Fußball

"Genug gemacht, es reicht"Lucien Favre trifft eine Entscheidung, bei der er nicht hadert

22.12.2025, 12:56 Uhr
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Lucien Favre sitzt künftig nicht mehr auf der Trainerbank. (Foto: picture alliance / nordphoto GmBH)

Hertha, Gladbach, der BVB, auch der FC Bayern wollte: Die Fußball-Bundesliga kennt Lucien Favre bestens. Der Trainer erlangt bei mancher Station Kultstatus - nicht nur für seinen Erfolg, sondern auch für sein Hadern bei Entscheidungen. Nun trifft er einen finalen Entschluss.

Lucien Favre hat sich mit Entscheidungen in seiner Karriere oft schwergetan. Der Schweizer trieb mit seiner kauzigen Art den einen oder anderen Vorgesetzten an den Rand der Verzweiflung. Doch jetzt ist sich Favre ganz sicher. "Ich habe genug gemacht, es reicht", sagte der langjährige Bundesliga-Trainer im Interview mit dem Schweizer "Blick".

Nach mehr als 30 Jahren beendet der 68-Jährige seine Karriere und lässt keinen Zweifel an seiner Entscheidung: "Es ist vorbei. Mein Entschluss ist richtig, davon bin ich mehr denn je überzeugt." Künftig wolle er vor allem "das Leben genießen".

Über Jahre hinweg hat Favre die Bundesliga geprägt. 2007 wechselte er zu Hertha BSC, am längsten arbeitete er bei Borussia Mönchengladbach. Dort erlangte Favre Kultstatus, indem ihm zunächst der Klassenerhalt in einer sportlich prekären Situation gelang, ehe er die Borussia bereits in der folgenden Saison in die Champions-League-Qualifikation führte.

Zweimal nahm Gladbach unter ihm an der Europa League teil, zum Abschluss sogar an der Königsklasse. 2012 belegte er hinter Meistertrainer Jürgen Klopp den zweiten Platz bei der Wahl zum "Trainer des Jahres". Die Saison hat sogar das Interesse beim FC Bayern geweckt. 2012 habe ihn "eine Delegation von Bayern München in Düsseldorf besucht", sagte Favre.

"Manchmal ist es einfach zu viel Fußball"

Nach einem kurzen Ausflug zum französischen Erstligisten OGC Nizza übernahm Favre bei Borussia Dortmund, führte den BVB zu zwei Vize-Meisterschaften und arbeitete dort mit Spielern wie Jude Bellingham und Erling Haaland. "Bellingham war 16. Seine Mutter hat ihn täglich begleitet. Wir haben uns am Anfang gemeinsam um seine Ausbildung gekümmert - meine Co-Trainer und ich. Bei solch jungen Akteuren muss man behutsam sein", erinnerte sich Favre.

Nach dem Ende seines Engagements in Dortmund kehrte Favre noch einmal für ein halbes Jahr nach Nizza zurück, wurde dort jedoch im Januar 2023 entlassen. Seitdem habe er sich intensiv mit seinem Rücktritt beschäftigt. "Ich habe mich schon vor längerer Zeit entschieden, weil ich gespürt habe: Alles ist gemacht, es ist genug." Dennoch habe es Anfragen gegeben, aus Europa und auch Saudi-Arabien, berichtet Favre: "Ich habe dankend abgelehnt, weil es definitiv fertig ist."

Heute gehe es ihm "ausgezeichnet". Fußball verfolge er nur noch dosiert: "Ab und zu schaue ich 30 Minuten Fußball - manchmal auch eine Halbzeit oder sogar ein ganzes Spiel. Aber für meinen Geschmack läuft zu viel Fußball. Meisterschaft, Cup, Champions League, Europa League, Conference League, Nations League. Manchmal ist es einfach zu viel." Seine Familie begrüße die Entscheidung, künftig stehe vor allem Zeit mit Freunden an. Da ist er sich ganz sicher.

Quelle: ntv.de, ses/sid

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