Ratlosigkeit nach Testspiel-Flop Klopps Tempofußball überfordert FC Bayern
02.08.2017, 08:22 Uhr
Fünfmal getestet, viermal gefloppt: Der FC Bayern München sucht weiter seine Form. Erschreckend harmlose Münchner werden vom Klopp'schen Tempofußball "Made in Liverpool" regelrecht überrollt - nicht nur Thomas Müller fordert nun eine deutliche Reaktion.
Beim Einstand von Sportdirektor Hasan Salihamidzic hat der FC Bayern seinen nächsten Testspiel-Flop in der Vorbereitung erlebt. Das zeitweise heftige Unwetter am Ende eines heißen Sommertages in München war sinnbildlich beim 0:3 (0:2) gegen den FC Liverpool: Jürgen Klopp führte mit seinem Premier-League-Team den deutschen Fußball-Rekordmeister vor 57.500 Zuschauern in der Allianz Arena zwischenzeitlich nach allen Regeln der Kunst vor.
Im Endspiel des hochkarätig besetzten Audi Cups trifft Liverpool am Abend (20.30 Uhr/ARD) auf Atlético Madrid. Der spanische Spitzenclub hatte im ersten Halbfinale den SSC Neapel nach zwei späten Toren mit 2:1 (0:0) bezwungen. Den Bayern bleibt am Nachmittag (17.45 Uhr/ARD) im eigenen Stadion als Generalprobe für die nationale Kraftprobe im Supercup gegen DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund am Samstag (20:30 Uhr/ZDF) nur das Spiel um Platz drei.
Müller fordert Reaktion
Sinnbildlich für den Abend: Trainer Carlo Ancelotti wirkt gegen den FC Liverpool mitunter ratlos.
(Foto: imago/Laci Perenyi)
"0:3 fühlt sich selten gut an. Es ist alles andere als optimal gelaufen. Wir haben es nicht geschafft, als Einheit kompakt aufzutreten. Liverpool hat uns an der Nase herumgeführt. Der Stachel sitzt tief. Wir müssen eine Reaktion zeigen", sagte Weltmeister Thomas Müller in der ARD und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte: "Liverpool hatte ein, zwei Gänge mehr drin als wir. Da war mehr Spritzigkeit, mehr Geschwindigkeit. Wir haben fünf Spiele gemacht, vier verloren. Wir müssen schnell die Kurve kriegen."
Für das Supercup-Duell mit dem BVB erwartet auch Coach Carlo Ancelotti eine deutliche Leistungssteigerung. "Wir sind noch nicht in bester Verfassung und haben offensiv und defensiv nicht gut gespielt. Am Samstag wird es sicher besser sein. Normalerweise kassieren wir nicht so viele Tore." Die Vorgabe ist derweil auch beim Trainer klar definiert: "Unser Ziel ist es, am 18. August in bester Verfassung sein."
Klopp hat noch jede Menge Arbeit
Liverpools Emre Can hat das Spiel dagegen "sehr Spaß" gemacht und sein Teamkollege Joel Matip betonte: "Wir wollen das nicht überbewerten, aber gegen Bayern gewinnt man schon gerne." Trotz des deutlichen Sieges äußerte sich Chefcoach Klopp zurückhaltend. "Ich bin nicht unzufrieden, aber wir haben noch einen Haufen zu tun. Wir müssen noch dominanter sein", sagte Klopp.
Die Angreifer Sadio Mané (7. Minute) und Mohamed Salah (34.) sowie der eingewechselte Topstürmer Daniel Sturridge (83.) ließen Klopp nach ihren Toren am Spielfeldrand jubeln. Hohes Fußballniveau zeigte seine Mannschaft, die viel handlungsschneller als der Gegner agierte. Das blitzartige Umschaltspiel Klopp'scher Prägung überforderte die Bayern, die Tore fielen nach klasse Konterangriffen von Liverpool.
Der erste Bayern-Test nach der Asienreise mit drei Niederlagen in vier Spielen war ernüchternd. Das Team von Trainer Carlo Ancelotti agierte ohne erkennbare Struktur. Neuzugang James Rodríguez fehlte weitgehend die Bindung. Bei einem 20-Meter-Schuss blitzte sein Können zwar kurz auf (59.), kurz darauf verließ der Kolumbianer aber mit muskulären Problemen den Platz. Rekordeinkauf Corentin Tolisso agierte im Mittelfeld unglücklich, verlor vor dem 0:1 den Ball. Zudem musste Thiago frühzeitig angeschlagen den Platz verlassen.
Sven Ulreich, der den noch nicht wieder fitten Manuel Neuer im Tor vertrat, konnte einen Freistoß von Alberto Moreno noch glänzend parieren. Sonst hätte es schon zur Pause 0:3 gestanden. Torchancen der mit Lewandowski, Müller, Ribéry und James hochkarätig besetzten Bayern-Offensive gab es bis zum Seitenwechsel nicht. In der zweiten Hälfte waren die Bayern bemüht, aber es fehlten Ideen und auch das körperliche Durchsetzungsvermögen gegen robust verteidigende "Reds". Liverpools Torwart Loris Karius geriet kein einziges Mal richtig in Bedrängnis.
Quelle: ntv.de, Klaus Bergmann, dpa