Fußball

Gegen die Langweiler-Königsklasse Lasst die Großen scheitern!

Zuletzt schieden die Bayern in der Saison 2002/03 in der Vorrunde der Champions League aus.

Zuletzt schieden die Bayern in der Saison 2002/03 in der Vorrunde der Champions League aus.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Zweiklassen-Gesellschaft Champions League verkommt zum Langweiler. Die Gruppenphase stellt kein Hindernis mehr dar - sondern nur ein Ärgernis für die Fans. Da muss sich was ändern.

Wer noch nicht davon überzeugt ist, dass in der Champions League irgendetwas falsch läuft, der blicke auf den abgelaufenen Spieltag: 5:0, 0:4, 1:7, 6:0, 0:7 - was zunächst nach Spektakel klingt, ist in Wahrheit stinklangweilig. Man muss schon lange kein Experte mehr sein, um vorauszusagen, wer ins Achtelfinale einzieht.

Der Grund ist eine Zweiklassen-Gesellschaft, die von der Uefa noch gefördert wird. Durch die Setzliste stellt der Verband sicher, dass Vereine wie der FC Bayern, Real Madrid oder der FC Barcelona nicht vorzeitig ausscheiden. Das liegt im Interesse der Uefa, lassen sich die namhaften Clubs doch besser vermarkten als Malmö FF, Ludogorets Razgrad oder NK Maribor. Die Kleinen dürfen eigentlich nur mitspielen, damit die Großen mehr Geld anhäufen.

Auf diese wahnwitzige Idee kam die Uefa vor 18 Jahren. Aus 16 Mannschaften wurden erst 24, dann 32, seitdem gibt es also mehr Spiele, mehr TV-Gelder, mehr Zuschauereinnahmen, mehr Sponsoren - und damit mehr Ungerechtigkeit. Der geschätzte Marktwert von Real Madrid ist mit 673 Millionen Euro mittlerweile fast 20 Mal so hoch wie der von APOEL Nikosia (18,65 Millionen) und BATE Borrisow (18,10 Millionen) zusammen. Eine Sensation wie das 1:0 von Olympiakos Piräus gegen Juventus Turin hat nur noch Seltenheitswert.

"Königsklasse" erst ab dem Achtelfinale

Die Champions League als 'Königsklasse' zu bezeichnen, ist deshalb falsch. Solange die Kleinen als Bauernopfer herhalten müssen, wird die Vorrunde zum ermüdenden Vorspiel. Die Könige der jeweiligen Länder messen sich erst im Frühjahr, wenn zum Achtelfinale angepfiffen wird. Da spielen dann die üblichen Verdächtigen aus Spanien, England, Deutschland und Italien, die in den letzten zehn Jahren übrigens ausnahmslos die 20 Finalisten stellten.

Um die Langeweile zu stoppen, sind Reformen bitter nötig. Der Vorstoß der Uefa, den Lostopf 1 in Zukunft mit den Meistern der sieben Topligen und dem Titelverteidiger zu besetzen, löst allerdings nicht das Problem, sondern macht es nur noch schlimmer. Wer viel Geld hat, setzt sich in der Regel auch in der nationalen Liga durch.

Weg mit der Setzliste

Damit ihr Premiumprodukt attraktiver für die Fans wird, könnte die Uefa einen Schritt zurück machen. Entweder man fährt das Teilnehmerfeld wieder von 32 auf 16 Mannschaften ein und lässt nur die Meister gegeneinander antreten, oder man schafft die Gruppenphase ab. Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß, aber in zwei Partien mit Hin- und Rückspiel hat ein Außenseiter de facto mehr Chancen, sich durchzusetzen als in sechs Vorrundenspielen.

Weil beide Umsetzungen mit Gewinneinbußen einhergehen, werden sich Uefa-Präsident Michel Platini & Co. hüten, auch nur über diese Empfehlungen nachzudenken. Ein Vorschlag zur Güte: Die Setzliste wird abgeschafft. Das hätte zum Vorteil, dass der neutrale Beobachter auch in der Vorrunde schon spannende Spiele zu sehen bekommt. Vielleicht bleibt ein Superreicher dann auch mal wieder auf der Strecke. Für die gewinnorientierten Verantwortlichen der Uefa nicht die Wunschvorstellung, doch langfristig geht es auch darum, den Zuschauer nicht zu verprellen - und der sieht lieber, wie ein Favorit scheitert, als vom nächsten Schützenfest gelangweilt zu werden.

Quelle: ntv.de, sport.de

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