DFB-Elf feiert gegen Argentinien Löws Weltmeister wollen weiter jagen
03.09.2014, 11:34 Uhr
Joachim Löw spricht vor dem Test gegen Argentinien zwar von Sommergefühlen. Doch der Weltmeistertrainer hat das nächste Ziel längst formuliert: das EM-Finale in Paris. Nur wie groß ist die Lücke, die Lahm, Klose und Mertesacker hinterlassen?
Sie haben sich das beim DFB klar aufgeteilt. Heute wollen sie noch einmal zurückblicken, ein bisschen feiern und sich feiern lassen. Schließlich sind Deutschlands beste Fußballer nun auch die besten der Welt. Ab morgen dann schauen sie nach vorne. Dann geht es darum, sich auf die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich vorzubereiten, am Sonntag steht in Dortmund das erste Spiel gegen Schottland an.
Erst einmal aber geht es heute (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in aller Freundschaft gegen Argentinien, gegen jene Mannschaft also, die das DFB-Team vor exakt 52 Tagen im Maracanã niedergerungen hat. Eine Revanche ist das nicht, kann es gar nicht sein, sagen die Weltmeister. "Argentinien kann sich den Titel nicht zurückholen", konstatierte Bundestrainer Joachim Löw. Aber auch die Verlierer machen kein Hehl daraus, dass sie heute nur Staffage bei einer Jubelfeier sein werden. "Wir kommen zu ihrem Fest, aber es ist nicht mehr als ein Freundschaftsspiel", sagte Argentiniens in dieser Woche von Real Madrid zu Manchester United gewechselter Angel di María. Und sein Kollege Sergio Agüero befand: "Wenn wir gewinnen, bringt das auch nichts." Wohl wahr.
Heute geht es darum, "den Leuten das Sommergefühl noch einmal zurückzugeben", kündigte der Bundestrainer an. Alle 23 deutschen Spieler, die bei der WM in Brasilien dabei waren, reisen an, ob momentan sporttauglich oder nicht. 51.132 Zuschauer werden im ausverkauften Düsseldorfer Stadion die Weltmeister bejubeln. Und drei von ihnen verabschieden. Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker sagen "Tschüss", spielen werden sie nicht mehr. Sie werden nur da sein, um ein bisschen feiern und sich feiern lassen.
"Mit einem breiten Grinsen"
Aber was heißt hier nur? Mit ihnen geht ein Stück Fußballgeschichte. Rechnet man alles zusammen, haben sie 354 Mal für die DFB-Elf gespielt, der Kapitän 112 Mal, der Torjäger 137 Mal und der Abwehrchef 104 Mal. Philipp Lahm ist, wie er sagt, gespannt auf die "neue Situation", Miroslav Klose wird "ein bisschen mulmig sein. Das Loslassen fällt mir nicht leicht". Und Per Mertesacker geht "mit einem breiten Grinsen. Davon können Sie ausgehen. Es klingt total rund, ich kann richtig gut damit abschließen". Aber was kommt nun? Es darf darüber spekuliert werden, wie groß die Lücke ist, die sie hinterlassen. Der Bundestrainer und Thomas Schneider, ab Oktober sein neuer Assistent, werden sich überlegen, wie sie sie schließen. Und sie werden wissen, dass sie dafür zwei Jahre Zeit haben.
Die Kurzversion lautet so: Dass die Nationalelf auch ohne Miroslav Klose Tore schießen kann, hat sie längst gezeigt, bei der WM agierten Thomas Müller und Mario Götze als Spitze im Angriff. Außerdem ist Mario Gomez wieder dabei, nachdem der Bundestrainer ihn nicht für die WM nominiert hatte. Per Mertesacker kann sich darauf verlassen, dass seine Kollegen Mats Hummels, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Shkodran Mustafi und Matthias Ginter die Sache auch ohne ihn ordentlich regeln. Zudem brennt der Münchner Holger Badstuber nach seinem Comeback in der Bundesliga auf seine Rückkehr in den Kreis der Löw'schen Eleven.
Nur Philipp Lahm darf für sich beanspruchen, nach zehn Jahren als unersetzlich geltender Außenverteidiger, rechts wie links, die sportliche Leitung mit seinem Rücktritt vor ein Problem zu stellen. Ging es bisher darum, wer auf der Position eingesetzt wird, auf der Lahm gerade nicht spielt, sind nun das rechte und das linke Ende der Viererabwehrkette vakant. Abgesehen davon, dass Löw sein Team bis zum Achtelfinale gegen Algerien einfach mal mit vier Innenverteidigern spielen ließ, sind da immer noch die drei Dortmunder Kevin Großkreutz, Marcel Schmelzer und Erik Durm. Dem Vernehmen nach soll zudem der 1. FC Köln einen ganz famosen Linksverteidiger in seinen Reihen haben. Jonas Hektor heißt er, ist 24 Jahre alt. "Das wäre schon einer", hatte sein Trainer Peter Stöger bereits Mitte Mai gesagt.
Die EM-Qualifikation mit Gegnern wie besagte Schotten, Irland, Polen, Georgien und Gibraltar wäre eine gute Spielwiese. Zumal sich die Gruppenersten und Gruppenzweiten in Frankreich begegnen werden und die Gefahr eines Scheiterns gegen null tendiert. Der Bundestrainer hat bereits angekündigt, seinen etablierten Stammkräften bisweilen eine Pause gönnen zu wollen. Überhaupt wird es sein vorrangiges Ziel sein, seine Weltmeister für die neuen Aufgaben zu motivieren. "Stillstand darf es nicht geben. Wir sind noch mehr die Gejagten. Wie wollen aber auch weiter jagen." Und bei aller Feierei, das nächste Ziel hat er längst formuliert: "Das muss heißen: EM-Finale 2016 in Paris!"
Quelle: ntv.de