Fußball

Exzentrischer Trainer, große Konkurrenz Kann Schürrle auch Chelsea?

"Jeder Spieler ist anders. Ich versuche meinen Weg zu gehen": André Schürrle.

"Jeder Spieler ist anders. Ich versuche meinen Weg zu gehen": André Schürrle.

(Foto: AP)

André Schürrle ist glücklich. Der 22 Jahre alte Fußball-Nationalspieler wechselt von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea. Und schwärmt schon jetzt von Trainer José Mourinho. "Er hat wirklich eine besondere Persönlichkeit und ist dabei cool drauf."

André Schürrles Traum geht in Erfüllung. Er darf endlich zum FC Chelsea wechseln, nachdem ein Transfer im vergangenen Sommer noch am Veto des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen gescheitert war. Gut 22 Millionen Euro überweisen die Londoner nun ins Rheinland - und bekommen dafür einen deutschen Nationalspieler, der "erleichtert darüber ist, den nächsten Schritt zu machen". Ob Schürrle dies auch gelingt, bleibt abzuwarten. Schließlich erwarten ihn in London ein exzentrischer Trainer, große Konkurrenz und ein Klubboss, der seine Spieler nur nach Titeln bewertet.

Als Chelseas Interesse an Schürrle im vergangenen Jahr bekannt wurde, waren die Blues amtierender Champions-League-Sieger. Sie spielten zwar nicht immer den besten, aber häufig den effektivsten Fußball. Trainer Roberto di Matteo erfüllte dem milliardenschweren Oligarch Roman Abramowitsch seinen sehnlichsten Wunsch: Er holte ihm den Henkelpott, durfte bleiben, und setzte sich für Schürrle als Verstärkung für die Offensive ein.

Angeblich bot Abramowitsch damals schon 20 bis 25 Millionen Euro für den Mann, der im 4-3-3-System auf dem linken Flügel oder als hängende Spitze spielen kann. Bayer lehnte ab, der 22-Jährige war gerade mal ein Jahr da, und es fand sich auch kein adäquater Ersatz auf dem Markt. Für Schürrle unverständlich, hatte ihm Bayer doch offensichtlich "eine Chance, die man nicht oft im Leben bekommt", verbaut. Nach einer kurzen Tiefphase biss er auf die Zähne, schoss elf Tore in der Liga und trug dazu bei, dass sich Bayer als Tabellendritter für die Champions League qualifizierte. In der Nationalmannschaft blieb Schürrle dagegen hinter seinen Erwartungen zurück. In keinem der sechs WM-Qualifikationsspiele stand der ehemalige Mainzer in der Startelf, auf seiner Position in der offensiven Dreierkette setzte Bundestrainer Jogi Löw auf Marco Reus.

Ein Jahr später, soll sich mit dem "Traum, der in Erfüllung geht", auch seine Rolle in der Nationalelf verbessern. "Der Bundestrainer meint, dass Chelsea gut zu mir und meinem Spiel passt", sagte Schürrle der "Bild"-Zeitung und erzählte von einem einstündigen Gespräch, das er auf der USA-Reise mit Löw geführt habe. Dass ihm das gleiche Schicksal widerfährt wie Marko Marin, der 2012 mit großen Hoffnungen von Bremen an die Stamford Bridge wechselte, dort aber nur Ersatz blieb und seine acht Millionen Euro Ablöse bislang nicht im Ansatz rechtfertigen konnte, denkt Schürrle keine Sekunde.

Nicht nur de Bruyne macht Schürrle Konkurrenz

"Jeder Spieler ist anders. Ich versuche meinen Weg zu gehen", sagt er. An diesen Weg glaubt offensichtlich auch José Mourinho. Entgegen diverser Medienberichte legte der Portugiese nicht sein Veto gegen den Transfer ein. Mehr noch: Schürrle berichtete von einem Treffen der beiden bei Michael Ballacks Abschiedsspiel und "einem überragenden Gefühl", das er danach hatte: "Er hat wirklich eine besondere Persönlichkeit und ist dabei cool drauf."

Bleibt die Frage, welche Rolle der portugiesische Starcoach für Schürrle vorsieht. Benitez ließ seine Europa-League-Sieger im 4-3-3 spielen. Dort wäre die linke Außenbahn prädestiniert für den Neuzugang. Eine Position, auf die in der vergangenen Saison häufig Fernando Torres auswich, weil Demba Ba Mittelstürmer spielte. Auch die starken zentralen Mittelfeldspieler wie der belgische Jungstar Eden Hazard und Oscar wurden auf der Position eingesetzt.

Hinzu kommen die erfahrenen, aber in die Jahre gekommenen Altstars Florent Malouda und Yossi Benayoun, vor denen sich Schürrle wohl nicht fürchten muss. Und zwei alte Bekannte: Kevin de Bruyne, den Schürrle aus den letzten beiden Duellen mit Werder Bremen kennt, und eben jenen Marin, der in seinem zweiten Jahr bei Chelsea zeigen will, dass er nicht umsonst zum Kader der 'Blues‘ gehört. De Bruyne wollten auch Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen haben - Bayer ausgerechnet als Ersatz für Schürrle. Nun müssen sich beide unter Mourinho beweisen. Auch weil The Special One bei seiner Ankunft in der britischen Hauptstadt betonte, dass er dem Belgier einiges zutraut.

Vorschusslorbeeren, die Schürrle öffentlich von seinem neuen Trainer noch nicht bekommen hat. Er wird also kämpfen müssen, um Mourinho, Löw, die vielen Skeptiker und sich selbst davon zu überzeugen, dass die größte Chance seines Lebens zu einer Erfolgsgeschichte werden kann.

Quelle: ntv.de, sport.de

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