Fußball

Bayern ist Meister, na und? Jetzt wird die Bundesliga erst spannend

Schlechte Nachrichten aus der Radiokonferenz für diesen Fan von Mainz.

Schlechte Nachrichten aus der Radiokonferenz für diesen Fan von Mainz.

(Foto: imago sportfotodienst)

Jaja, Langeweile, schottische Verhältnisse, alles durchgekaut. Nun sind die Bayern Meister, und die Fans können sich auf ein tolles Finale freuen. Weil sieben Vereinen der Abstieg droht, die WM in Brasilien winkt - und Guardiola besessen ist.

"Hallo, hier ist Nürnberg. Wir melden uns vom Abgrund." Diese Worte machten Radioreporter Günter Koch unsterblich. Gerade war am 34. und letzten Spieltag der Saison 1998/1999 das Unglaubliche passiert: Der 1. FC Nürnberg war abgestiegen, obwohl er vor dem Anpfiff noch auf Platz zwölf stand. Obwohl der Club vor dem Spiel einen Brief an Dauerkartenbesitzer schickte mit den Worten "Wir haben die Saison in der Fußball-Bundesliga mit Erfolg hinter uns gebracht". Obwohl Torwart Andreas Köpke sagte: "Zu 99 Prozent bleiben wir drin. Da müsste ja wirklich alles gegen uns laufen." So kam es.

In der letzten Viertelstunde der Bundesliga-Konferenz wechselte der Absteiger quasi minütlich, erst war es Eintracht Frankfurt, dann Hansa Rostock, dann Nürnberg, dann Frankfurt - und am Ende der 1. FC Nürnberg. Keiner, der diesen Spieltag am Radio verfolgt hat, wird dieses Drama vergessen. Auch in dieser Spielzeit wurde übrigens der FC Bayern Deutscher Meister - mit 15 Punkten vor Bayer Leverkusen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fußball-Bundesliga in dieser Saison ein ähnliches Drama erlebt, ist gar nicht mal so gering. Sieben Spieltage vor Schluss kämpfen noch sieben Vereine um den Klassenerhalt. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum die Bundesliga nach der schnell, schneller, am schnellsten-Meisterschaft der Bayern jetzt erst so richtig spannend wird.

Der Abstiegskampf lässt Tote auferstehen

Merkwürdig, was da am Mittwochabend in Nürnberg passierte. Der Club ruckelte sich im Abstiegsduell gegen Stuttgart 30 Minuten lang zurecht. "Aber dann wurde es viel besser", sagte Trainer Gertjan Verbeek mit allem Understatement, das er aufbieten konnte. Dominant agierte der FCN, er spielte Chancen heraus, gewann verdient mit 2:0 - wer das 2:5 gegen Frankfurt nur drei Tage zuvor an selber Stelle gesehen hatte, musste sich kurz zwicken. Welches Gesicht der Club am Samstag im nächsten wichtigen Spiel in Freiburg zeigen wird, weiß wahrscheinlich nicht einmal der Fußballgott. Was für die Fans der Vereine ein Graus, ist den neutralen Beobachtern ein Fest: Der Abstiegskampf schlägt so unergründliche Laufwege ein wie sonst nur Thomas Müller. Der unter Mirko Slomka wiederbelebte HSV schafft gegen Freiburg nur ein schlappes 1:1, der Stevens-Effekt verpufft beim VfB, und Braunschweig sendet gegen starke Mainzer ein Lebenszeichen. Am Sonntag streiten sich die kriselnden Hannover 96 und Werder Bremen im direkten Duell darum, wer sich endlich in die sicheren Gefilde verabschieden darf - und wer sich auf einen ungemütlichen Frühling einstellen muss. Es ist angerichtet.

Die Bayern wollen noch besser werden

Wir wissen nicht, von welchen inneren Dämonen Josep Guardiola genau getrieben wird, aber wir hoffen, sie lassen sich durch guten Fußball verjagen. Im Ernst: Was um alles in der Welt veranlasst einen frisch gebackenen Meistertrainer, in der Pressekonferenz darauf hinzuweisen, dass seine Mannschaft ja in der vergangenen Woche gegen Mainz nicht so gut gespielt habe? "Wir können noch besser werden", sagte der 43-Jährige, und er meinte es so. Diese faustische Veranlagung Guardiolas hat zwar dafür gesorgt, dass die Meisterschaft so früh wie noch nie entschieden ist, sie garantiert aber auch dafür, dass die weiteren Spiele des FC Bayern ein Genuss für die Zuschauer werden. Die Spieler wissen: Tragen Sie am Samstag gegen Hoffenheim nicht zu Guardiolas Vision des perfekten Spiels bei, stehen ihre Chancen auf einen Champions-League-Einsatz am Dienstag gegen Manchester United schlecht.  

Einmal Champions League, zweimal Europa League

Das Wort "Erleichterung" entwich sehr oft aus Leverkusener Mündern nach dem 3:1 beim FC Augsburg am Mittwoch. Kein Wunder, nach dem ersten Sieg seit dem 7. Februar. Der große Jubel wollte allerdings nicht ausbrechen, aus zwei Gründen: Leverkusen war nicht das bessere Team (Lars Bender sprach von einem "merkwürdigen" Sieg), und Platz vier ist nur für den Moment gesichert. Der berechtigt zur Teilnahme an der Champions League, und ist dementsprechend begehrt. Während Platz zwei und drei an Dortmund und Schalke vergeben zu sein scheinen - in welcher Reihenfolge auch immer -, schielt Wolfsburg mit drei Punkten Rückstand noch auf die ganz große Bühne. Gladbach und Mainz streiten dahinter wahrscheinlich um den verbleibenden Platz in der Europa League, am 33. Spieltag kommt es zum direkten Duell. Wobei, bei insgesamt nur sechs Punkten zwischen diesen vier Teams - vielleicht wird es ja auch das Endspiel um den vierten Champions-League-Platz.

Die Bundesliga als Sprungbrett zur WM

Max Kruse, Pierre-Michel Lasogga, André Hahn: Bis zum 8. Mai bleibt den Senkrechtstartern - und einigen anderen Kandidaten - noch Zeit, den Bundestrainer zu überzeugen. Dann nämlich nominiert Joachim Löw den vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft in Brasilien. Die Verletzungen von Miroslav Klose und Mario Gomez verschärfen die Personalsorgen bei der DFB-Elf weiter. Eine gute Zeit also, sich mit guten Leistungen in der Bundesliga einen prominenten Platz im Notizblock von Löw zu verschaffen.

Das Schönste an der Gerüchteküche? Sie kennt keine Schließzeiten, und selbst Halbgares macht manchmal richtig satt. Schon gegen Ende der Saison, wenn einige Vereine schon sicherer planen können, wächst das Angebot deutlich an. Ein Blick auf einschlägige Portale wie "transfermarkt.de" reicht locker für zwei Portionen Smalltalk. Schon gehört, dass Arsenal London an Mario Mandzukic dran ist? Hoffenheims Top-Scorer Roberto Firminho hat zwar gerade seinen Vertrag bis 2017 verlängert, aber mit 13 Toren und 11 Vorlagen seinen Namen in vielen Notizbüchern verewigt. Eintracht Frankfurt hat übrigens immer noch keinen neuen Coach. Ob Jens Keller bei Schalke 04 weitermachen darf? Und warum zögert Thomas Tuchel mit seiner Vertragsverlängerung bei Mainz 05?

Quelle: ntv.de

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