Fußball

So läuft der CL-Showdown im Bernabeu Juve will Real den Rettungsanker verwehren

Real-Trainer Carlo Ancelotti hat mit den Madrilenen noch eine echte Titelchance. Die aber hat es in sich, denn noch nie konnte ein Team den Champions-League-Titel verteidigen.

Real-Trainer Carlo Ancelotti hat mit den Madrilenen noch eine echte Titelchance. Die aber hat es in sich, denn noch nie konnte ein Team den Champions-League-Titel verteidigen.

(Foto: imago/Insidefoto)

Während sich der FC Bayern grämt, weil er nur die Meisterschaft statt des angepeilten Triples gewonnen hat, droht Real Madrid eine debakulöse Titel-Nullnummer. Nur in der Champions League geht noch etwas. Im Weg steht Juventus Turin - und eine fatale Statistik.

Worum geht's?

Real Madrid steht mit dem Rücken zur Wand. Für den Champions-League-Sieger geht es im Halbfinal-Rückspiel (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen Juventus Turin um Erfolg oder Misserfolg der gesamten Saison. Der europäische Elitewettbewerb ist für die Königlichen zum letzten Rettungsanker geworden. Die Titelambitionen in der Primera División hat der spanische Fußballrekordmeister am Samstag beim 2:2 gegen den FC Valencia praktisch verspielt, im Pokal schieden die Madrilenen bereits im Achtelfinale aus. Nur mit einer Titelverteidigung in der Champions League, wo im Finale der FC Barcelona quasi zum Königs-Clasico bitten würde, können sie ein Total-Debakel verhindern - und das Triple für Juventus. Die Italiener haben den Meistertitel bereits sicher und stehen außerdem im italienischen Pokalfinale.

Wie stehen die Vorzeichen?

Real Madrid - Juventus Turin, 20.45 Uhr

Voraussichtliche Aufstellungen

Madrid: Casillas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Marcelo -  James, Kroos, Isco - Bale, Hernandez, Cristiano Ronaldo

Turin: Buffon - Lichtsteiner, Bonucci, Chiellini, Evra -  Marchisio, Pirlo, Pogba - Vidal - Tevez, Morata

Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden)

"Wir müssen Geduld haben. Ein 1:0 würde reichen, und wir hoffen, dass wir es mit unseren Fans im Rücken drehen können", sagt Reals Weltmeister Toni Kroos. Nach dem 1:2 im Hinspiel von Turin ist die Lage keineswegs aussichtslos für die Madrilenen. Allerdings ist fraglich, wie sehr die Fans ihr Team antreiben werden, wenn Iker Casillas im Tor steht. Der Kapitän ist seit seinem Zwist mit dem früheren Coach José Mourinho für einen Teil der Fans zum Buhmann geworden und wird fast in jedem Heimspiel ausgepfiffen, die Spannungen zwischen der Torwart-Legende und dem Publikum erzeugen bisweilen eine befremdliche Atmosphäre im Bernabéu-Stadion. Auch deshalb forderte die Sportzeitung "AS" vor dem alles entscheidenden Spiel: "Die Zuschauer sollten Casillas mal 90 Minuten in Ruhe lassen. Die Partie gegen Juve ist vielleicht sein letztes Spiel im Bernabéu-Stadion. Da hätte er eine Waffenruhe verdient."

Wie ist Real Madrid drauf?

Real will die Titelverteidigung in der Champions League und damit Geschichte schreiben, ein solches Kunststück gelang schließlich noch keinem Klub. "Wenn wir gegen Juventus so spielen wie gegen Valencia, können wir ins Finale in Berlin einziehen", gab sich Real-Trainer Carlo Ancelotti trotz des mutmaßlichen K.o. im Meisterrennen und es 1:2 im Hinspiel optimistisch. Immerhin scheint er ein Problem weniger zu haben. Regisseur Kroos hat sich bei seinem Sturz am Samstag offenbar nicht ernsthaft verletzt und dürfte gegen Juve in der Startelf stehen. Ancelotti sieht in dem Weltmeister eine Schlüsselfigur in der Real-Elf. Kein Fußballer in der spanischen Liga spielt so viele akkurate Pässe wie der Deutsche. "Wenn Kroos nicht dabei ist, fehlt Real im Spielaufbau eine klare Linie", konstatierte die Zeitung "El País". "Der Ball wird dann häufiger nach vorne gebolzt."

Wie ist Juventus drauf?

Geht es noch cooler? Vor dem Spiel machten die Juventus-Profis im Bernabeu schon einmal eine ausgezeichnete Figur.

Geht es noch cooler? Vor dem Spiel machten die Juventus-Profis im Bernabeu schon einmal eine ausgezeichnete Figur.

(Foto: dpa)

Juventus will sich nicht auf den Vorsprung aus dem Hinspiel verlassen, sondern offensiv auftreten. "Wir haben durch das 2:1 im Hinspiel keinen Vorteil", stellte Trainer Massimiliano Allegri klar. "Real hat großartige Spieler, die den Ball mit Überschall-Geschwindigkeit laufen lassen werden. Deshalb brauchen wir eine noch bessere Leistung als in Turin." Allegri kann in Madrid auf den lange Zeit verletzten Paul Pogba zurückgreifen. Der französische Nationalspieler war am Samstag beim 1:1 in der Liga gegen Cagliari Calcio erstmals seit Mitte März in die Startelf zurückgekehrt und hatte den Treffer zum 1:0 erzielt. Zwar würde Juve ein 0:0-Remis zum Finaleinzug reichen, doch darauf verlassen will sich bei den Norditalienern niemand.

"Wir wissen, dass wir uns nicht nur hinten rein stellen und das 0:0 verteidigen können", sagte Verteidiger Giorgio Chiellini und stellte klar: "Aus Prestige-Sicht ist dies sicherlich mein wichtigstes Spiel. Wir waren noch nie so nah am Ziel, es fehlen noch 95 sehr harte Minuten. Wir geben 110 Prozent, um ins Finale zu kommen."

War sonst noch was?

"Das Team ist reif, das Finale zu erreichen." Davon ist Juventus-Mittelfeldspieler Arturo Vidal überzeugt, dafür spricht auch die Statistik. Denn der Bezwinger von Borussia Dortmund blieb in seinen letzten drei Auswärtsspielen in der Champions League ohne Gegentor. Zudem haben die Italiener bislang viermal in Uefa-Wettbewerben ein Hinspiel mit 2:1 gewonnen - und jedes Mal die nächste Runde erreicht. Aber auch bei Real bemüht man die Statistik: Denn in der Königsklasse haben die Königlichen in den letzten 23 Partien im Bernabéu immer getroffen.

Welche Statistik auch immer stimmt, Real-Coach Ancelotti wird im Bernabeu unter Applaus-Beobachtung stehen: Wegen höhnischen Applaudierens wurde der Italiener vom spanischen Verband RFEF nämlich für die ausstehenden zwei Ligapartien gesperrt. Der Unparteiische Clos Gómez hatte nach dem Ligaspiel der Madrilenen gegen den FC Valencia (2:2) am Samstag im Spielbericht festgehalten, dass Ancelotti ihm nach dem Abpfiff in abfälliger und demonstrativer Weise applaudiert habe. Im Kabinengang habe der Trainer einem Linienrichter in derselben Weise sein Missfallen kundgetan.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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