DFB-Kapitän hat andere Ziele Joshua Kimmich will nicht für die Nationalmannschaft singen
03.09.2024, 15:47 Uhr
Joshua Kimmich verzichtet auf eine peinliche Gesangseinlage und möchte seinen Einstand als DFB-Kapitän lieber anders feiern. Außerdem will er die Nationalelf endlich zu Titeln führen, er habe "nichts mehr zu verschenken". Eine Positions-Debatte plant Kimmich zu begraben.
Einen peinlichen Gesangsauftritt vor dem versammelten Team will sich Joshua Kimmich liebend gerne ersparen. "Da zahle ich lieber ein Abendessen", sagte der neue Kapitän der deutschen Nationalmannschaft lachend. Viel wichtiger als der Einstand ist Kimmich aber ohnehin die Zukunft: Der 29-Jährige will die einst so erfolgsverwöhnte DFB-Auswahl endlich wieder zu Titeln führen.
Nach den Rücktritten der Rio-Weltmeister Manuel Neuer, Toni Kroos und Thomas Müller könne schließlich niemand im Kader sagen, dass er schon einmal einen Titel für Deutschland gewonnen habe, betonte Kimmich. Das soll sich bei der WM 2026 ändern: "Gerade meine Generation hat nichts mehr zu verschenken."
Kimmich will aufgrund seiner neuen Rolle vehement vorangehen, er sieht sich aber trotz des "großen Vertrauens des Trainerteams" nicht als Alleinunterhalter. "Das soll keine One-Man-Show sein. Wir haben ein starkes Trio mit Kai Havertz und Antonio Rüdiger", sagte der Nachfolger des zurückgetretenen İlkay Gündoğan in Herzogenaurach während seiner ersten Pressekonferenz nach seiner Ernennung: "Wir brauchen viele Jungs, die Verantwortung übernehmen."
"Leider viel verändert" in DFB-Elf
Doch besonders die vielen jungen Spieler brauchen Führung. Kimmich trainierte aufgrund einer Belastungssteuerung am Dienstag nur eingeschränkt, verfolgte danach aber die Einheit seiner Teamkollegen mit einem Ball in der Hand an der Seitenlinie. Der Münchner will für seine Mitspieler künftig immer da sein, als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerteam agieren.
Das neue Amt erfüllt ihn mit Stolz. "Als kleines Kind schreibt man das anderen ins Freundebuch, dass man davon träumt, Nationalspieler zu werden. Das ist aber unendlich weit weg. Für mich ist es etwas ganz Besonderes, Nationalspieler und jetzt auch Kapitän zu sein", betonte er.
Mit der Mannschaft, in der sich durch Rücktritte "leider viel verändert" habe, will er die Euphorie der Heim-EM aufrecht erhalten: "Es war wichtig, dass wir es geschafft haben, die Leute wieder ein bisschen zu bewegen und zu begeistern. Das wollen wir weiter tun. Jeder hat Bock darauf. Diese Mannschaft kann schnell wachsen."
Kimmich (91 Länderspiele) hat die Nationalmannschaft bereits siebenmal als Kapitän aufs Feld geführt, das wird für ihn zum Nations-League-Auftakt gegen Ungarn am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Düsseldorf also nichts grundlegend Neues.
Positions-Debatte begraben
Auch seine EM-Position rechts in der Viererkette wird er behalten. "Ich hoffe, dass man bei der EM gesehen hat, dass ich auch als Rechtsverteidiger Spaß habe", sagte Kimmich, "und dass wir das Thema bald mal begraben können."
Lothar Matthäus, einer von Kimmichs vielen Vorgängern im Amt, würde ihn allerdings gerne in der Zentrale sehen. Er habe es lieber, wenn der Spielführer im Zentrum spiele und nicht hinten. Der verlängerte Arm des Trainers solle mitten im Geschehen agieren, schrieb der Rekordnationalspieler in seiner Sky-Kolumne. Die Entscheidung von Bundestrainer Julian Nagelsmann sei aber "richtig". Kimmich werde "unser Land auf dem Feld wunderbar vertreten".
Kimmich setzt die Tradition der Bayern-Spielführer in der Nationalmannschaft fort. Zu diesen gehörten unter anderem Matthäus, Franz Beckenbauer, Neuer oder Philipp Lahm. "Er geht mit seiner Mentalität voran. Er ist ein Vorbild für die gesamte Gruppe, einer, der immer Vollgas gibt, immer trainieren will, der immer voran geht und bei der EM als Rechtsverteidiger eine Benchmark gesetzt hat", lobte Nagelsmann. Auf eine gesangliche Benchmark will er allerdings verzichten.
Quelle: ntv.de, dbe/sid