Bayern-Bosse sticheln gegen Löw "Müller kann man überall brauchen"
28.01.2020, 14:34 Uhr
"Tut jeder Mannschaft gut": Thomas Müller.
(Foto: imago images/ULMER Pressebildagentur)
Beim FC Bayern erlebt Thomas Müller gerade seinen zweiten Frühling. Nach dem 5:0 gegen den FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga bringt er sich zurück ins Gespräch für einen EM-Einsatz - zumindest in der Chefetage des FC Bayern. Die Bosse machen Druck auf Bundestrainer Joachim Löw.
Thomas Müller hatte diesen Moment schon in einer der bittersten Stunden seiner Karriere herbeigesehnt. "Das Spiel ist noch nicht aus", sagte der Weltmeister von 2014 im März vergangenen Jahres trotzig nach der überraschenden Ausbootung durch Joachim Löw. Und tatsächlich: Die Forderungen nach einem Comeback des formstarken Münchners in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft werden lauter, Müller liebäugelt offenbar mit der EM.
Er wolle Löw zwar "keine Ratschläge geben", sagte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern. Der Bundestrainer sei schließlich erfahren genug und habe große Erfolge gefeiert. Aber: "Ich sage immer, wenn einer top spielt - und ich hoffe, dass Thomas weiter top auf diesem Niveau spielt -, wird da möglicherweise ein Umdenken stattfinden."
Und Präsident Herbert Hainer sagte bei Sport1, Müller könne "man überall brauchen, ganz egal ob hier in München oder bei der Europameisterschaft. Er tut jeder Mannschaft gut". Zuletzt war Müller für die Olympia-Auswahl gehandelt worden, auch Löw nannte den 100-maligen Nationalspieler "eine Möglichkeit" für Tokio. Für den Offensivspieler sind die Gedanken an eine Reise nach Japan, womöglich an der Seite seiner reitenden Ehefrau Lisa, "eine coole Spinnerei". Doch träumt er nicht insgeheim von der EM?
"Aktuell haben wir noch ganz andere Aufgaben", sagte er am vergangenen Wochenende im ZDF-Sportstudio. Ja, er stehe als langjähriger Nationalspieler auf der Liste der Nationalen Anti Doping Agentur - eine Voraussetzung für Olympia -, "aber es gibt ja erstmal noch viele andere Großveranstaltungen im Fußball. Das Meisterschaftsfinale, das DFB-Pokalfinale, Champions League, Europameisterschaft." Aha.
"Brauchen bayrischen Esprit"
Nach seinem DFB-Aus hatte Müller noch auf Löw ("kein guter Stil", "hat mit Wertschätzung nichts zu tun") geschimpft. Löw wiederum hatte einer möglichen Rückkehr zumindest im Fall des ebenfalls aussortierten Mats Hummels zuletzt mehrfach eine Absage erteilt. Allerdings öffnete DFB-Direktor Oliver Bierhoff die Tür einen Spalt breit, als er erklärte, es sei "noch kein Spieler" offiziell verabschiedet worden. Es sei "nie so gedacht" gewesen, dass das Aus für Müller, Hummels und Jérome Boateng endgültig sei.
Für Hummels wie Müller gibt es Argumente. "Man sieht jetzt insbesondere bei Thomas: Er kommt ein bisschen in den zweiten Frühling", sagte Rummenigge. Der 30-Jährige ist mit zwölf Assists der beste Vorlagengeber der Bundesliga, seit dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hansi Flick blüht er auf. War er in den ersten zehn Ligaspielen (451 Einsatzminuten/kein Tor/vier Vorlagen) nur alle 113 Minuten an einem Treffer beteiligt, benötigte er in den neun unter Flick (689/vier/acht) nur 57 Minuten. "Wir brauchen seine Tore, seine Vorlagen und seinen bayerischen Esprit", sagte Rummenigge, "er ist für uns ohne Frage ein wichtiger Spieler".
Kann das auch wieder für Löw gelten? In einer Online-Umfrage der "Bild"-Zeitung äußerten 70 Prozent der rund 90.000 Teilnehmer, Löw solle den Ur-Bayern zur EM mitnehmen. Aber: Der Bundestrainer hat aktuell nur in der Abwehr Sorgen, vorne nicht. Sky-Experte Lothar Matthäus erwartet "eher ein Nein" von Löw - und sieht Müller in Tokio.
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid