungen zum saudischen Nachbarn. Kompliziert wird es richtig, wenn sich beide Jobs überschneiden.

Bei Messi führt der Terminkonflikt nun sehr wahrscheinlich dazu, dass seine Zeit im Pariser Starensemble endet, so berichten es zumindest französische Medien. Kurz nach der überraschenden 1:3-Heimpleite gegen den FC Lorient am vergangenen Sonntag stand der 35-Jährige nicht auf dem Trainingsplatz, sondern postete auf seinem Instagram-Account eine bezahlte Werbepartnerschaft für seinen zweiten Job, für den er die "unerwarteten Wunder" in der Wüste erkundete. Denn Messi war in das Land mit der fragwürdigen Menschenrechtsbilanz gereist. "Wer hätte gedacht, dass Saudi-Arabien so viel Grün hat?", hieß es dazu.

Folgt man vor allem den Berichten der französischen "L'Equipe", dann hätte er das nicht machen dürfen. So soll der Trip nach Saudi-Arabien zwar schon lange geplant gewesen, aber kurzfristig dann doch verboten worden sein. PSG-Trainer Christophe Galtier hatte seiner Mannschaft offenbar in Aussicht gestellt, sie bekomme trainingsfrei - vorausgesetzt sie verliert nicht gegen Lorient. Es kam aber anders. Gegen die Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld setzte es die dritte Niederlage in den vergangenen sechs Liga-Spielen. Zwar führen die Pariser die Tabelle der französischen Ligue 1 noch an, der Vorsprung hat sich aber halbiert und ist bei noch fünf Spielen auf mittlerweile fünf Punkte geschrumpft. Im Pokal sind sie schon raus, in der Königsklasse scheiterten sie im Achtelfinale gegen die Nagelsmann-Bayern.

Zwei Jahre währendes Missverständnis

Erst hieß es Berichten zufolge, der argentinische Weltmeister werde für seine Reise lediglich für zwei Wochen suspendiert. Doch die katarische Klubführung soll einen Schlussstrich gezogen haben und Messis Vertrag nicht mehr zu verlängern. Der Kontrakt läuft am 30. Juni aus. Zuletzt galten die Gespräche zwar noch nicht als gescheitert, ein neues Arbeitspapier war jedoch äußerst unwahrscheinlich. Messi hat die Vertragsoption, um ein Jahr zu verlängern. Diese wird er aber wohl nicht ziehen, das berichtet auch der Transfer-Experte Fabrizio Romano.

Das liegt nicht nur an dem Trip nach Saudi-Arabien. Messi und PSG, es ist das Ende eines großen Missverständnisses. Beide konnten die gegenseitigen Erwartungen nicht erfüllen. Zuletzt wirkte Messi nach dem WM-Triumph mit Argentinien satt, schlurfte manchmal lediglich lustlos übers Feld. Nur hin und wieder blitzte auf, wozu dieser großartiger Fußballer wirklich in der Lage ist: Pässe, die niemand anders sieht. Dribblings, bei denen sich Bundesliga-Profis die Beine brechen würden. Aber das große Milliardenprojekt, mit dem Superstar endlich die Königsklasse zu gewinnen, es erfüllte sich für PSG nicht. Die Pariser kamen mit ihm nicht über das Achtelfinale hinaus.

Stattdessen endeten die vergangenen anderthalb Jahre in einer sportlich mauen Bilanz. Dazu trug auch Messi bei, er lieferte nicht die besten Werte ab. In der ersten Saison erzielte er 11 Tore in 34 Spielen - und war damit meilenweit von dem entfernt, was er beim FC Barcelona geleistet hatte. Im zweiten Jahr wurde die Form besser. In der aktuellen Spielzeit sind es immerhin 20 Treffer in 37 Partien. Verglichen mit dem letzten Barça-Jahr (44 Spiele, 31 Tore) ist das immer noch nicht ganz auf dem Niveau.

Ausgepfiffen und ausgebuht

Und auch sonst strömte dem argentinischen Weltmeister in jüngster Zeit nicht mehr viel Liebe entgegen. Es gibt Videos, die zeigen, wie Messi nach Spielen als Erstes in die Kabine geht. Im vergangenen Jahr, nachdem PSG gegen Real in der Königsklasse gescheitert war, entlud sich die Wut der Fans vor allem auf ihn. Als vor dem darauffolgenden Liga-Heimspiel die Namen der Startaufstellung im Pariser Prinzenpark vorgelesen wurden, pfiff der PSG-Anhang bis auf Kylian Mbappé so gut wie alle Spieler aus - Messi und Ex-Trainer Mauricio Pochettino aber besonders laut.

Der Tiefpunkt ereignete sich dann vor wenigen Wochen. Messi kam gerade von der argentinischen Nationalmannschaft zurück. Es waren die ersten Länderspiele auf heimischen Boden nach dem WM-Titel. Die Szenen, die sich abspielten, waren überwältigend: ein völliger Rausch mit überschwänglicher Liebe für die Weltmeister. Tausende versuchten, Messi und seinen Teamkollegen nahe zu sein. Wenige Tage später, zurück in Paris, zeigte sich dagegen der kalte Alltag. Vor der 0:1-Heimpleite gegen Lyon wurde Messi von den PSG-Fans ausgebuht, da hatte er noch nicht einmal den Ball berührt. Es reichte wieder nur sein Name auf der Anzeigetafel. Die Presse beschimpfte ihn nach der Partie als "Symbol des Untergangs". Schon damals gab es erste Berichte, dass es ihn zurück nach Barcelona ziehen könnte.

Mehr zum Thema

Und nun, was kommt jetzt? Vielleicht Saudi-Arabien? Schließlich gibt es dort ja offenbar "unerwartete Wunder". Aus dem Wüstenstaat soll ein aberwitzig hohes Angebot vorliegen. Al-Hilal soll angeblich ein Jahresgehalt von 350 Millionen US-Dollar (knapp 318 Millionen Euro) versprechen. Oder wechselt der Mann, der zumindest öffentlich kaum Englisch spricht, in die USA? Inter Miami, der Klub von David Beckham, soll großes Interesse haben - erst jüngst ließ er sich mit dem Argentinier ablichten.

Oder vielleicht gibt es doch den Wechsel zurück nach Barcelona? Barça soll an einer Rückkehr Messis mehr als interessiert sein. Er war vor wenigen Wochen erst in Katalonien, immer wieder betonen Vereinsmitglieder, sie hielten noch Kontakt zur Klublegende. Doch den Spaniern fehlt schlicht das Geld. Spaniens Liga-Chef sagte jüngst, eine Rückholaktion sei "sehr kompliziert". Schon vor seinem Weggang konnte Barça sich den teuren argentinischen Weltmeister nicht leisten, das hat sich nicht geändert. Jedoch soll Messi die Grundsatzentscheidung getroffen haben, noch ein Jahr in der europäischen Königsklasse zu spielen. Das aber ziemlich sicher nicht in Paris.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen