Punktabzug wegen Pyrotechnik? Innenminister verschärfen vor Gipfel Rhetorik gegen Fans
26.09.2024, 09:59 Uhr
In Zukunft soll Klubs für diese Bilder ein Punktabzug drohen, fordert Bremens Innensenator Mäurer.
(Foto: IMAGO/Lobeca)
Es scheint eines der großen Probleme in deutschen Stadien zu sein. Zumindest, wenn man den letzten Äußerungen der Innenminister glaubt. Nach Joachim Herrmann aus Bayern bringt nun auch Ulrich Mäurer aus Bremen Punktabzüge für Pyrotechnik ins Spiel. Nur Geplänkel vor dem Gipfel am 18. Oktober?
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer hat sich vor dem Spitzentreffen der Bundesländer mit DFB und DFL für ein verändertes Strafmaß bei Pyro-Vergehen in den Stadien ausgesprochen und bringt einen Punktabzug ins Spiel. "Ein möglicher Weg wäre, über die Sportgerichtsbarkeit keine ausschließlichen Geldstrafen für die Vereine zu verhängen, deren Anhängerschaft durch Gewalt oder den Abbrand von Pyrotechnik negativ aufgefallen ist, sondern die Strafen vielmehr überwiegend in Punktabzügen für die entsprechende Mannschaft zu verhängen", sagte der SPD-Politiker dem Portal Deichstube.
Auf diese Weise "träfe man einerseits die Vereine in deutlich empfindlicherer Art und Weise und könnte diese dadurch zu konsequenteren Einlassdurchsuchungen bringen", führte Mäurer aus. Außerdem stünden die Verursacher im Fanblock "unter deutlich höherem Druck, zum Wohl ihrer Mannschaft keine Verstöße mehr zu begehen". Geldstrafen hätten laut Mäurer, "meist durch die Nichtidentifizierbarkeit der Täterinnen und Täter, keine entsprechende Wirkung erzielt".
Watzke: "Das ist too much"
Die Sport- und Innenminister der Länder sowie Bundesinnenministerin Nancy Faeser wollen das Abbrennen von Pyrotechnik in Fußballstadien bei einem Treffen mit dem Deutschen Fußball Bund und der Deutschen Fußball Liga am 18. Oktober diskutieren. In München soll es dann auch darum gehen, wie sich künftig besser gegen gewaltbereite Fans vorgehen lässt.
"Das Gespräch bietet eine gute Gelegenheit, Fragen rund um die Themen erhöhte Sicherheit, wirksamere Prävention und Sanktionsmöglichkeiten gemeinsam zu beraten", sagte Mäurer. Ein höheres Strafmaß in Bezug auf Pyrotechnik hält er für "nicht zielführend", da diese Maßnahme "in der Regel keinen oder einen sehr geringen messbaren Effekt erzielt". Mäurer sieht die Sanktionierung stattdessen weiterhin in der Verantwortung des DFB.
Zuletzt hatte DFL-Vorstandschef Hans-Joachim Watzke verärgert auf die Kritik von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Umgang des deutschen Profi-Fußballs mit dem Thema Pyrotechnik in den Stadien reagiert. "Dass wir ein Problem haben, lässt sich nicht von der Hand weisen. Aber mir hat die deutliche Rhetorik nicht so gut gefallen. Ich sehe auch viele Probleme in der Politik und haue nicht jeden Tag drauf. Das war ein bisschen too much", sagte Watzke der "Bild"-Zeitung.
Frankfurt-Boss mahnt Realismus an
Herrmann hatte in einem Interview der "Sport-Bild" eine "massive Distanzierung der Profiklubs von Gewalt und Pyrotechnik" gefordert und mit Geisterspielen gedroht, falls der Fußball das Problem nicht in den Griff bekomme. Zugleich brachte der CSU-Politiker die Einführung von personalisierten Tickets in der Bundesliga, vermehrte Stadionverbote für Randalierer und Spielabbrüche sowie Punktabzüge für Vereine ins Spiel.
"Ich habe schon einmal erlebt, dass die Politik versucht hat, dem Fußball große Probleme zu bereiten. Ich hoffe nicht, dass wir wieder so weit sind", sagte Watzke mit Blick auf mögliche Zuschauerausschlüsse durch Kommunen, die Herrmann angedroht hatte. Der DFL-Boss spielte damit auf die während der Corona-Pandemie von der Politik verfügten Geisterspiele an.
Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann hatte in der Debatte Realismus angemahnt. Man werde "die Pyrotechnik nicht ganz aus den Stadien bekommen", hatte er gesagt. Man müsse sich vielmehr darauf konzentrieren, einen gewaltfreien Ablauf der Spiele zu gewährleisten.
Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid