Fußball

Die Helden des DFB-Pokals Mega-Patzer, Brandt-Magie, Viertligist-Furore

FCK-Keeper Lennart Grill (links) wurde nach einem Patzer noch zum Helden. Außenverteidiger Enrico Valentini musste für Nürnberg beim Elfmeterschießen ins Tor, aber konnte keine heroische Tat mehr vollbringen.

FCK-Keeper Lennart Grill (links) wurde nach einem Patzer noch zum Helden. Außenverteidiger Enrico Valentini musste für Nürnberg beim Elfmeterschießen ins Tor, aber konnte keine heroische Tat mehr vollbringen.

(Foto: imago images/Zink)

Die Faszination des Heroischen: Heldenhafte Spieler und ihre Taten machen den DFB-Pokal zu einem Wettbewerb, der der Bundesliga an Dramatik einiges voraushat. Zum Held wird, wer sich in außergewöhnlichen Situationen bewährt. In einem Spiel zum Halbgott aufsteigen geht nur in einem K.-o.-Spiel – und selten liegen "Held des Tages" und "Idiot" so nah beieinander.

FCK-Keeper: Vom Depp zum Helden

Der 1. FC Kaiserslautern steht kurz vor dem großen Erfolg. 2:1 führt der schwächelnde Drittligist gegen den 1. FC Nürnberg aus der zweiten Bundesliga. Dann wird der Torwart der Roten Teufel, Lennart Grill, mit nur einer Szene zum Buhmann. In der 89. Minute hält er den Ball in der Hand, rollt ihn vor sich, um ihn gleich nach vorne zu dreschen und den süßen Abpfiff zu hören – doch er sieht nicht, dass hinter ihm Club-Stürmer Michael Frey lauert. Der luchst Grill den Ball ab und schiebt die Kugel zum 2:2 ins leere Tor. Frey ist der Held, Grill der Depp. Aber wahre Helden müssen erst fallen, um dann umso stärker auferstehen zu können. Im anschließenden Elfmeterschießen pariert Grill den entscheidenden Versuch von Tim Handwerker und bringt den FCK damit ins Achtelfinale. "Da haste mal gesehen, wie schnell du in einer halben Stunde vom Buhmann zum Helden werden kannst", sagte Grill nach dem Spiel. Beinahe hätte der FCN einen noch größeren Helden produziert: Keeper Patric Klandt verletzte sich in der Verlängerung und so stand Außenverteidiger Enrico Valentini beim Elfmeterschießen zwischen den Pfosten. Einen Elfer berührte er sogar, nur halten konnte er keinen.

Julian Brandts magische drei Minuten

Manchmal lassen Helden lange auf sich warten – aber sind dann zur Stelle, wenn es drauf ankommt. Und ein kurzer Moment reicht aus, damit sie zum Himmel gelobt werden. So geschehen bei Julian Brandt. Der Dortmunder Offensivkünstler spielt gegen Borussia Mönchengladbach auf seiner Lieblingsposition hinter der Spitze, aber kann im Spiel gegen die starke Fohlen-Elf kaum Akzente setzen. Doch dann kommen seine heroischen drei Minuten. Brandt dringt (Abseitspositionen zählen bei Helden nicht) in den Gladbacher Strafraum ein, legt wunderbar für Jadon Sancho auf, der aber verzieht. Keine Minute danach lässt der Dortmunder Blondschopf einen Gegenspieler ins Leere laufen, bekommt den Ball an der Strafraumgrenze und schießt zum 1:1 ein. Wieder nur drei Minuten später streichelt Brandt den Ball mit seiner Fußsohle zum Hacken seinen anderen Fußes und passt so auf Mario Götze. Über Thorgan Hazard landet die Kugel wieder beim Nationalspieler: Kopfball, Tor - und das Spiel ist gedreht. Helden verstehen auch stets die jeweilige Situation und wissen daher, wie sie zu agieren haben. So erklärte Brandt nach dem Pokal-Spiel: "Mit Unentschieden kommst du hier nicht weit."

Verl siegt in der 9. Runde des Elferschießens

Viertligist SC Verl war schon in der ersten Pokalrunde Heroisches gelungen, als es den Bundesligisten FC Augsburg ausschaltete. Jetzt musste Zweitligist Holstein Kiel dran glauben. Manchmal brauchen Heldentaten auch ihre Zeit: Nachdem es nach 120 Minuten keinen Sieger gab, will auch im Elfmeterschießen keiner gewinnen. Holstein Kiel legt vor, Verl muss stets nachziehen. Der Underdog darf sich keine Fehler erlauben, Dramatik pur. Das Elfer-hin-und-her dauert bis zur neunten Runde an. Zwischenzeitlich hatte jede Mannschaft sogar einmal vom Punkt vergeben. Dann versemmelt Kiel erneut und der erst 20-jährige Jan Schöppner wird mit seinem Treffer zum 8:7 zum Helden.

Torunarigha klaut Ebert das Superheldenkostüm

Ausgerechnet Patrick Ebert. Das werden sich die Hertha-Fans gedacht haben, als der Ex-Berliner in der 90. Minute zum (kurzzeitigen) Helden der Dresdner wird. Mit seinem Elfmeter in der letzten Minute rettet er seinen strauchelnden Zweitligisten in die Verlängerung beim Bundesligisten. In den folgenden 30 Minuten kann Dynamo sogar die Führung erzielen und steht kurz vor der Sensation, die 30.000 Dresdner im Olympiastadion feiern ihre Spieler. Doch dann tritt Jordan Torunarigha in Batman-Manier in allerletzter Sekunde auf den Plan: Er knallt die Kugel in der 122. Minute mit aller Gewalt ins Netz. Durch den fulminanten Schuss schafft es die Hertha ins Elfmeterschießen und behält dort die Oberhand.

Al Ghaddioui heldenhaft nach 209 Sekunden

Manche Helden brauchen nicht lange für ihre Taten. Sie tauchen auf, vollbringen Außergewöhnliches und verschwinden wieder. 2:6 war der VfB Stuttgart drei Tage zuvor vom Hamburger SV in der Liga vermöbelt worden. Jetzt steht es 1:1 im Volksparkstadion, die Verlängerung läuft bereits, alles denkt ans Elfmeterschießen. Aber Helden wären nicht Helden, wenn sie dem normalen Denken nicht einen Stricht durch die Rechnung machen würden. In der 110. Minute wechselt der VfB Hamadi Al Ghaddioui ein, in der 114. Minute dreht der Stürmer sich um seine eigene Achse und haut den Ball ins Tor. Der HSV kann dem heroischen Akt keinen eigenen entgegensetzen und muss sich geschlagen geben.

Saarbrückens Jänicke legt den Umhang an

Da führt der Viertligist 1. FC Saarbrücken 2:0 gegen den Bundesligisten 1. FC Köln und muss sechs Minuten vor Schluss die bittere Ausgleich-Pille schlucken. Aber jeder Geschichtskenner und Comic-Leser weiß, dass gerade jetzt erst die Zeit für Helden schlägt. Mit den Kräften am Ende bäumt sich Saarbrücken noch einmal auf. Noch ein letzter Kraftakt, noch einmal über sich hinauswachsen. In der 90. Minute legt sich schließlich Tobias Jänicke den Superhelden-Umhang um und macht sich mit seinem 3:2 für die Fans unsterblich.

Quelle: ntv.de

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