Fußball

Newcastle will Klub-Legende Müller und das wildeste Bayern-Gerücht des Jahres

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Die Berichte über das Interesse von Newcastle United dürften Thomas Müller amüsieren.

(Foto: imago images/Eibner)

Haben Sie in den letzten Jahren schon einmal an ein Bayern München ohne Thomas Müller gedacht? Bald schon könnte es so weit sein - wenn man den aktuellen Gerüchten Gehör schenkt. Newcastle United will den deutschen Nationalspieler. Der aber will womöglich was ganz anderes.

Südlich von Newcastle steht auf einer kleinen Erhöhung eine rostbraune Stahlskulptur. Mit mächtigen Flügeln überblickt der "Engel des Nordens" das Geordie-Land dort oben im unwirtlichen Teil Großbritanniens. Die Kosten für den Koloss beliefen sich damals im Jahr 1998 auf rund 800.000 Britische Pfund oder umgerechnet ungefähr 1,2 Millionen Euro. Er soll mindestens 100 Jahre in der Landschaft südlich von Newcastle stehen.

Das Werk des Künstlers Antony Gormley gehört zu der Region wie die Freiheitsstatue zu New York oder wie Thomas Müller zu Bayern München. Der 32-jährige Nationalspieler soll nun jedoch ins Visier von Newcastle United geraten sein. Das ist einerseits nicht überraschend, andererseits jedoch auch unfassbar amüsant. Was soll Thomas Müller in Newcastle? Was soll Thomas Müller beim reichsten Klub der Welt?

Geld verdienen. Viel Geld verdienen. Das zumindest ist die naheliegende Antwort und womöglich auch die einzig plausible Antwort. Denn, wie der Kollege Tobias Nordmann hier souverän aufgeschrieben hat, sportlich ist die Situation in Tyneside noch trister als der ewige Nebel, der über der alten Industriestadt zu hängen scheint und nur durch die Lichter des St. James' Park, der Heimat von Newcastle United, ausgeleuchtet wird.

Schweinsteiger wechselte auch ...

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Der "Engel des Nordens" südlich von Newcastle.

(Foto: imago images/russellkord.com)

Zwar blühen dort durch die Übernahme der "Magpies" durch eine dem Staat Saudi-Arabien nicht nur nahestehende, sondern vielmehr sich aus der Elite des Landes rekrutierende Investorengruppe die wildesten Transferträume. Ousmané Dembélé soll kommen, Niklas Süle auch und eigentlich jeder Spieler dieser Welt. Doch Thomas Müller ist nicht "jeder Spieler dieser Welt". Müller zu Newcastle United bleibt einfach zu abwegig, um überhaupt darüber nachzudenken. Auch um darüber Zeilen zu schinden, wie es hier nun jedenfalls doch geschieht, weil eben die Absurdität des Gedankens jedem Fan des Fußballsports ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Thomas Müller sollte schon einmal wechseln. Damals war Niko Kovac, nicht Julian Nagelsmann, am Ruder. Der hatte in seiner bescheidenen Art nicht nur das Urgestein, das kurz vorher von Joachim Löw aus der Nationalmannschaft geworfen worden war, auf die Bank verfrachtet. Und Manchester United bereitete ein Angebot vor, wie Manchester United immer ein Angebot vorbereitet, wenn ein interessanter Spieler auf dem Markt ist. Es hatte ja sogar schon einmal funktioniert. Als Bastian Schweinsteiger noch keine Romanfigur, sondern ein noch relativ frisch gekürter Weltmeister war, dessen Karriere bei den Bayern jedoch in eine Sackgasse geraten war. Aber Müller ist kein Schweinsteiger. Während Schweinsteiger sich auch über seine Internationalität definierte, reicht dem Raumdeuter bekanntlich Otterfing. Dort ist er glücklich.

Niko Kovac hatte damals nicht nur Müller abgesägt, sondern die Qualität des Kaders infrage gestellt. "Man kann nicht versuchen, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 km/h schaffen. Man muss das anpassen, was man hat", hatte er kurz vor seiner Entlassung in München zum Besten gegeben und sich damit für den Preis für eine der größten Fehleinschätzungen der jüngeren Fußballgeschichte beworben. Erst ging Kovac und Hansi Flick kam und dann begann das unglaubliche Titel-Jahr der Bayern. Ein Eckpfeiler: Thomas Müller, dem Tempo nie so wichtig war wie das Auge für Räume.

... und Müllers Vertrag läuft bald aus

Müller also kehrte zurück in die Startelf und ist über zwei Jahre nach Kovac immer noch einer der wichtigsten Spieler der Bayern. Er steht immer in der Startelf, er ist fast immer an mindestens einem Tor beteiligt und auf dem Platz selten zu überhören. In den Geisterspieljahren hat er sich als Spielertrainer etabliert, dessen Kommandos nicht nur durch die leeren Stadien hallen, sondern auch in den Köpfen seiner Mitspieler ankommen. Er diente dem aktuellen Trainer der Bayern, Julian Nagelsmann, als Inspiration, als dieser über die Einführung von Head Sets für Spieler philosophierte, um den Fußball auf eine neue technische Ebene zu heben.

In 18 Monaten läuft Müllers aktueller Arbeitsvertrag in München aus. Er wird dann älter sein, beinahe 34 und irgendwann wird seine Zeit als Fußballer enden. Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir das Newcastle-Gerücht vor genau diesem Hintergrund sehen. "Ob es Manuel Neuer, ob es Robert Lewandowski, ob es Thomas Müller ist - es sind alles Größen dieses Vereins, alles Spieler, an denen man auch die Erfolge des letzten Jahrzehnts und die aktuellen Erfolge festmachen kann", erklärte Bayern-Vorstand Oliver Kahn am Mittwoch. "Es versteht sich von selbst, dass wir mit all diesen Spielern in den Austausch gehen, um auch zu verstehen, was sie für Überlegungen haben und was sie wollen. Natürlich ist das auf unserer Agenda ganz oben in der nächsten Zeit."

Doch anders als mit Neuer, der kurz vor einer Verlängerung stehen soll und anders als mit Lewandowski, der mal mehr und mal weniger offensiv mit einem Wechsel flirtet, ist es bislang ruhig um Thomas Müller geblieben. Die aktuellen Gerüchte rund um Newcastle United sind somit eigentlich nur ein kleiner Hinweis an den Verein. Thomas Müller ist auch noch da. Und er gehört zu Bayern München, so wie der Engel des Nordens zur Industrieregion rund um Newcastle gehört und die Freiheitsstatue zu New York.

Quelle: ntv.de

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