"Palast" und "Forschungslabor" Kippen die Bürger die DFB-Akademie?
21.06.2015, 14:06 Uhr
Der Protest hat sich formiert: Plakat mit der Aufschrift "84 Mio-Geschenk an DFB = 4 neue Schulen!" in der Innenstadt von Frankfurt.
(Foto: dpa)
Für DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ist das Projekt "die Zukunft des deutschen Fußballs". Doch die Bürger können die geplante Akademie in Frankfurt noch stoppen. Bundestrainer Joachim Löw wirbt vor der Abstimmung noch einmal für das Kompetenzzentrum.
Die einen wettern auf Plakaten: "84-Mio-Geschenk an DFB = 4 neue Schulen!" und "Kein DFB-Palast auf unsere Kosten!". Die anderen werben mit einem Foto der Weltmeister-Helden samt Pokal: "In der Welt gefeiert. In Frankfurt zu Hause." Am heutigen Sonntag kommt es zum ersten Bürgentscheid der Stadt Frankfurt am Main: Der Renn-Club macht für den Erhalt der Galoppbahn und gegen die geplante 89 Millionen Euro teure geplante Akademie des Deutschen Fußball-Bundes mobil. Die Rote Karte für den DFB hätte weitreichende Folgen für die Sportlandschaft am Main - und für den Verband des Weltmeisters.
Beim größten Sportfachverband der Welt gibt man sich betont gelassen, sieht dennoch der Entscheidung mit Sorge entgegen. "Wir sind zuversichtlich, dass viele Frankfurter Bürger den sachlichen Argumenten, die für die DFB-Akademie und den neuen, öffentlichen Bürgerpark auf dem Gelände der Galopprennbahn sprechen, folgen werden und der Bürgerentscheid zugunsten der Stadt ausgehen wird", sagt DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. Er ist zusammen mit Nationalmannschafts-Manager und Projektleiter Oliver Bierhoff der Macher des "Jahrhundert-Projekts" (DFB-Präsident Wolfgang Niersbach). In dem Leistungs- und Kompetenzzentrum, wie es bereits England, Frankreich und Spanien eines haben, soll "wie in einem Forschungslabor", künftig alles analysiert, gebündelt und ausgetauscht werden.
Uefa und Fifa wollen zahlen
Das sagt Bundestrainer Joachim Löw, der in einem Offenen Brief auf der DFB-Homepage am Freitag noch einmal nachlegte: "Frankfurt ist für uns alle Fußballstadt. Und Frankfurt soll Fußballstadt bleiben. Frankfurt ist der ideale Ort für dieses zukunftsweisende Projekt." Die geplante Akademie könne die Talent- und Ideenschmiede des deutschen Fußballs werden.
Sowohl Sandrock als auch Bierhoff betonen: "Es gibt keinen Plan B." Ein Plan C wäre wohl ein komplett neuer Standort in Berlin - und ein herber Schlag für Frankfurt als "Hauptstadt" der Sportverbände. Im Stadtwald bei der Commerzbank-Arena haben unter anderem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der gerade ein neues Verwaltungsgebäude für 25 Millionen hinstellt, und der Deutsche Turner-Bund (DTB) ihren Sitz.
Klar, ist, dass der DFB auf das Gelände seines künftigen Leistungszentrums zieht. Und bei einem Bürgerentscheid gegen dieses wäre auch die Zukunft des Dachverbandes in Frankfurt mehr als fraglich. Satte 125.000 Stimmen sind nötig, um das Projekt zu kippen. Die Stadt hält sich auffallend zurück - anders die Bürgerinitiative Pro Rennbahn, die seit Wochen überall in der Stadt plakatiert. Sie streicht die Tradition des Rennsports in Niederrad heraus und wirft der Stadt vor, das Projekt mit Millionen zu subventionieren. Das weist die Stadt als falsch zurück. "Dass die Bürgerinitiative intensiv und emotional für Ihre Sache kämpft, ist absolut legitim. Für das Niveau der Behauptungen und Plakatmotive gilt das aber leider nicht immer", sagt Sandrock. Der DFB sieht sich vor allem nicht gerne in die Nähe der Fifa gerückt, deren Funktionäre wegen massiver Korruptionsvorwürfe derzeit weltweit in den Schlagzeilen stehen.
Der DFB will in seiner geplanten Akademie Verwaltung, Spitzensport, Trainerausbildung, Schiedsrichterausbildung und Sportentwicklung unter einem Dach vereinen. Mit dem größten Bauprojekt in der Geschichte des DFB soll Anfang 2017 begonnen werden, die Fertigstellung ist für Ende 2018 geplant. Der Entwurf der Aachener Architekten Kada und Wittfeld steht, Uefa und Fifa haben zusammen rund 7,6 Millionen Euro an Zuschüssen zugesichert. Der Frankfurter Renn-Klub, auf dessen Pferderennbahn der DFB-Bau entstehen soll, wirft der Stadt gar vor, mit falschen Zahlen zu hantieren. "Wir haben nichts gegen den DFB - wir wehren uns nur gegen die Stadt", sagt Vize-Präsidentin Christiane Weil-Daßbach. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat sich eindeutig pro DFB positioniert und nennt die Kampagne der Gegner "polemisch".
Quelle: ntv.de, Ulrike John und Sabine Ränsch, dpa