30-Minuten-Gala des FC Bayern Lewandowski zerschießt Schalkes Traum
01.03.2017, 22:36 Uhr
Robert Lewandowski machte den Unterschied für die Bayern. Wieder einmal.
(Foto: imago/Team 2)
Sie wollen mutig spielen und dem FC Bayern den Spaß nehmen. Doch alles, was sich der FC Schalke für das Pokal-Viertelfinale in München vornimmt, geht gründlich schief - für einen Münchner im S04-Trikot sogar doppelt.
Wenn gelebte Schalker Tugenden auf bayrische treffen, dann passiert auf dem Rasen eines Fußballstadions normalerweise Folgendes: Dann bekämpft die eine Mannschaft, die Malocher des FC Schalke, die andere Mannschaft, die den Genussfußball liebende des FC Bayern München, mit allem was sie hat. Dann wird es ein leidenschaftliches, ein tolles, ein mitreißendes Duell.

Bayern-Leihgabe Holger Badstuber erlebte einen gebrauchten Pokalabend mit seinen Schalkern.
(Foto: imago/Michael Weber)
Wenn aber die eine Mannschaft ihre Tugenden unter akute Geheimhaltungspflicht stellt, dann endet das Spiel halt so wie das Viertelfinale des DFB-Pokals in der an diesem Mittwochabend mit 75.000 Zuschauer mal wieder ausverkauften Münchner Arena geendet ist: Mit einem 3:0 (3:0) für den FC Bayern, das fast noch ungefährdeter war als das jüngste 8:0-Spektakel gegen den Hamburger SV. Zweimal Torgarantie Robert Lewandowski (3./29.), einmal Thiago (16.) auf Vorlage von Lewandowski - nach einem 30-minütigen Rausch war das Viertelfinale entschieden. Gegen den HSV hatten die Münchner da erst mit 2:0 geführt.
Projekt Spaßbefreiung?
Doch wie die Hamburger ließen auch die Schalker großen Worten keine Taten folgen. "Wir wollen den Bayern über Zweikämpfe den Spaß am Fußball nehmen", so hatte es Schalkes Trainer Markus Weinzierl noch am Mittag angekündigt. Mit Härte und Kontern sollte nochmal gelingen, was bereits vor dreieinhalb Wochen in der Liga gelungen war: ein ärgerliches Heimspiel aus Sicht der Gastgeber, damals mit einem verdienten Remis (1:1), diesmal mit dem Weiterkommen im Pokal.
Doch kaum hatten die Schalker Aufstellung genommen zum Projekt Spaßbefreiung, da waren die Bayern schon unaufhaltsam drin in ihrem nun schon zwei Wochen dauernden Gute-Laune-Modus. Gerade einmal 139 Sekunden nach Anpfiff erklärte Lewandowski den Abend zu seinem. Vorlage Franck Ribéry, Antritt Lewandowski, Tor. Entscheidung? Nun, freilich nicht. Schließlich dauert ein Spiel ja nach wie vor 90 Minuten, und wenn die Bayern beteiligt sind manchmal auch ein wenig länger. Diese Bonus-Diskussion brauchte es diesmal aber nicht. Denn auf ein lästiges Pokalgezitter mit Nachspielzeit, Verlängerung oder gar ein Elfmeterschießen hatte die Mannschaft von Carlo Ancelotti an diesem Abend spürbar keine Lust. Also weiter Vollgas.
Entscheidung nach 16 Minuten
Extrem tiefes und frühes Pressing. Kaum ein Ballbesitz der Gäste überlebte zwei Stationen. Immer wieder sausten die leidenschaftlichen und spielfreudigen Bayern dazwischen, eroberten sich die Kugel und spielten blitzschnell nach vorne. Ein kraftstrotzender Ribéry, ein clever flankender Lewandowski und ein lustvoll – weil von jeglichen Gegenspielern ignoriert – einköpfender Thiago, 2:0 (16.), Entscheidung?
Nun, diesmal schon. Zwar hatte das Spiel immer noch 74 Minuten vor sich, aber eben auch einen Gegner der sich fortwährend nicht aus seinem Fehlpassdesaster befreien konnte und offensiv so fleißig war, wie ein Igel im Winterschlaf. Stürmer Guido Burgstaller beispielsweise hatte in den ersten 45 Minuten erbärmliche fünf Ballkontakte – drei davon beim Anstoß. So stressbefreit von jeglicher Defensivarbeit kurzpassten sich die Bayern in den nächsten Rausch, Balleroberung Ribéry, Antritt Ribéry, Ablage auf Lewandowski, 3:0 (29.), Entscheidung. Aber das Thema hatten die Bayern ja ohnehin schon längst abgearbeitet. Und damit übrigens auch ihre Konsequenz.
Debakelvermeidung und Schongang
Was sich folglich auf dem Rasen abspielte war wahlweise leicht widerstandsfähigerer Debakelvermeidungsfußball (aus Sicht der Schalker), bewegtes Kräfteschonen mit ein paar kleinen technischen Ansehnlichkeiten (aus Sicht der Bayern) oder einfach nur ein ziemlich langweiliger Pokalabend.
Drei nennenswerte Momente gab es dennoch: Schalkes Bayern-Leihgabe Holger Badstuber sah bei seiner zweiten Heimkehr binnen 26 Tagen nach einem harten Foul an Javi Martinez Gelb-Rot. Münchens Torjäger a.D., Thomas Müller, durfte in einem wichtigen Spiel einmal mehr nicht mitwirken und die Fans der Gäste sind ziemlich leidenschaftlich. Unnötig aggressiv und böse beleidigend manchmal, tugendhaft aber meistens. Immerhin.
Quelle: ntv.de