Fußball

Neue Rolle im Meisterkampf Liverpools Patzer zehren an Klopps Nerven

Sieht so Optimismus im Meisterkampf aus?

Sieht so Optimismus im Meisterkampf aus?

(Foto: www.imago-images.de)

Am 29. Spieltag der Premier League muss sich der FC Liverpool an eine neue Rolle im Titelduell mit Man City gewöhnen. Zwar betont Jürgen Klopp, dass er sich auch als Jäger wohlfühlt. Sein Versuch vor Journalisten Gelassenheit zu demonstrieren, geht derweil so gar nicht auf.

Was sollen sie auch sagen? Nachdem der FC Liverpool die Tabelle der Premier League lange und mit bis zu sieben Punkten Vorsprung vor Manchester City angeführt hatte, geben sie sich an der Anfield Road seit Sonntagabend als motivierter Verfolger. "Ich fühle mich vollkommen gut damit, City zu jagen", sagte "Reds"-Coach Jürgen Klopp. Er musste das sagen, denn das 0:0 im Merseyside Derby beim FC Everton bedeutete ja den Verlust des Spitzenplatzes an Josep Guardiolas "Citizens". Um seiner Gleichgültigkeit über dieses Ereignis Nachdruck zu verleihen, sagte er auch noch: "Es ist doch völlig wurscht, wer Anfang März an der Tabellenspitze steht. Das ist nett, aber es sind noch eine Menge Spiele zu absolvieren."

Linksverteidiger Andy Robertson unterstützte Klopp in dessen Einschätzung: "Wir sind jetzt die Jäger und der Druck lastet komplett auf Manchester City." Klopp selbst schloss die Blitzanalyse des 29. Spieltags dann auch mit demonstrativem Optimismus ab: "Wir haben einen Punkt mehr als zuvor: alles gut." Das Spiel sei zwar nicht perfekt gewesen, "aber immer noch gut genug, um mit einem halben Lächeln nach Hause zu gehen." Tatsächlich also alles okay also bei den "Reds"? Ganz und gar nicht und der vorgeblich so gelassene Trainer ist dafür ein guter Indikator.

"Wir spielen hier nicht Playstation"

Nach zwei Siegen aus den vergangenen sechs Ligaspielen wirkte Klopp am Sonntag dünnhäutiger als sonst. Zunächst konnte er nur mit Mühe seinen Ärger über die Provokation eines Balljungen des FC Everton unterdrücken, der ihn mit höhnischem Beifall ärgerte. Kurz darauf schien es, als spränge er am liebsten einem Reporter an die Gurgel, der ihn mit der Frage genervt hatte, ob er nicht noch einen Stürmer hätte bringen soll. "Ich bin sehr enttäuscht über ihre Frage", entgegnete Klopp gereizt und knurrte: "Wir spielen hier nicht Playstation." Er könne nicht wie bei einem Videospiel einfach so noch mal einen Stürmer aufstellen, "so funktioniert Fußball nicht", kanzelte der Trainer den Journalisten ab, "man kann nicht mehr als 100 Prozent Risiko gehen, man kann nicht verrückt spielen."

Es wäre ja alles kein Problem, wenn die aufgebotenen Angreifer ihre volle Klasse auch wieder in Zählbares übersetzen könnten, doch Superstar Mohamed Salah traf nur einmal in den vergangenen sieben Spielen, auch im Hinspiel des Champions League-Achtelfinals gegen den FC Bayern (0:0) war der Ägypter leer ausgegangen. Gegen die defensiv gut organisierten "Toffees" tat sich jedoch die gesamte Edeloffensive des FC Liverpool schwer, Chancen zu kreieren. Ob Klopp gestern noch so richtig an die Decke gegangen wäre, wenn man ihm die Kritik von Ruud Gullit unter die Nase gerieben hätte? Der Niederländer sagte dem "Mirror": "Sie spielen zu oft lange Bälle. Mit einem Stürmer wie Mo Salah ist das die falsche Taktik", gerade das 0:0 bei Manchester United sei "besorgniserregend" gewesen: "Es fehlte an Pressing, Kreativität und Energie. Liverpool hat dort die große Chance verpasst, ein Titelstatement zu setzen."

Das Punktepolster, das nach dem 20. Spieltag sieben Punkte auf den Titelverteidiger Man City betragen hatte, ist inzwischen dahin, der Weg zum an der Anfield Road so sehnlichst erhofften ersten Meistertitel seit 29 Jahren ist nun deutlich weiter geworden. Kein Problem für Klopp: "Wir sind keine kleinen Jungs mehr, wir glauben 100% an unsere Chance." Und wohl auch ein bisschen zur eigenen Beruhigung: "Wir verlieren nicht die Nerven." Weiter geht es für seine Mannschaft am Wochenende gegen den FC Burnley. Die Jagd ist eröffnet. Und selbst der entspannteste Jürgen Klopp, der denkbar ist, wird sich wünschen, dass seine Mannschaft schnellstmöglich an das 5:0 gegen den FC Watford aus der Vorwoche anknüpft. Denn ab sofort helfen nur noch Siege, sonst droht ein vorzeitiges Halali im Titelrennen.

Quelle: ntv.de, ter/sid

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