Fußball

Liverpools Manko im Bayern-Duell Klopps Team macht sich von Salah abhängig

Klopp und sein Stürmerstar: Mohammed Salah hat sich beim FC Liverpool unentbehrlich gemacht.

Klopp und sein Stürmerstar: Mohammed Salah hat sich beim FC Liverpool unentbehrlich gemacht.

(Foto: imago/Sportimage)

Wenn die furiose Sturmreihe nicht trifft, bekommt der FC Liverpool Probleme. Das ist ein Nachteil für das Team von Jürgen Klopp im Rennen um Fußball-Titel. Das setzt Mohamed Salah und Co. im Champions-League-Achtelfinale beim FC Bayern unter Druck.

Es war eines dieser Spiele, wie Jürgen Klopp sie liebt. Wild, voller Emotionen, mit ein paar Widerständen, am Ende aber erfolgreich. Der Trainer des FC Liverpool regte sich mehrmals heftig auf, über falsche Schiedsrichter-Entscheidungen und kleinere Ungereimtheiten im Vortrag seiner Mannschaft. Er bejubelte vier Tore, zum Teil mit grimmigem Gesicht und seinem berühmten Aufwärtshaken, und konnte am Ende der Veranstaltung von einem hart erarbeiteten aber vollends verdienten Sieg sprechen. "Schweres Spiel - aber gutes Spiel", sagte Klopp nach dem 4:2-Heimerfolg gegen Burnley am Sonntag, der eine gelungene Generalprobe für das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League beim FC Bayern (21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) darstellte.

Die größte Befriedigung dürfte der Übungsleiter in der Tatsache gefunden haben, dass Liverpools zuletzt schwächelnde Tore-Produktion wieder bestens funktionierte. Roberto Firmino und Sadio Mané trafen jeweils doppelt. Der etatmäßige Top-Torjäger Mohamed Salah war fleißig, hatte in der Entstehung von drei Treffern die Füße im Spiel und wurde von Klopp zum "besten Mann auf dem Platz" erklärt. Getroffen hatte der Angreifer aus Ägypten allerdings zum wiederholten Mal nicht. Er wartet seit fünf Partien auf ein Tor, das 0:0 im Hinspiel gegen den FC Bayern eingerechnet.

Tabellenführung ist passé

Und überhaupt hat sich an der Anfield Road zuletzt die Ahnung verfestigt, wie groß die Abhängigkeit von der Dreierreihe im Sturm ist. Der frühere Rekordmeister hat die Tabellenführung in der Premier League verloren durch vier Unentschieden in sechs Partien. Gegen Leicester, West Ham (jeweils 1:1), Manchester United und Everton (jeweils 0:0) funktionierte die Offensive nicht wie gewohnt. Einerseits hat das mit Form, möglicherweise mit Erschöpfung und nervlicher Anspannung im Meisterrennen zu tun. Andererseits deutet das auf Schwächen in Liverpools Kader hin. Denn während Manchester City, Konkurrent und Führender im Titelrennen, über eine Vielzahl von Profis verfügt, die Chancen herausspielen, Tore schießen oder dem Geschehen mit ihrer Kreativität eine Wendung geben können, sind in Liverpool fast ausschließlich Mané, Firmino und Salah für diese Komponenten zuständig. Auch im Rückspiel in München lastet der Druck auf ihnen.

Die Abhängigkeit zeigt sich zum Beispiel an den folgenden Zahlen: Manchester City hat laut transfermarkt.de fünf Spieler, die in allen Wettbewerben in dieser Saison zehn oder mehr Tore geschossen haben. Liverpool hat nur drei, - genau: Mané, Firmino und Salah. Außerdem verfügt Manchester City über vier Akteure, die mindestens zehn Torvorlagen geleistet haben. Bei Liverpool kommt nur ein Spieler auf diesen Wert, nämlich Außenverteidiger Andrew Robertson.

Solide Arbeiter erzeugen zu wenig Tore

James Milner sorgt in der gegnerischen Abwehr nicht für genügend Durcheinander.

James Milner sorgt in der gegnerischen Abwehr nicht für genügend Durcheinander.

(Foto: www.imago-images.de)

Auch andere Liga-Konkurrenten verfügen hinter der Angriffsreihe über Personal, das den Unterschied machen kann. Bei Tottenham Hotspur wäre da zum Beispiel Christian Eriksen, bei Manchester United Paul Pogba und beim FC Arsenal Mesut Özil, zumindest an guten Tagen. Aus Liverpools Mittelfeld kommt dagegen wenig Schwung für die Offensive. Dieser Mannschaftsteil ist besetzt mit soliden Arbeitern wie Jordan Henderson, Fabinho oder Georginio Wijnaldum. Die "Times" hat kürzlich berechnet, dass Liverpool pro Spiel nur 0,3 Tore schießt, wenn dieses Trio beginnt, im Vergleich zu 2,4 Treffern pro Spiel bei einer anderen Besetzung im Mittelfeld. Auch James Milner ist niemand, der gegnerische Abwehr-Formationen durcheinander bringt, obwohl er in der vergangenen Champions-League-Saison bester Vorbereiter war.

Klopps Mannschaft fehlt ein Spieler, der aus dem Mittelfeld heraus Torgefahr erzeugt und die Angriffsreihe unterstützt, wenn diese nicht funktioniert wie erhofft. Mit den verschiedenen Kandidaten für diese Rolle ist es kompliziert: Der Ex-Bayer Xherdan Shaqiri, in der Hinrunde in der Premier League mit sechs Toren, kam zuletzt immer seltener zum Einsatz. Der frühere Leipziger Naby Keïta befindet sich noch in der Eingewöhnungsphase. In München fehlt er verletzt. Alex Oxlade-Chamberlain arbeitet nach einem Kreuzbandriss gerade erst an seinem Comeback. Und Philippe Coutinho wurde Anfang 2018 nach Barcelona verkauft. In den vergangenen Wochen hätten ihn einige Liverpool-Fans vermutlich gerne zurück gehabt.

Möglicherweise könnte Adam Lallana das fehlende Verbindungsstück zwischen Mittelfeld und Angriff sein. Der immer wieder von Verletzungen geplagte offensive Mittelfeldmann spielte gegen Burnley überraschend von Beginn an und trug mit einer starken Leistung zu einem Spiel bei, wie es Trainer Klopp liebt. Wild, voller Emotionen, mit ein paar Widerständen - und am Ende erfolgreich.

Quelle: ntv.de

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