Sechs Dinge, die wir am 16. Spieltag gelernt haben Klopp motzt, FCB giert, Schalke will Schaaf
16.12.2013, 10:03 Uhr
"Ist das ein Drecksleben, das tut mir echt leid": Jürgen Klopp in Sinsheim, wenig amüsiert.
(Foto: imago sportfotodienst)
Obwohl der BVB am 16. Spieltag der Fußball-Bundesliga nicht verliert, ist Trainer Klopp wenig amüsiert. Derweil sonnen sich die Bayern an der Tabellenspitze und in Marokko. Auf Schalke einigen sie sich angeblich mit Trainer Thomas Schaaf.
1. Der FC Bayern sonnt sich
Kein Tag ohne Rekord oder Titel, nun haben sie den FC Bayern auch noch zur Mannschaft des Jahres gekürt, zum ersten Mal seit 2001. Da wird Trainer Josep Guardiola sich freuen. Und sonst? Sind die Münchner längst in der Sonne Marokkos, in Agadir geht es am Dienstag ab 20.30 Uhr bei der Klub-WM gegen die Chinesen von Guangzhou Evergrande um den Einzug ins Finale. Da liegt der glanzlose 3:1-Sieg gegen den Hamburger SV an diesem 16. Spieltag der Fußball-Bundesliga nicht nur geografisch in weiter Ferne. Motto: Erst Herbstmeister, dann Weltmeister. Kapitän Philipp Lahm verkündet wie stets: "Wir sind noch nicht am Ende, wir haben noch etwas vor." Zumal es ihnen die Konkurrenz in der Liga nicht sonderlich schwer macht. Da Bayer "Wir sind mit Platz zwei hochzufrieden" Leverkusen sein Heimspiel gegen die Eintracht aus Frankfurt mit 0:1 verlor, hat der FC Bayern an der Tabellenspitze nun gar sieben Punkte Vorsprung, auf Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach sind es gar zwölf Zähler. Grund genug für Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, prophylaktisch erste Gratulationen zur Meisterschaft abzuwehren: "Wir werden aber weiterhin souverän, unaufgeregt und nicht arrogant weiterarbeiten. Und solange mathematisch noch nichts entschieden ist, werden wir uns nicht freuen und keine Glückwünsche entgegennehmen." Dann ist ja gut.
2. Dortmund in der Krise, Klopp ein schlechter Verlierer
Nun hat der BVB in Sinsheim ja gar nicht verloren, am Ende reichte es zu einem 2:2. Und wenn die Dortmunder nicht ständig den Ball über des Gegners Tor schießen würden, hätten sie vielleicht sogar gewonnen. Jürgen Klopp formulierte das so: "In der Entstehung sensationell, in der Verwertung unterdurchschnittlich." Ansonsten hatte Dortmunds Trainer denkbar schlechte Laune. Und lud seinen Frust bei einem Journalisten ab, der nach der Szene gefragt hatte, in der Marco Reus mit dem Linienrichter zusammengeprallt war. "So viel Fußball war hier drin, und dann macht ihr so eine Geschichte. Ist das ein Drecksleben, das tut mir echt leid." Endgültig bedient war Klopp, als er von seinem Hoffenheimer Kollegen Markus Gisdol hören musste, dass die TSG "einen Punkt gegen unser fußballerisches Vorbild" geholt hatte. "Klar, die Dortmunder findet man richtig geil, aber trotzdem kann man sie schlagen. Das ist schon unangenehm", fauchte Klopp. "Für viele Gegner ist die Partie gegen uns das Spiel des Jahres. Klar kommen da noch die Bayern, aber gegen die rechnet man sich ja nichts aus. Deshalb sind die auch kein Vorbild, sondern Tabellenführer. Das ist irgendwie cooler." Von der Krise seines BVB sprach Klopp nicht. Dabei geht es kontinuierlich abwärts. Bis zum siebten Spieltag lagen die Dortmunder mit den Bayern punktgleich an der Spitze, bis zum elften Spieltag nur einen Punkt hinter den Münchnern. Seitdem verloren sie beachtliche elf Zähler auf den Meister. Dabei hatte der BVB vor dieser Spielzeit das vermeintlich bescheidene Ziel ausgegeben, nicht wie in der vergangenen Saison wieder mit 25 Punkten Rückstand ins Ziel zu kommen. Hochgerechnet sieht es so aus, als würde dieses Vorhaben scheitern. Da kann man schon mal schlechte Laune bekommen.
3. Schalke kommt nicht zur Ruhe - Schaaf im Anflug?
Wir hatten ja prophezeit, dass sie auf Schalke wieder üb er Trainer Jens Keller diskutieren, falls seine Mannschaft gegen den SC Freiburg verliert. Obwohl sie am Mittwoch das Achtelfinale der Champions League erreicht haben. Nun haben die Gelsenkirchener mit 2:0 gewonnen und den Abstand auf Platz vier, der nach dem Ende der Saison zu zwei Qualifikationsspielen zur Königsklasse berechtigen würde, auf fünf Punkte verkürzt. Diskutiert wird dennoch. Die "Ruhrnachrichten" glauben zu wissen, es sei längst beschlossene Sache, dass der Trainer in der Winterpause gehen muss. "Jens Keller soll in der Winterpause durch Thomas Schaaf abgelöst werden. Manager Horst Heldt soll mit dem früheren Trainer von Werder Bremen Einigung über einen längerfristigen Vertrag erzielt haben", meldet die Zeitung. Keller soll aber weiter im Verein arbeiten dürfen, als was auch immer. Zwar ließen die Schalker via "Sport Bild" verlauten: "Diese Meldung ist falsch und entspricht nicht den Tatsachen." Aber das Gerücht ist schon länger in der Welt. Und wenn Manager Horst Heldt verkündet: "Ich habe nie gesagt, dass wir definitiv nicht mit Jens Keller in die Rückrunde gehen werden", dann hört sich das nicht nach einem klaren Bekenntnis an. Keller selbst nimmt's wie immer in seiner bisher einjährigen Amtszeit fatalistisch: "Ich habe das Gefühl, dass ich weiterhin unter Druck bin. Aber mir geht es nicht um meine Person. Wie die Entscheidung fällt, muss man dann sehen. Ich freue mich über jeden Tag, den ich hier bin. Es hat ja keiner gedacht, dass ich so lange bleibe."
4. Abseits ist auch, wenn der Schiedsrichter nicht pfeift
Dass sie beim 1. FC Nürnberg eine Verschwörung wittern und twittern, kann man dem Tabellenvorletzten nicht wirklich übel nehmen. Gut, die Nürnberger könnten sich fragen, warum eine 3:0-Führung in Hannover nicht zum ersten Sieg in dieser Spielzeit gereicht hat. Aber als Mame Diouf in der 87. Minute das erste seiner beiden Tore für die Gastgeber erzielte und somit die Wende einleitete, stand er nicht nur knapp, sondern satte zwei Meter im Abseits. Darüber war Nürnbergs Per Nilsson so erbost, dass seine Kollegen den Verteidiger nur mit Mühe davon abhalten konnten, auf Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer loszugehen. Mike Frantz behauptete nach dem kuriosen 3:3 (3:0) sogar: "Wir sind betrogen worden." Und Torwart Raphael Schäfer assistierte: "Wegen dieser Scheißszene verlieren wir hier fast noch." Da mag es die Nürnberger wenig trösten, dass Einsicht bekanntlich der erste Weg zur Besserung ist. Kinhöfer jedenfalls redete sich nicht raus: "Das war ein eindeutiger Fehler von uns. Und der ärgert mich maßlos." Abseits ist eben auch, wenn der Schiedsrichter nicht pfeift. Nun schickt der DFB seine Unparteiischen aus der ersten und zweiten Liga gesammelt nach Mallorca, wie die "Bild"-Zeitung vermeldet. Vom 14. bis zum 19. Januar geht’s zur Fortbildung ins Hotel "Hilton Sa Torre" an die Südküste. "Wer den abschließenden Theorie-Test oder die Leistungsüberprüfung nicht besteht, darf in der Rückrunde nicht pfeifen - bis er eine Nachprüfung besteht." Für die Nürnberger kommt das wohl zu spät. Nur Trainer Gertjan Verbeek zeigte sich am Ende wohltuend besonnen: "Die Spieler haben Fehler gemacht, der Schiedsrichter hat Fehler gemacht und der Linienrichter hat Fehler gemacht."
5. Tore sind offenbar doch nicht so wichtig
Tor oder nicht? Ist doch völlig egal. Da erzielt Stuttgarts Jungstar Timo Werner im Spiel beim VfL Wolfsburg mutmaßlich die Führung für seinen VfB und flippt fast aus, als Schiedsrichter Denis Aytekin entscheidet, der Ball sei nicht hinter der Linie gewesen. Und seine Chefs regen sich nicht ansatzweise drüber auf, zumindest hinterher nicht. Torlinientechnik? Ach was. "Ich persönlich mag das Spiel so, wie es ist", sagte Stuttgarts Manager Fredi Bobic im ZDF. Das ist einerseits honorig, schließlich hatte sein Team mit 1:3 verloren. Allerdings ist diese Anti-Haltung zur Torlinientechnik auch hoffnungslos pseudoromantisch, von wegen diese Debatten um nicht gegebene Tore seien unverzichtbarer Bestandteil des Fußballgeschäfts. Doch auch Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking sagte: "Ich bleibe dabei, ich bin ein Gegner der Torlinientechnik. Gerade die Diskussionen gehören zum Fußball dazu." Die Ligaleitung allerdings hat angekündigt, im März grundsätzlich darüber zu entscheiden. Dann könnte es so kommen, dass bereits ab der kommenden Saison technische Hilfsmittel erlaubt sind. Vielleicht, weil Tore doch nicht so unwichtig sind.
6. Augsburg etabliert sich
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte der FC Augsburg einen Spieltag vor dem Ende der Vorrunde gerade einmal acht Punkte auf seinem Konto. Doch die Klubverantwortlichen taten etwas, was in diesem Geschäft eher unüblich ist: Sie hielten an Trainer Markus Weinzierl fest und verpflichteten stattdessen den ehemaligen Nationalspieler Stefan Reuter als Sportdirektor. Am Ende bleiben die Schwaben in der Bundesliga. Und drehen in dieser Spielzeit richtig auf. Nach dem 4:1 gegen die Eintracht aus Braunschweig stehen die Augsburger auf Tabellenplatz acht - satte 13 Zähler von einem Abstiegsplatz entfernt. Nach zweieinhalb Jahren ist der FCA endgültig in Deutschlands höchster Spielklasse angekommen. Oder wie Weinzierl sagt: "Wir haben ein sensationelles Jahr 2013 gespielt und eine ganz starke Hinrunde. Wie sich die Mannschaft entwickelt hat, das kann man sich nur wünschen." 47 Punkte in diesem Jahr sprechen für sich - und für die Mannschaft, den Trainer und den Manager. Und bescheiden, wie sie sind, geben sie weiter den Klassenerhalt als Ziel aus: "Die Tabelle ist gerade eine wunderbare Momentaufnahme."
Quelle: ntv.de