Fußball

Mkhitaryan soll's für BVB richten Klopp sucht den Fahrplan zum Borsigplatz

Drei Jahre ist es her: Jürgen Klopp am 13. Mai 2012 mit dem DFB-Pokal auf dem Borsigplatz.

Drei Jahre ist es her: Jürgen Klopp am 13. Mai 2012 mit dem DFB-Pokal auf dem Borsigplatz.

(Foto: dpa)

Jürgen Klopp oder Dieter Hecking - wer gewinnt den taktischen Schlagabtausch im DFB-Pokalfinale? Welche Mannschaft beherrscht das Mittelfeld ? Kommen Dortmunds oder Wolfsburgs Schlüsselspieler stärker zum Tragen?

Die Fußballer von Borussia Dortmund können eine mehr oder weniger verkorkste Saison heute positiv abschließen und Jürgen Klopp das so arg gewollte Abschiedsgeschenk bereiten. Doch bevor der Lastwagen um den Borsigplatz rollen kann, muss der BVB heute im Pokalfinale (ab 20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) den VfL Wolfsburg besiegen.

So könnten Wolfsburg und Dortmund spielen.

So könnten Wolfsburg und Dortmund spielen.

Die Niedersachsen gewannen vor zwei Wochen die Quasi-Generalprobe am vorletzten Spieltag der Bundesliga. Mit 2:1 setzte sich Dieter Heckings Team gegen den BVB durch. Nicht nur deshalb geht Wolfsburg als leichter Favorit ins Endspiel im Berliner Olympiastadion. Zu stabil wirkten sie über die gesamte Saison hinweg, während Dortmund selbst bei der Aufholjagd in den letzten Monaten noch phasenweise spielerische Mängel offenbarte. Klopps Erfolgsformel in seiner vorerst letzten Partie für den BVB wird demnach lauten: Pressing, Tempo und Henrikh Mkhitaryan. Der Armenier hat sich in den letzten Spielen rehabilitiert und sein Leistungsvermögen ausgeschöpft.

Den Vorwurf, er könne das Spiel der Borussen in der Offensive nicht entscheidend beeinflussen, hat er widerlegt. Sieben Scorerpunkte in den jüngsten sieben Auftritten sprechen eine eindeutige Sprache. Mkhitaryan kann mit seinen Sprints die richtigen Räume anlaufen und ist bei seiner Geschwindigkeit am Ball nur sehr schwer zu stoppen. Da der BVB nun auch wieder auf Marco Reus zurückgreifen kann, erhöht sich die Unberechenbarkeit, wenn Dortmund erst einmal an den Ball und ins berühmt-berüchtigte Umschaltspiel gelangt.

Wie kann Hecking reagieren?

Doch um das zu schaffen, kommt auf Klopps Team jede Menge Arbeit im Pressing zu. Beim letzten Auftritt gegen Wolfsburg vor zwei Wochen versuchte es der 48-Jährige mit einer Mischung aus 4-3-3 und 4-4-2 in der Arbeit gegen den Ball. Gerade die erste Variante kommt häufig in Top-Partien zum Einsatz. Beispielsweise würde in diesem Fall Marco Reus auf Höhe von Shinji Kagawa und Pierre-Emerick Aubameyang verteidigen, während Mkhitaryan auf der rechten Seite auf die Höhe der beiden Sechser zurückfiele.

Gegen Dortmunds 4-3-3-Pressing wird beispielsweise Wolfsburgs Luiz Gustavo - hier zwischen die Innenverteidiger abgekippt - vor allem De Bruyne im Mittelfeld suchen.

Gegen Dortmunds 4-3-3-Pressing wird beispielsweise Wolfsburgs Luiz Gustavo - hier zwischen die Innenverteidiger abgekippt - vor allem De Bruyne im Mittelfeld suchen.

Diese Pressingformation hätte mehrere Vorteile: Kagawa könnte wie so oft den gegnerischen Sechser beziehungsweise tiefen Spielmacher manndecken. Reus und Aubameyang stellen die Außenverteidiger in ihre Deckungsschatten, während die beiden äußeren Sechser in diesem Moment, Kehl und Mkhitaryan, jeweils auf die Flügel herausrücken können, sofern der Ball dorthin gelangt. (Siehe Grafik) Zudem hätte Mkhitaryan bei schneller Balleroberung viel Freiraum vor sich. Sprinter Aubameyang würde auf der relativ offenen Außenbahn Platz zum Kontern finden, den er im Zentrum so nicht hat.

Wie kann Dieter Hecking auf Dortmunds Pressing reagieren? Seinen Schlüsselakteur Kevin De Bruyne, den besten Scorer der Bundesliga, ins Spiel bringen. Das einfachste Gegenmittel gegen Dortmunds aggressives Pressing ist ein Zurückfallen von De Bruyne. Der Belgier bietet sich im Halbraum an und schafft Überzahl. Mit seiner feinen Ballverarbeitung und den schnellen Drehungen kann er den Angriff sofort weiterleiten – bevorzugt auf die Flügel. Die Wolfsburger spielen in der gegnerischen Hälfte mit Vorliebe über ihre Außenstürmer Ivan Perišić und Daniel Caligiuri. Mit Doppelpässen oder schnellen Steilpässen gelangen sie häufig bis zur Grundlinie. In dem Moment wäre es schon zu spät für Dortmund.

Bender als Kettenhund für De Bruyne?

Deshalb muss Klopp die richtige Mischung aus hohem 4-3-3- und tieferem, passivem 4-4-2-Pressing finden. Zumal dies auch wichtig für die Kräfteeinteilung erscheint. Denn insbesondere in der Offensive sind die Wechseloptionen gering. Kevin Kampl ist nach der roten Karte im Halbfinale gesperrt. Für Kevin Großkreutz und Adrián Ramos ist die Saison bereits beendet. Jakub Błaszczykowski war einen Monat lang verletzt. Bleiben nur noch der ewig glücklose Ciro Immobile und Serbe Miloš Jojić, der die meiste Zeit der Rückrunde nicht einmal auf der Ersatzbank saß.

Hecking hingegen kann nahezu aus dem Vollen schöpfen, beispielsweise mit André Schürrle noch einmal in der Offensive nachlegen. Auch auf der Doppelsechs hat er die Qual der Wahl. Entweder gibt er Maximilian Arnold oder Josuha Guilavogui den Platz neben Balljäger Luiz Gustavo. U-21-Nationalspieler Arnold wäre die offensivere Variante. Durch sein Aufrücken könnte Wolfsburg häufiger im 4-1-4-1 agieren. In jedem Fall würde er Dortmunds Mittelfeldzentrum vor große Herausforderungen stellen.

İlkay Gündoğan und Sebastian Kehl, beide in ihrer jeweils letzten Partie für den BVB, dürfen dann einerseits De Bruyne nicht aus den Augen verlieren, aber andererseits auch Arnold nicht passieren lassen. Oder Klopp greift auf Geheimwaffe Sven Bender zurück und setzt ihn als klassischen Kettenhund auf De Bruyne an. Denn genau in diesem Raum – zwischen Dortmunds und Wolfsburgs Zentralspielern - wird sich das Pokalfinale entscheiden. Wer hier klüger verteidigt, nicht in gegnerische Pressingfallen stolpert und weniger Fehlpässe spielt, wird den Pott aus Berlin mit nach Hause nehmen.

Quelle: ntv.de

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