Bayern haben Herz eines Champions "Mia san mia" - so, und nicht anders!
17.03.2016, 13:23 Uhr
"Mia san mia" - aber niemand mehr als Thomas Müller.
(Foto: imago/Chai v.d. Laage)
Der FC Bayern fliegt im Achtelfinale der Champions League sang- und klanglos raus, gegen Turin liefern die Münchener eine schwache Leistung ab - das gilt bis zur 73. Minute. Dann erinnern sich die Spieler an die fast mystische Klub-DNA.
Die Stimmung auf der Pressetribüne ist einigermaßen entspannt. Zumindest bei den Kollegen, die einen aktuellen Spielbericht schreiben. So nennen Journalisten das, wenn der Text mit Abpfiff fertig sein soll. Der FC Bayern München liegt im Champions-League-Achtelfinale nach 70 Minuten immer noch mit 0:2 gegen Juventus Turin zurück. Gegen eine italienische Mannschaft! Jeder weiß doch, was das heißt: Höchste taktische Disziplin, Defensivstärke, gute Nerven und ein tüchtiger Schuss Gelassenheit. Was also soll noch schiefgehen? Zeit den Bericht fertig zu schreiben und sich Gedanken darüber machen, was das für den FC Bayern und Trainer Josep Guardiola bedeutet.
Doch dann mucken die Münchener kurz auf, 73. Minute, nur noch 1:2. Kein Problem, ein, zwei Sätze dranhängen, der Tenor des Textes stimmt ja immer noch. Zu schwach sind die Bayern, als hier noch das Fußball-Wunder möglich scheint. 18 Minuten später: Denkste! Journalisten-Flüche. Die Arbeit? Für die Tonne! Während sich ein ganz, ganz großer Teil der zuvor unter Schock stehenden 70.000 Fans in der Allianz-Arena in kollektive Ekstase schwoft, wird's auf der Pressetribüne mächtig hektisch. Wie konnte das bitte passieren? Nichts, aber wirklich gar nichts hat doch auf diese Wende hingedeutet? Oder doch? Doch!
Kopf hoch, Brust raus
Aber bitte, was denn? Nun, ganz voran die Körpersprache. Trotz Rückstand, trotz Juves Riesengelegenheit zum 3:0 durch Dauer-Störenfried Alvaro Morata kurz nach der Pause, trotz spielerisch mauer Darbietung - die Bayern-Spieler behalten stets den Kopf oben, drücken die Brust stolz raus. Die Körpersprache, ein Beleg der Überzeugung. Zweifel? Nicht nach außen. Und so erklärt Thomas Müller später: "Uns war klar, dass wir in der Lage sind, in einer Halbzeit zwei Tore zu erzielen." Nun, so etwas lässt sich nach erfolgreich getaner Arbeit leicht sagen. Aber dieser Satz passt so gut zu der ganz speziellen Mentalität, die den Klub seit Jahren fast mystisch umweht, die er fest in seiner DNA verankert hat: "Mia san mia" - bis zum Schluss.
Versuche das Mysterium dieser vom Klub propagierten einmaligen Siegermentalität zu entschlüsseln müssen scheitern. Aber es ist doch so: Der FC Bayern München gewinnt Titel am Fließband. 25 Deutsche Meisterschaften sind es bislang, 17 Triumphe im DFB-Pokal, 5 Mal stemmten die Münchener die Trophäe des europäischen Landesmeistertitels in den Himmel. Hinzu kommen Erfolge im Europapokal der Pokalsieger (1), im Uefa-Cup (1), im Weltpokal (2) und bei der Fifa-Klubweltmeisterschaft (1). Das alles kommt nicht von ungefähr und hat mit dem von Kritikern gerne bemühten "Bayern-Dusel" allein genauso wenig zu tun wie mit den Millionen, die der Klub seit Jahren in seinen Kader investieren kann - wenn auch das sicher ein Teil des Erfolgsfundaments ist.
Müller, das Mentalitäts-Metrum
Es ist aber eben nur ein Teil. Die Bayern leisten sich seit Jahren bei ihren ganz großen Transfers kaum Fehltritte. Mit der hohen sportlichen kommt aber auch eine unerschütterliche mentale Qualität. Wer für den FC Bayern spielt, der zweifelt nicht. Nicht daran, national die Nummer eins zu sein, nicht daran, international die Nummer eins sein zu können. Thomas Müller, das Eigengewächs des Klubs, lebt dieses Selbstbewusstsein aus wie kein Zweiter im Kader.
Müller ist das unumstrittene Mentalitäts-Metrum des Klubs. Zweifelt er nicht, zweifelt kein anderer - siehe das von seinen Mitspielern erzwungene, durch ihn vollendete 2:2 in der 91. Minute, siehe die mit Überzeugung herausgespielten Treffer zum 4:2-Endstand. Komme was wolle, komme wer wolle. Ein Sieg der Bayern - immer möglich. Dieser ewige Glaube macht den Klub so stark, so erfolgreich. Fange mir bloß niemand an, den Klub zu früh aus der Champions League zu schreiben, und schon gar nicht bei einem 0:2-Rückstand.
Quelle: ntv.de