"Wir haben keine Handhabe" Länderspiele machen Bundesligisten nervös
01.09.2020, 15:24 Uhr
Für Joachim Löw und die DFB-Elf steht erst im Oktober ein Auswärtsspiel an - doch auch ihnen droht im Anschluss eine unumgängliche Quarantäne.
(Foto: imago images/Sportfoto Rudel)
Für Länderspiele reisen Nationalspieler quer durch die Welt. Was sonst kein Problem ist, entwickelt sich in der Corona-Krise zum Problem. Denn viele Bundesliga-Profis reisen in Risikogebiete. Die Klubs befürchten Einschränkungen nach der Rückkehr - und das womöglich für die komplette Saison.
Die Begeisterung bei Jörg Schmadtke hielt sich in Grenzen. Gleich drei Spieler des VfL Wolfsburg sind in den kommenden Tagen mit ihren Nationalteams in Corona-Risikogebieten unterwegs, der Geschäftsführer des VfL hätte die Reisen gerne verhindert. Doch am Ende war er machtlos. "Wir hatten keine Handhabe, es zu verhindern", sagte Schmadtke, der nun hofft, dass alles gut geht. Stürmer Josip Brekalo etwa tritt mit Kroatien in einer Neuauflage des WM-Finals in Frankreich an.
Das Stade de France liegt im Department Seine-Saint-Denis, einem Risikogebiet. Das gilt auch für Belgiens Hauptstadt Brüssel, wo Koen Casteels auf Island trifft, sowie die gesamte Ukraine. Dort tritt am Donnerstag die Schweiz an - mit Wolfsburgs Kevin Mbabu als einem von gleich zehn Bundesligaspielern im Kader. Spielort ist Lwiw, die Region verzeichnet nach Charkiw und Odessa die drittmeisten Corona-Fälle. Die deutsche Nationalmannschaft von Bundestrainer Joachim Löw soll am 10. Oktober in Kiew gastieren.
Sorgen gibt es auch bei Werder Bremen. Vor allem, weil in Bremen eine fünftägige Quarantäne für Rückkehrer aus Risikogebieten angeordnet wurde. Daher wollte Werder seine Profis Milot Rashica (Kosovo), Milos Veljkovic (Serbien) und Tahith Chong (Niederlande U21) gar nicht erst abstellen, damit sie beim Pokal-Auftakt bei Carl Zeiss Jena (12. September) verfügbar sind.
Werder verhandelt erfolgreich
In den Fällen Rashica und Chong einigte sich der Klub mit den Verbänden. Rashica wird mit Kosovo am Donnerstag im italienischen Parma gegen Moldau spielen, dann zurückkehren und nicht in Pristina gegen Griechenland auflaufen. Chong soll erst in der kommenden Woche zur U21 der Niederlande für das Norwegen-Spiel stoßen und muss für die Belarus-Reise passen. "Beide werden jeweils zu den Spielen reisen, die nicht in Risikogebieten stattfinden", sagte Geschäftsführer Frank Baumann.
Unstimmigkeiten gab es dagegen zwischen Hertha BSC und dem niederländischen Verband KNVB, wie der "Kicker" berichtete. Deyovaisio Zeefuik, Javairo Dilrosun und Daishawn Redan sollen am kommenden Freitag für die U21 der Elftal ausgerechnet in Belarus antreten. Das Land leidet nicht nur unter Covid-19, sondern auch unter der Herrschaft des Präsidenten Alexander Lukaschenko, der Proteste blutig niederschlagen lässt. Der KNVB besteht auf der Anreise des Trios und schaltete laut "Kicker" gar den DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius als Vermittler ein, denn die Berliner sperren sich.
Zeefuik, Dilrosun und Redan müssten bei ihrer Rückkehr wohl fünf Tage in Quarantäne und würden die erste Runde des DFB-Pokals am 11. September bei Eintracht Braunschweig verpassen. Ein No-Go für Manager Michael Preetz. "Wir werden nicht zulassen, dass einer unserer Nationalspieler das Pokalspiel in Braunschweig verpasst, weil er vorher in Quarantäne muss", sagte er: "Dann holen wir die Spieler zur Not vorzeitig nach Hause."
Das Problem dürfte die Bundesliga indes noch lange verfolgen. Das gilt auch für den VfL Wolfsburg und Jörg Schmadtke. Am 17. September steht für die Wölfe die zweite Qualifikationsrunde zur Europa League auf dem Programm. In Albanien.
Quelle: ntv.de, Florian Krebl, sid