Abstiegskampf statt Mallorca Labbadia will beim HSV "alles ummähen"
15.04.2015, 09:43 Uhr
"Wir haben keine Zeit zu verschenken": Bruno Labbadia, den sie als Spieler wegen seines explosiven Torjubels auch den Pistolero nannten.
(Foto: imago sportfotodienst)
Eines kann niemand dem HSV vorwerfen: Für eine Überraschung ist der Fußball-Bundesligist stets gut. Nun soll Bruno Labbadia den Tabellenletzten vor dem historischen Absturz in die Zweitklassigkeit retten. Der spart nicht mit Sprüchen.
Bruno Labbadia ist neuer Trainer des Hamburger SV, die erste Übungseinheit mit den Spielern hat er bereits absolviert. Und er hat, wie er bei seiner Vorstellung beim Fußball-Bundesligisten sagte, richtig "Bock darauf", den Verein vor dem Abstieg zu retten. "Ich habe meine Frau vor die Wahl gestellt: Mallorca oder HSV. Aber ich habe sie nicht ausreden lassen." Labbadia hat in der Nacht zum Mittwoch einen Vertrag über 15 Monate bis zum Juni 2016 unterschrieben, der auch für die zweite Liga gilt.
Er folgt damit völlig überraschend Sportdirektor Peter Knäbel, der für zwei Partien das Amt übernommen hatte - allerdings mit nicht messbarem Erfolg. Dem 0:4 in Leverkusen am 27. Spieltag war ein 0:2 gegen Wolfsburg am vergangenen Wochenende gefolgt. Labbadia hat nun sechs Partien, um den arg angeschlagenen Tabellenletzten vor dem erstmaligen Absturz in die Zweitklassigkeit zu bewahren. Bei einer Mannschaft, die in bisher 29 Saisonspielen ganze 16 Tore geschossen hat, darf das durchaus als Herausforderung gelten. "Ich muss jeden Millimeter ummähen, deswegen brauchen wir viel Zeit miteinander."
Damit ist Thomas Tuchel aus dem Rennen, der auch in Kontakt mit dem Verein gestanden haben soll und über seinen Berater durchaus Interesse signalisiert hatte. Allerdings hatte dem Vernehmen nach nie zur Debatte gestanden, dass der ehemalige Trainer des FSV Mainz 05 sofort als Nothelfer beim HSV einsteigt. Wenn, dann wäre er nach dem Ablauf seines Sabbatjahres und dem Auslaufen seines Vertrags in Mainz erst im Sommer nach Hamburg gekommen. Aber das hat sich jetzt ja erledigt. "Wir hatten mehrere Gespräche, haben aber keine Einigung erzielen können", sagte der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer. Vor dem Hintergrund, dass mittlerweile Dortmunds Trainer Jürgen Klopp seinen Rücktritt zum Ende der Saison angekündigt hat, gilt es als wahrscheinlich, dass Tuchel im Sommer beim BVB übernimmt. Nicht nur die "Bild"-Zeitung und die "Süddeutsche Zeitung" berichten das.
"Ich erwarte volle Hingabe"
In Hamburg soll es also Labbadia richten, der bereits als Spieler von 1987 bis 1989 und als Trainer von 2009 bis 2010 in Diensten des SV stand. Zuletzt arbeitete Labbadia bis August 2013 beim VfB Stuttgart. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschieden, weil wir die Trainerfrage für die wichtigste halten. Mit Bruno Labbadia haben wir einen starken und auch im Abstiegskampf erfahrenen Trainer geholt", begründete Beiersdorfer die Entscheidung des Klubs. Knäbel, ab sofort Ex-Trainer und wieder voll und ganz Sportdirektor, gab zu Protokoll: "Wir wollten unbedingt Klarheit in der Trainerfrage, die haben wir jetzt. Nun gilt alle Konzentration dem Nordderby bei Werder." Ab 13 Uhr wollen die verantwortlichen das alles in einer Pressekonferenz noch einmal erklären.
Und was sagt Labbadia? Er gibt sich optimistisch, kämpferisch und analysierte messerscharf: "Wir haben keine Zeit zu verschenken." Sein Plan: "Wir werden optimal vorbereitet in das Nordderby bei Werder gehen und ebenso fokussiert die folgenden Spiele angehen. Für uns zählt jeder Punkt." In der Tat. Am Sonntag ab 15.30 Uhr steht das Bundesligaspiel beim Nordrivalen in Bremen an. Und die Hamburger haben zwei Punkte Rückstand auf Platz 16, der sie nach dem Ende der Saison zumindest dazu berechtigen würde, wie im vergangenen Jahr in zwei Partien gegen den Tabellendritten der zweiten Liga den Klassenerhalt doch noch zu schaffen. Vom rettenden Platz 15, den momentan Hannover 96 innehat, trennen den HSV bereits vier Zähler. Labbadia ficht das nicht an. Zumindest sagt er das: "Ich freue mich, dass der HSV nach wie vor so viel Zuspruch seiner Fans hat. Denn jetzt gilt es, bis zum letzten Spieltag ohne wenn und aber als Einheit aufzutreten." Und: "Ich erwarte volle Hingabe und Leidenschaft aller Beteiligten in den kommenden Wochen."
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid